Klassenkampf vs. (Queer-)Feminismus – ein falscher Gegensatz

Lesedauer: 2 Minuten

Tatsächlich war mir nicht bewusst, dass einige Genoss*innen beider Fraktionen einen Gegensatz zwischen (Queer-)Feminismus und Klassenkampf sehen wollen. In der jüngeren Zeit lässt sich eine Ausdifferenzierung der verschiedenen Lager feststellen, was seine Gründe und Folgen, seine Vor- und Nachteile hat. An sich stellt es aber kein Problem dar, dass verschiedene Gruppen und Personen sich auf die Themen konzentrieren, welche ihnen besonders wichtig sind. Im Gegenteil, dies kann auch zu einer gegenseitigen Bereicherung und Bestärkung führen, wenn sich die jeweiligen Fraktionen auch solidarisch und konstruktiv aufeinander beziehen.

Bedauerlicherweise scheint dies in der Realität nicht so einfach zu sein. Die unterschiedlichen Schwerpunkte ergeben sich jedoch nicht aus verschiedenen ideologischen Positionen, sondern aus den Erfahrungen, Kontakten und der Subjektivität der jeweiligen Menschen und Zusammenhänge. Mit anderen Worten: Was eine*r persönlich begegnet und wichtig erscheint wird dann auch im (anti-)politischen Kampf betont und eingefordert. Und dies völlig zurecht. Warum sollte mensch also behaupten, dass entweder Klassenkampf oder (Queer-)Feminismus die entscheidenden Kampffelder sind?

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Identität vs. Klasse? – Wer macht eigentlich linke Politik?

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Ja, ich weiß… es gibt immer viel Kritik an der Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie. Mir gehen die infantilen Reflexe aktuell dann doch auch zu weit. Andererseits verachte ich ebenfalls die Exklusivität, Selbstbezüglichkeit und den Dogmatismus der gesellschaftlichen oder radikalen Linken. Dies ist der große Widerspruch, in dem ich mich bewege. Skylla und Charybdis. Die sozial-revolutionäre Perspektive geht aus dem Zwischenraum beider Pole hervor. Dies ist eben der Unterschied zum Dogmatismus der Linken und den Abwehrreflexen gekränkter Egos, seien es Nietzsche-Fans, Stirner-Apologeten oder Allzudeutsche.

Überhaupt sind Räume und Gelegenheiten zur kontroversen Diskussion eine wichtige und begrüßenswerte Sache, deren transformatives Potenzial nicht zu vernachlässigen ist. Immerhin sind subkulturelle oder radikal-politische Szenen entweder enorm exklusiv oder ihre Inhalte verflachen oftmals völlig und verlieren die Zähne, wenn aus ihnen heraus versucht wird, einen Teil der Mehrheitsgesellschaft zu adressieren. Ohne produktiven Streit keinerlei Weiterentwicklung – allerdings bleibt dafür dennoch zu klären, auf welcher Grundlage die Auseinandersetzung stattfindet, welche Rahmenbedingungen für sie gelten und was eigentlich das Ziel solcher Diskussionen sein soll.

Insbesondere Letzterem verweigert sich die Philosophie, auch die politische Philosophie, in einer verkürzten Vorstellung des Offenhaltens des Diskurses und einer langweiligen Selbstüberschätzung der Wirkungsweise ihrer Protagonist*innen. Statt um sich selbst zu kreisen und sich an ihren Gedankengängen zu ergötzen, mit welchen sie dies oder jenes Handeln und Sein Anderen empfehlen, gälte es, eine gestalterische gesellschaftliche Rolle einzunehmen, zu intervenieren und im besten Sinne emanzipatorisch zu bilden. ~ Auch hier verläuft also eine Grenze zwischen meiner Position und jener der Organisierenden.

Dennoch habe ich große Lust, mit Thomas Seibert und Tobias Prüwer zu diskutieren und bin gespannt darauf. Auch die Themenfelder der kommenden Podien zu „Emotion“, „Ästhetik“ , „Sprache“, „Apokalypse“ und „Utopie“ sind prinzipiell sehr interessant. Und danach… schaue ich mal weiter, wie ich mich dazu verhalte.

Kritischer Kommentar zu „Schwarze Flamme“

Lesedauer: 7 Minuten

Eine Rezension für das große Buch von Michael Schmidt und Lucien van der Walt (englisch 2009, deutsch 2013) brauche ich sicherlich nicht mehr schreiben, aber ja, ich habe es jetzt auch mal ganz gelesen. Ersterer Autor hat politisch ja etwas geirrlichtert, wie man so munkelt. Allerdings ging ich ohnehin davon aus, dass vor allem van der Walt das Werk geschrieben hat, zu welchem der angekündigte zweite Band, in welchem es um Syndikalismus weltweit gehen sollte, leider bisher nie erschienen ist.

Gut und beeindruckend an Schwarze Flamme ist die fundierte Recherche und der nachvollziehbare Argumentationsgang. Die Autoren stecken wirklich in den Debatten der jeweiligen Zeit drin. Syndikalismus wäre in der heutigen Welt mit ihrer armen, („eindeutig“ so zu benennenden) Arbeiter*innenklasse von mehr als 2 Milliarden Menschen und den entsprechenden eklatanten Vermögens- und Machtunterschieden der Klassen im 21. Jahrhundert eine relevante Bewegung. Was jedoch weitgehend vergessen worden wäre, sei die Geschichte des Syndikalismus, weswegen Schmidt und van der Walt ein vorrangig historisches Buch schreiben wollten. Dabei gälte es insbesondere an die „glorreiche“ Zeit des Syndikalismus zwischen 1890 und 1920 zu erinnern. – So weit, so verständlich. Gegen die historische Betrachtung habe ich nichts und zweifellos lässt sich aus vergangenen Debatten und Erfahrungen viel für die heutige Praxis lernen. Zu viel wird immer wieder vergessen und verdreht. Zugleich finde ich die Herangehensweise dahingehend schwierig, als das sie ihren Gegenstand meiner Ansicht nach als angestaubt konserviert und ihn als Sozialromantik konserviert. Wie viele Mitglieder welche syndikalistische Gewerkschaft hier und da irgendwann hatte – meine Güte, ich kann es nicht mehr hören! In gewisser Hinsicht bilden die Autoren damit allerdings tatsächlich den theoretischen Stand des Syndikalismus ab. Eine neue große Geschichte, kann nur geschrieben werden, wenn sie sich auf die alte bezieht, aber auch aus ihre herausschält.

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