Um 1900 erschien Rudolf Rockers Text Sozialdemokratie und Anarchismus. Insbesondere in Deutschland entstand die anarchistische Bewegung durch Abgrenzung von sozialdemokratischen Parteien und Organisationen. Rocker selbst war dort aktiv und schreibt in seiner Autobiografie ausführlich, wie sein radikaler Flügel durch perfides Parteigeklüngel ausgegrenzt wurde. So fand er später – wie schon zuvor der umtriebige Johann Most und andere – zum Anarchismus, den er entscheidend mit prägte. Der Bezug zur Gewerkschaftsbewegung blieb für ihn hingegen ein Leben lang bestehen; auch, als er erfahren musste, wie die Gewerkschaften bei einem internationalen Kongress in Moskau der Führung der KPdSU unterworfen werden sollte. Die mündete in die Gründung der anarcho-sandikalistischen Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), auf einem Kongress 1922, an welcher Rocker maßgeblich beteiligt war. Der Anarchismus – und mit ihm der Anarcho-Syndikalismus – befand sich also in der schwierigen Zwischenposition zwischen Sozialdemokratie und kommunistischen Parteien. Dies führte jedoch auch zur Stärkung seiner Eigenständigkeit.
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