Dieser Text ist deswegen interessant, weil Rocker eine differenzierte und kluge Sichtweise auf den Wahlvorgang, den damit einhergehenden Illusionen und Frustrationen hat. Er richtet sich an die eigenen Leute, die Politikverdrossenen, jene, die nicht nur von den Sozialdemokraten verraten wurden, sondern auch der sich seinerseits neu formierten KPD zurecht skeptisch gegenüber stehen – also an das antiautoritäre, libertär-sozialistische Lager. Rocker braucht ihnen nicht zu erklären, warum Wahlen problematisch sind – auch wenn als allgemeines und gleiches Recht tatsächlich erst mit der Einrichtung der neuen Republik gewährt wurden.
Wie der Titel schon aussagt geht es Rocker darum, dass die Angesprochenen trotz ihrer Frustration, ihrer Resignation und ihrem Zorn über das politische System nicht aufhören, sich zu engagieren und Hoffnungen in alternative Organisationsformen zu setzen. Das sind autonome soziale Bewegungen, selbstorganisierte Gewerkschaften, Zusammenhänge kommunaler Selbstverwaltung und von Parteien unabhängige Interessenorganisationen. Die fundamentale Kritik an Staat, Parteien, Wahlen, sei unbedingt gerechtfertigt. Sie alleine bringt aber nicht weiter, wenn mit ihr die eigene Ohnmacht lediglich genährt wird, anstatt ihr zu begegnen und sie zu transformieren.
Dabei ist es nicht so, dass die selbstorganisierten Arbeiter*innen überhaupt keine Macht hätten. Im Gegenteil haben sie mit ihren Aktivitäten durchaus beachtliche Erfolge erzielt. Diese aber sind schwer zu vermitteln und zu sehen, wenn Politik scheinbar aus Parteigeschaher und ihren medialen Darstellungen zu bestehen scheint, wenn dort die eigentliche Macht zu liegen scheint….
Mit diesem Text will ich nicht aussagen, dass mensch nun nicht wählen sollte. Das bleibt selbstverständlich die Entscheidung jeder einzelnen Person. Ich will damit aber auch nicht sagen, dass mensch wählen soll. Sondern, dass mensch sich Gedanken machen soll, wie wir uns selbst organisieren und autonome Kämpfe führen können.
