4 Direkte Aktion

Lesedauer: < 1 Minute

… bezeichnet ein Handeln, mit welchem direkt auf als negativ erachtete Strukturen und Abläufe eingegriffen wird, während gleichzeitig →präfigurativ auf Institutionen und Handeln verwiesen wird, welches angestrebt wird. Mit direkten Aktionen wird nicht an politische Mächte appelliert. Ebenso wenig handelt es sich um ein rein ethisches Verhalten, welches vorgelegt wird. Vielmehr handelt es sich um eine Mischform von beidem, insofern direkte Aktionen ethisch motiviert sind, aber Umstände über das eigene Leben hinaus grundlegend ändern sollen. Direkte Aktionen sind vom Zivilen Ungehorsam insofern zu unterscheiden. Erstere beziehen sich auf Vorstellungen, Werte und Konzepte außerhalb des gesetzlich geltenden Rahmens und hegemonialen Bewusstseins, während mit Letzteren noch an politisch Machthabende appelliert und auf eine geltende Verfassung verwiesen wird. Dies bedeutet aber weder, dass direkte Aktionen nicht sehr wohl häufig allgemein verständlich und alltäglich sind, noch, dass sie primär mit Gewalt zu tun haben.

Anarch@-Syndikalismus und (Anti-)Politik [TEIL 1]

Lesedauer: 6 Minuten

Ein Beitrag zur politischen Theorie des Anarchismus

zuerst veröffentlicht am 03.09.2022 auf: Direkte Aktion

Im Folgenden werde ich einige Erkenntnisse wiedergeben, welche ich durch meine intensive Beschäftigung mit der politischen Theorie des Anarchismus gewonnen habe. Die Grundüberlegung lautet, dass es im anarchistischen Syndikalismus ein Unbehagen mit Politik gibt und eine bestimmte Kritik an ihr besteht, während zugleich eine Bezugnahme auf Politik geschieht und auch unvermeidlich ist. Gerade aus diesem Spannungsverhältnis entspringen direkte Aktionen, dynamische Organisationen und eine konstruktive sozial-revolutionäre Perspektive. Die im Beitrag formulierte Herangehensweise ist keineswegs an sich „richtig“, sondern ein Vorschlag, um anarch@-syndikalistische Praxis zu interpretieren und zu reflektieren. Der Wahrheitsgehalt dieses theoretischen Inputs erweist sich letztendlich in Erfahrungen, Diskussionen und sozialen Kämpfen.
Mit meinem Text verfolge ich vier Ziele: Erstens möchte ich Interessierten Wissen vermitteln, zweitens Genoss*innen anregen, sich ein Bewusstsein über ihre Tradition und Position, ihre Organisations- und Aktionsformen zu bilden, drittens das theoretische Denken im Anarchismus weitergeben und erneuern und viertens auf meine Tätigkeiten hinweisen.

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Friedliche Sabotage? – Eine Darstellung und Besprechung

Lesedauer: 32 Minuten

In Anschluss an eine Hausarbeit stellt Max Leurle die Entwicklung und die Debatten um friedliche Sabotageakte, aus Notwendigkeit für das Überleben von menschlichem und nicht-menschlichem Leben auf der Erde dar. Der Beitrag kann hier gelesen oder herunter geladen werden und ist ein Versuch, der vermutlich noch weiter bearbeitet wird.

Der Ruf nach friedlicher Sabotage – Ausdiskutieren und Totdiskutieren?

Der Fokus auf eine potenzielle Effektivität und antizipierte Legitimität von Sabotage befördert die Vorstellung von Aktivist*innen als rein rationale Akteur*innen und minimiert die historische Kontingenz politischer Kämpfe. Den Handlungsspielraum durch eine vermeintlich faktenbasierte Antizipation von Legitimität und Effektivität bestimmter Aktionen bewusst zu beschränken, ist kein Ausdruck von Reflexionsvermögen, sondern offenbart einen dreifachen Bezugsverlust zur eigenen politischen Praxis.

In der Klimabewegung tobt seit einigen Monaten die Debatte um die systematische Nutzung von Sabotageaktionen als politisches Mittel. Angestoßen wurde die Diskussion von Andreas Malm in seinem Buch How to blow up a pipeline. Learning to Fight in a World on Fire. Malm konstatiert der Klimabewegung im globalen Norden einen Hang zum Pazifismus, welcher das Potential der Bewegung einschränke, da insbesondere die strategische Nutzung der Sabotage von fossilen Infrastrukturen besondere Möglichkeiten eröffne. In einem Diskussionsbeitrag in der taz widerspricht Dieter Rucht, Gründer des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung, den Thesen von Andreas Malm öffentlich.

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Aufruf zur reptiloiden Weltrevolution (beim CCC)

Lesedauer: < 1 Minute

Unter https://media.ccc.de/v/rc3-11498-schwurbeldemos_der_neuen_rechten_und_gegenprotest ist eine aufgezeichnete Veranstaltung mit dem Titel

Schwurbeldemos der Neuen Rechten und Gegenprotest. Aufruf zur reptiloiden Weltrevolution

zu finden, welche am 27.12. beim CCC (online) stattfand. (Beim Link funktioniert das Video aktuell noch nicht; eventuell geht der download).

Dazu habe ich ebenfalls 10 Minuten einen Gastbeitrag als „Echsperte“ beigesteuert, um den Sinn, Zweck und Gehalt performativer satirischer Aktionsformen knapp darzustellen.

Die Entschwörung der Echsenmenschen

Lesedauer: 13 Minuten

Konturen einer performativen anti-verschwörungsmythologischen Aktionsform

(zuerst veröffentlicht auf: de.indymedia.org und barrikade.info)

TEASER:

Performative Aktionsformen wie die Clandestine Insurgent Rebel Clown Army, die Front deutscher Äpfel oder feministische Burschenschaften haben ein gewisses Potenzial, reaktionären Gegner*innen einen Riegel vorzuschieben und ihnen gehörig die Suppe zu versalzen.

Bevor mögliche Konturen einer echsistenzialistischen Bewegung vorgeschlagen werden, zunächst einige Überlegungen dazu, warum es sich lohnt, satirische Aktionsformen zu verfolgen. (…) Zunächst macht es Spaß, bei einer aktionistischen Gruppe mitzuwirken. Damit verbunden ist dass satirische Performance-Aktionen in der Regel nicht von heute auf morgen geplant werden können, sondern Zeit, Kreativität und das Zusammenwirken verschiedener Fähigkeiten erfordern. Durch die satirische Aktion kann eine ganz eigene Form der Konfrontation eingegangen werden. Schließlich können satirische Aktionsformen einen bedeutenden emanzipatorischen Gehalt haben. Humor kann im Unterschied zu Zynismus befreiend sein.

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Die Entschwörung der Echsenmenschen

Lesedauer: 13 Minuten

Konturen einer performativen anti-verschwörungsmythologischen Aktionsform

(zuerst veröffentlicht auf: de.indymedia.org und barrikade.info)

TEASER:

Performative Aktionsformen wie die Clandestine Insurgent Rebel Clown Army, die Front deutscher Äpfel oder feministische Burschenschaften haben ein gewisses Potenzial, reaktionären Gegner*innen einen Riegel vorzuschieben und ihnen gehörig die Suppe zu versalzen.

Bevor mögliche Konturen einer echsistenzialistischen Bewegung vorgeschlagen werden, zunächst einige Überlegungen dazu, warum es sich lohnt, satirische Aktionsformen zu verfolgen. (…) Zunächst macht es Spaß, bei einer aktionistischen Gruppe mitzuwirken. Damit ist verbunden, dass satirische Performance-Aktionen in der Regel nicht von heute auf morgen geplant werden können, sondern Zeit, Kreativität und das Zusammenwirken verschiedener Fähigkeiten erfordern. Durch die satirische Aktion kann eine ganz eigene Form der Konfrontation eingegangen werden. Schließlich können satirische Aktionsformen einen bedeutenden emanzipatorischen Gehalt haben. Humor kann im Unterschied zu Zynismus befreiend sein.

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Direkte Aktion im Widerstreit zwischen Egalität und Autonomie

Lesedauer: < 1 Minute

Nora Ziegler macht einen wie ich fand sehr spannenden Punkt auf, indem sie argumentiert, dass der Handlungsmodus der direkten Aktion aus den widerstreitenden Praktiken von Egalität und Autonomie hervorgeht. Sie widersprechen sich nicht. Sie entsprechen sich jedoch auch nicht einfach. Das heißt die Autonomie einer Gemeinschaft (im Sinne ihrer eigenen Regel-Setzung und -Ausübung) führt nichts zwangsläufig zur Anerkennung der Gleichheit all ihrer Mitglieder oder jener anderer Gruppen. Ebenso wenig führt die Herstellung und Gewährleistung von Gleichheit nicht automatisch zur Selbstbestimmung von unterschiedlichen Gemeinschaften, sondern könnte ja beispielsweise zentralistisch durchgesetzt werden. Nora meint, eine sinnvolle Vermittlung aus anarchistischer Perspektive sei nicht einfach gegeben, sondern herzustellen. Gerade dies geschähe durch direkte Aktionen:

We need practices of autonomy that contest universals and we need practices of equality that affirm that we are all equally valid and valuable. […] I would argue that to be both disruptive and sustaining, political action needs
to be founded on the reciprocal and meaningful collaboration between people across divisions using not complementary but conflicting practices of equality and autonomy.

Eine inspirierende Überlegung, die sie in ihrem paper auch anhand der Ausnahmesituation während der Pandemie entwickelte.

(Die Veröffentlichung erfolgt mit persönlicher Zustimmung vom 18.09.2020)

Kommentar: Ziviler Ungehorsam und direkte Aktion

Lesedauer: 9 Minuten

Marco Fatfat schrieb kürzlich in der Zeitschrift für philosophische Literatur eine Rezension über das Einführungsbuch „Civil Disobedience“ von William Scheuerman (Cambridge: Polity Press 2018). Ziviler Ungehorsam ist für den vorliegenden Zusammenhang selbstredend ein relevantes Thema. Aufmerksam wurde ich allerdings, als ich las, dass Scheuerman auch ein Kapitel über „Anarchist Uprising“ schrieb – immerhin wollte ich wissen, was er darunter versteht und wie er es einschätzt.

„Kommentar: Ziviler Ungehorsam und direkte Aktion“ weiterlesen