Noch mal einen lieben Dank an meine Schweizer Genoss*innen, durch die sieben Veranstaltungen in verschiedenen Orten möglich wurden! Ich hatte eine gute Zeit, bin super netten Menschen begegnet, konnte ein paar inhaltliche Akzente setzen und auch mich selbst noch etwas besser verstehen. ~ John Lost wird sicherlich mal wiederkommen.
Ich freue mich, dass ich mal wieder etwas unterwegs bin und in unbekannten Kontexten neuen Menschen begegnen kann. Dazu fahre ich in die Schweiz und werde dort einige Veranstaltungen machen. Ich bin gespannt, welche Eindrücke ich gewinnen und mit wem ich in Kontakt kommen werde. Das sind die Termine:
27.03. Bern, Uni – (Anti-)Politik. Zum paradoxen anarchistischen Politikverständnis 28.03. Brig/Wallis – Grundlagen des Anarchismus. Ethische Werte, Organisationsprinzipien, theoretische Konzepte 29.03. Bern, Politbib – Das Spannungsfeld zwischen Einzelnen und Gemeinschaft im Anarchismus 30.03. Baden, Royal – Mit, gegen oder jenseits von Politik 31.03. Winterthur – Soziale Revolution und Gesellschaftstransformation im Anarchismus 01.04. Zürich, Universität – Anarchismus, Theorie und Wissenschaft 02.04. Basel – Das Spannungsfeld zwischen Einzelnen und Gemeinschaft im Anarchismus
Der Anarchismus ist in sich äußerst plural. So gibt es neben anarchistischen Individualismus, Kommunismus und Syndikalismus noch weitere Strömungen und Traditionen in ihm. Weiterhin bestehen unter Anarchist*innen teilweise sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie Selbst- und Gesellschaftsveränderung im Zusammenhang stehen, wann Gewaltanwendung legitim ist, wie mit Entfremdung umgegangen werden kann und was Natur und Technik eigentlich sind. Außerdem finden sich im anarchistischen Denken zahlreiche Paradoxien. Sie kommen beispielsweise in den Konzepten von Zwischenraum, direkte Aktion, konkrete Utopie oder soziale Revolution zum Ausdruck. Thema des Vortrags ist, wie diese unglaubliche Vielfalt erklärt und in einen Zusammenhang gebracht werden kann.
Die Veranstaltung in Heidelberg fand in einer wunderbaren Atmosphäre statt, da wir erst gemeinsam miteinander gegessen haben, ich spontan zwei bekannte Personen traf und zwei mir vorher unbekannte stabile Genoss*innen kennenlernen durfte, mit denen ich noch bis spät abends diskutierte. Auf den Wunsch mehrerer Personen hin, möchte ich die Folien meines ausgiebigen Vortrags von gestern zugänglich machen.
Für jene, die interessiert sind, aber nicht die Gelegenheit haben, kann der Vortrag noch mal HIER in der Version von vor einem Jahr angehört werden, wobei ich ihn kontinuierlich weiter entwickle..
Witzigerweise erstellte ein weiterer Mensch auch spontan diesen QR-Code zu meinem Blog. Warum nicht, denke ich mir, auch wenn ich das zugleich für modernen Schnickschnack und mystische Zauberei halte 🙂
Weiterhin werde ich nicht jede meiner Veranstaltungen hier gesondert erwähnen. Unabhängig von meinen eigenen Aktivitäten, werde ich aber von Zeit zu Zeit darauf hinweisen, um zumindest bestimmte Auszüge aus der anarchistischen Szene im deutschsprachigen Raum zu dokumentieren. Denn neben der Wissensvermittlung, Agitation und Unterhaltung, die ich in meinen Veranstaltungen anbiete, werden mit diesen auch Räume für gemeinsamen Austausch und Begegnung geöffnet…
Weil sie leider doch nie veröffentlicht wurden, hier drei Vorträge auf frei gesprochenem (d.h. relativ schlechtem) englisch, die ich bei der Anarchist Studies Conference 2020 online gehalten habe. Es handelt sich nicht um Meisterwerke und vermutlich sind sie auch nicht übermäßig spannend. Aber eben Teil meiner Arbeit.
Sie können auf mega.nz heruntergeladen werden, solange ich den account nicht abschalte oder die Dateien lösche. Es gibt kein Copyright, also verbreitet das von mir aus auch – gebt mir aber auch gerne einen Hinweis dazu.
Die Klimabewegung im Zwiespalt~ Zwischen nach Autonomie strebender emanzipatorischer sozialer Bewegung und Faktor zur Erneuerung des staatlichen Kapitalismus
Der am langsamsten gesprochene Vortrag, den ich je gehalten habe! Leider unbearbeitet und ungeschnitten, aber zu Dokumentation hier festzuhalten. Nun ja, da kann ich besser und lebendiger werden…
Beschreibung
Die Gesellschaftsform in der wir leben wird sich in den nächsten Jahrzehnten grundlegend verändern. Die Frage ist allerdings, wie dies geschieht und in welche Richtung der Wandel gedrängt wird. Klimabewegte fordern die Regierungen oftmals auf, jetzt endlich zu handeln, weil sich das Zeitfenster zur Abmilderung des Klimawandels immer weiter schließt. Wie sieht es aber mit der Klimagerechtigkeitsbewegung selbst aus? Wohin orientieren sich Menschen in ihr? Wie stellen sie sich Gesellschaftstransformation vor?
Die Klimagerechtigkeitsbewegung befindet sich im Zwiespalt zwischen einer nach Autonomie strebenden emanzipatorischen sozialen Bewegung und einem Faktor zur Erneuerung des staatlichen Kapitalismus. Wie lässt sich sozial-ökologische Revolution zur Überwindung der ökozidalen Klassengesellschaft denken? Wie entgehen wir dem Fatalismus des Lebens in der menschengemachten Apokalypse ebenso wie den leeren Versprechungen des sozial-ökologischen Reformprojektes? Auf welche Grundlagen kann sich eine radikale Klimagerechtigkeitsbewegung stellen und handlungsfähig werden? Diesen Fragen möchte ich anhand von Thesen nachgehen und anschließend mit euch diskutieren
gehalten am: 19.05.2021 / Public Climate School / Students for Future Jena
Schließlich noch die Aufzeichnung eines Vortrags, den ich am 23.02. bei der FAU Leipzig gehalten habe, auf:
Wie immer handelt es sich selbstverständlich um eine bestimmte Sichtweise. D.h. ich spreche hier NICHT im Namen der FAU, auch wenn wir den Lektüre-Workshop in ihrem Rahmen organisiert haben. (Das ist nicht nur eine formale Äußerung, sondern einfach fair gegenüber allen, die andere Sichtweisen haben und auch näher an der gewerkschaftlichen Praxis sind als ich!). Der erste Teil zur Klassengesellschaft ist im Verhältnis zu den anderen Punkten etwas lang g
eraten. Im Grunde genommen bräuchte es eigentlich 5 Grundlagen-Vorträge, in denen die einzelnen Gliederungspunkte angemessen und fundiert ausgeführt werden würden: 1) Klassengesellschaft im 21. Jahrhundert, 2) Geschichte des Anarch@-Syndikalismus, 3) Grundbegriffe, 4) Die Kluft überwinden: Ansprüche und Wirklichkeiten, 5) Konturen eines libertären Sozialismus und die Rolle autonomer Gewerkschaften heute.
Der anarchistische Syndikalismus ist eine Strömung in der Gewerkschaftsbewegung, welche die Selbstorganisation der Arbeiter*innen, ihre Autonomie gegenüber Staat und Parteien und den Föderalismus betont. Mit ihm werden die direkte Aktion als Methode bevorzugt, die Ermächtigung der Arbeiter*innen und die Herausbildung ihres Bewusstseins befördert. Anarchistische Syndikalist*innen gehen dabei von einem weiten Klassenbegriff aus, unter dem sich Lohnabhängige aus unterschiedlichen sozialen Situationen und Positionen in der Klassengesellschaft zusammenschließen können. Dabei dienen die Syndikate zugleich als Kampforganisationen und Keimzellen der angestrebten Gesellschaft und versuchen sie somit bereits im Hier&Jetzt zu verwirklichen.