Es ergab sich das Gespräch mit einem älteren Genossen, der wohl die 60 schon überschritten hatte. Ich war interessiert an der Geschichte des westdeutschen Kontextes, in welchem er aktiv war. Spannend zu hören, dass phasenweise wirklich tausende Jugendliche und junge Erwachsene in den 70er, 80er Jahren auf die Straße gegangen sind, um Räume zu erkämpfen, von denen heute nur noch einige für Bewegungen und einige andere als subkulturelle Orte existieren. Dabei wollten sie nicht vor allem oder hauptsächlich derartige Freiräume, aber dies schien offenbar die konkrete, machbare und verbindende Forderung zu sein, welche für welche „die Bewegung“ eintreten und die sie letztendlich auch erkämpfen konnte.
Das rebellische Gefühl ging weit darüber hinaus. So organisierten Leute in diesen Zeiten ohne jedes Rechtfertigungsbedürfnis „Demos gegen alles“. Das Zusammenkommen in Zeiten ohne social media schien Anlass genug, um der allgemeinen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Die Flyer der Antiautoritären, Autonomen und Anarchist*innen waren dabei durchaus kreativ gestaltet und erschienen phasenweise mehrmals in der Woche. Ganz anders als die im Blocksatz gesetzten gesetzten, akkuraten Flugblätter in Schreibmaschinenschrift, welche K-Gruppen vor den Fabriktoren verteilten, um die Arbeiter*innenklasse zu agitieren.
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