
Wer hat das nicht schon mal gedacht oder gesagt: Dass die Linke versagt hat? Gibt man bei einer Suchmaschine die Begriffe „Linke“ und „versagen“ ein, erscheinen auf den ersten Seiten schon äußerst interessante Beiträge. Der marxistische Staatstheoretiker Bob Jessop sprach über das Versagen „der“ Linken in „der“ Krise 20121, ebenso wie der Ökosozialist Christian Zeller aktuell ein Versagen von Gewerkschaften und sozialistischen Parteien in der Corona-Krise feststellt2. In Hinblick auf die Krise in Griechenland hätte die europäische Linke versagt3 – wobei sich die Frage stellt, ob nicht die Partei SYRIZA selbst zu den optimistischen Versagern gehört. Auch der sich selbst als „Anarchist“ verstehende Liedermacher Konstantin Wecker sieht einen langen Versager-Zyklus „der“ Linken aufgrund der Durchsetzung neoliberaler Reformen4. Ein linker Populismus sei nur das Kaschieren des eigenen Versagens, meint jemand5 und auch in Österreich habe die Linke versagt und das Land „verloren“6. In Die schwarze Republik und das Versagen der Linken (2015) meint Albrecht von Lucke, das Versagen der Linken ließe sich perspektivisch vielleicht damit gut machen, wenn es wieder die Möglichkeit einer Regierungskoalition von der LINKEN und der SPD gäbe7. Auch Roberto J. De Lapuente meint Rechts gewinnt, weil Links versagt und rechnet mit den ewigen Grundsatzdebatten, der Abgehobenheit, dem Moralismus und den inneren Widersprüchen „der“ Linken ab8. (Das wird wohl ein richtiger Insider sein.) Und selbstverständlich habe die Linke, keine Verankerung mehr in „der“ Arbeiter*innenklasse – das wissen wir ja ohnehin bereits.
„Linke Versagerei“ weiterlesen