Ruhe

Lesedauer: 3 Minuten

Leider war’s alles zu viel in letzter Zeit. Vermutlich kennen viele diese Gefühl, im Scheitern der eigenen Bestrebungen, ob in der Liebe, im Alltag, dem Tätigkeitsein, der Selbstverwirklichung, im Leben. Dann wird alles anstrengend. Zu anstrengend. Ein weiterer loster Mensch sucht irgendwie nach Bestätigung und Aufmerksamkeit – und rafft doch immer noch nicht, dass ich nie verstanden habe, warum ich Personen einfach nur in ihrer Existenz bestätigen soll. Das müssen sie schon selbst hinbekommen, auch wenn ich mich häufig ebenfalls in diese erbärmliche Bittstellung begeben habe.

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Schon zu lange funktionieren die Dinge nicht mehr; Begreife ich meine Lebenssituation nicht, und auch nicht, wie ich in sie gelangt bin. Sich daraus befreien zu können, war früher schwer, weil man sich selbst nicht genug kannte. Heute ist es schwer, weil man sich selbst genug kennt – und daran resigniert. Wenn die Kraft zum rebellieren fehlt, bleibt die Einkehr. Neue Kräfte werden wachsen. Ich freue mich, wenn sie wieder in die Rebellion gegen eine schlichtweg wahnsinnige Herrschaftsordnung münden, welche die Würde des Menschen täglich missachtet und die Lebensgrundlagen der biologischen Existenzen auf diesem Planeten täglich weiter vernichtet. Ich sehne mich nach dem großen Kladderadatsch. Doch weiß ich, das es sich um eine Projektion handelt. Die soziale Revolution ist Alltagssache. Und kann nur so emanzipierend wirken, wie wir uns im Hier und Jetzt organisieren und handeln.

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zerfeiert

Lesedauer: 2 Minuten

Fertig war ich, fertig und leer. Keine Kraft mehr, keine Lust mehr, kein Bedarf mehr. An irgendwelchen Menschen, Lichtern, Schallwellen, alkoholischen Getränken, Situationen, Gelächter, Gegröhle und dämmrig vor sich hin tanzen. Wie mit allem kann man es beim Feiern übertreiben. Die Grenzen sind dabei individuell sehr unterschiedlich. Ich habe keine Lust mehr, besoffen sieben oder acht Uhr ins Bett zu fallen und es doch nicht geschafft zu haben, in dieser Selbstbespaßung Entspannung oder den Kontakt zu finden, welchen ich mir gewünscht hätte. Länger konnte und wollte ich ohnehin nie wach bleiben, was vielleicht auch sein Gutes hat: Mein Körper sagt mir, wann Schluss ist. Ob ich deswegen länger lebe oder mehr von Leben habe als andere – wer mag das schon beurteilen und vergleichen? Es ist egal.

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systematisch produzierte Hoffnungslosigkeit

Lesedauer: 2 Minuten

Diese Gedanken sind leider eher traurig. In einem Gespräch mit einem Freund, merkte ich erneut, wie bei ihm jede Hoffnung auf größere gesellschaftliche Veränderungen versiegt ist. Tatsächlich war und ist er sehr engagiert – weniger in organisierten Gruppen, eher lebenspraktisch bezogen. Eine Person mit vielen Fähigkeiten und dem Herz am richtigen Fleck, wie man so sagt. Jemand, der viel kann und viel wollte. Dann hat er aber miterlebt, wie jahrelange, intensive Bemühungen einfach platt gemacht wurden. Die Entscheidung fiel bewusst darauf mit völlig legalen Mitteln und Öffentlichkeitsarbeit einen Freiraum in einer mittleren Stadt.

ls er endlich aufgebaut wurde, bestand er aber lediglich ein Jahr, bevor er von den Stadtbehörden völlig unnötigerweise illegalisiert wurde. Bauland für Unternehmen oder Luxuswohnungen rauszuhauen, ist den selben Behörden aber kein Problem. Mit institutionalisierter Dummheit, nein, mit institutionalisierter Herrschaft haben wir es hier zu tun. Denn unsere Interessen gelten nichts – wenn nicht nach viel Überzeugungsarbeit gesehen wird, dass sie sich irgendwie kapitalistisch verwerten lassen. Und eine solche Argumentation wäre nun freilich wirklich unsinnig, will man mit der kleinen Insel im Chaos der Vernichtung, doch etwas anderes schaffen; einen Unterschied machen.

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Zukunftsängste

Lesedauer: 3 Minuten

Zukunftsängste sind wieder äußert populär heutzutage. Und dafür gibt es gute Gründe. Pandemien, Kriege, Klimaerwärmung, Wirtschaftskrisen, Inflation, patriarchale Gewalt und so weiter … da kommt einiges zusammen, was Menschen beängstigt. Die einen bangen um ihren ans Materielle geknüpften sozialen Status, die anderen sorgen sich, dass sie aus dem Elend und Stress nie herauskommen werden, in welchem sie sich eigentlich die ganze Zeit befinden.

Ich verstehe das logisch, bin aber weder in der einen noch in der anderen Position. Was ich habe sind gesellschaftliche Privilegien und aktuell noch relativ viel Zeit zur freien Verfügung. Vor allem Letzteres kann mir genommen werden. Aber Angst vor der Zukunft habe ich nicht, weil ich davon ausgehe, dass wir das schon irgendwie hinbekommen werden. Diese Grundannahme kann ich nicht rational begründen, sondern ist wohl eher in recht frühen Lebenserfahrung gegründet. Probleme gab es fast immer. Irgendwie wurden sie dann gemeinsam bewältigt. Das bedeutet bei Weitem nicht, dass ich ohne Sorgen in die Zukunft blicke. Doch diese beziehen sich weniger auf meine individuelle Existenz, als auf die gesellschaftliche Entwicklung insgesamt.

Und darum geht es eigentlich doch ganz um mein eigenes Wohlsein. Da ich holistisch empfinde, ist mir klar, dass es mir nur gut gehen kann, wenn es den Wesenheiten um mich herum gut geht. Viele von ihnen sind komisch, aber gut, man ist halt nicht alleine auf der Welt. Wie auch andere sensible Menschen verstärkte meine Verbundenheit mit dem Ganzen depressive Veranlagungen. Sich selbst wertzuschätzen und lieb zu haben, ist in einer Gesellschaftsform, welche grundlegend auf Gewalt, Zerstörung, Konkurrenz, Normierung, Entfremdung, Ausbeutung und Unterdrückung beruht, eine permanente Herausforderung. Für die daraus entstehenden Folgen werden wiederum warenförmige Angebote zur Kompensation empfohlen. Schon ziemlich irre, das ganze Arrangement.

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Über die Rache

Lesedauer: 2 Minuten

In einer Gesellschaftsform zu leben, welche auf Ausbeutung, Unterdrückung, Entfremdung, Zerstörung, Entwürdigung beruht, ist eine enorme psychisch-emotionale Herausforderung. Viele gehen den Weg, diese Anforderungen mit der Adaption des unmenschlichen Leistungsdenken, dem stumpfsinnigen Warenkonsum, der Unterwerfung und Eingliederung in die gesellschaftliche Hierarchie, zu bewältigen. Andere, die unter dem Bestehenden leiden, werden depressiv, passiv oder krampfhaft optimistisch und aktivistisch. Dass auch der Wunsch nach Rache durch das reale Leiden der Einzelnen genährt wird vor diesem Hintergrund verständlich.

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