Linke Pseudo-Widersprüche

Lesedauer: 3 Minuten

Auf https://leftvalues.github.io/ kann man einen interessanten Test machen, mit welchem die eigenen „linken“ Werte ermittelt werden. Unten findet sich mein Ergebnis. Da ich in der Kategorie „Marxismus-Leninismus“ 0% und bei „Sozialdemokratie“ auf 15,1% gelandet bin, während die höchste Übereinstimmung „Öko-Anarchismus“ und darauf folgend „Anarcho-Kommunismus“ (98,5%) ist, kann der Test schon mal nicht so falsch sein…

Zwar sind viele der 72 Fragen durchaus für das Nachdenken über gesellschaftliche Transformation und die Einschätzung verschiedener Ansichten dazu relevant. Gleichzeitig tauchen bestimmte Themen jedoch überhaupt nicht auf.

mein Ergebnis in binär gedachten Kategorien

Vor allem sind die Fragen aber häufig in falschen Entgegensetzung formuliert. Beispielsweise: „Es ist akzeptabel, dass die Menschheit in nennenswertem Maße leidet, um das natürliche Ökosystem zu erhalten.“ – Ohne ein funktionierendes Ökosystem wird die Menschheit sich bei der aktuellen ökologischen Katastrophe selbst größtenteils auslöschen, was sicherlich als ein „nennenswertes Maß“ an Leiden begreifen müsste. Worum es gehen muss, ist die Etablierung eines anderen gesellschaftlichen Naturverhältnisses.

Und so geht es weiter mit den Pseudo-Widersprüchen (s.u.). Z.B. bin ich nicht dadurch, dass ich Parteipolitik nicht gutheiße, „sehr gewerkschaftlich“. Auch „Wissenschaft und Utopie“ sind nur bei jeweils bestimmten Verständnissen von ihnen Gegensatzpole. Schließlich beinhaltet das anarchistische Konzept von sozialer Revolution, gesamtgesellschaftliche Transformation mit konkreten Verbesserungen zu verbinden… Was die Frage nach (De-)Zentralität angeht, war mir auch nicht bewusst, dass ich da so „extremistisch“ eingestellt bin…

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Eine sozial-revolutionäre Protagonistin?

Lesedauer: 2 Minuten

Heute schaue ich mir bei linken Feministinnen an, wie sie mit dem Widerspruch umgehen, dass Alexandra Kollontai zwar einerseits grundlegend für die Emanzipation von Frauen, ein anderes Verständnis von Mutterschaft und sexuellen Beziehungen eintrat, aber andererseits den Stalinismus stillschweigend mitrug.

Alexandra Kollontai oder: Revolution für das Leben – Workshop mit Katharina Volk

von: https://monaliesa.de/termine/#Kollontai

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Material: Anarchismus – Sozialismus?

Lesedauer: 3 Minuten

Mit diesem Schema wird deutlich, dass ich den Anarchismus als Hauptströmung des Sozialismus ansehe. Die leite ich einerseits aus der Ideengeschichte ab und andererseits aus der ethischen Wertebasis, die meiner Ansicht nach alle „echten“ Sozialist*innen teilen. Beispielsweise haben sich die anarchistischen in zahlrecihen Debatten und Streits innerhalb des sozialistischen Lagers entwickelt. Als sich der Anarchismus als eigenständige Strömung formierte, geschah dies, um die als ursprünglich angenommenen Organisationsvorstellungen (z.B. den Föderalismus, die Dezentralität) und die Grundanliegen (z.B. der Anti-Nationalismus, Selbstorganisation von unten) entgegen dem hierarchischen Prinzip von sozialistischen Parteien und ihrer Integration in die bestehende politische Ordnung zu verteidigen. John Holloway macht diese Unterscheidungen der Hauptströmungen des Sozialismus in Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen auf und ebenso Erik Olin Wright in Reale Utopien.

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Zur Aktualität von Charles Fourier – Spätaufklärer und Frühsozialist

Lesedauer: 21 Minuten

zuerst veröffentlicht in: Paradox-A / März 2014

von Jonathan Eibisch

I Eine Entdeckung, welche die Welt verändern würde

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Als großherziger, nachdenklicher und sehnsüchtiger Mensch beschäftigen Sie sich Jahre ihres Lebens damit, ein Rezept für einen Verjüngungstrank zu finden. Auch wenn Sie nie Chemie studiert haben, experimentieren Sie privat mit verschiedensten Zutaten und Verfahren, weil sie der brennende Wunsch nicht los lässt, die Formel diesen Tranks zu finden, welcher ewige Jugend bescheren würde. Es geht Ihnen dabei gar nicht um sich selbst, sondern um die ganze Menschheit, welche davon augenscheinlich profitieren würde. Oder: Sie arbeiten an der Erfindung einer Zeitmaschine, wenngleich sie nie Physik studiert haben. Sicherlich, Sie haben über verschiedene Theorien dazu gelesen und sich verschiedene technische Fähigkeiten angeeignet. So sitzen Sie also in einer Garage und schrauben an diesem monströsen technischen Apparat herum, mit der festen Überzeugung, kurz vorm technischen Durchbruch zu sein, welcher das Leben der ganzen Menschheit, quasi die komplette existente Welt vollständig verändern würde.

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