Beim Spazierengehen zog ich diese dritte Auflage einer Einführung in die Sozialpsychoanalyse aus einem Umsonstregal. Auf welchen Wegen auch immer diese Ausgabe durch Zeit und Raum in meine Umgebung gelangt ist, finde ich sozialpsychologische Herangehensweisen interessant. Weil diese heutzutage kaum verbreitet sind, haben wir es in den Universitäten vorrangig mit auf Individuen verkürzter Psychologie zu tun. In dieser werden weiterhin widerlegte Studien wie das Milgrim-Experiment als Paradigmen in den ersten Semestern gelehrt – wodurch die ideologische Dimension und Funktion der Disziplin offenbar wird.
Ohne fundierte und kritische Sozialpsychologie, fühlen sich auch zahlreiche verschwörungsmythologische Wahn-Bürger*innen bemüßigt, ihre panische Abwehrreflexe gegen progressive Genderverständnisse, Geflüchtete oder Linke zu rechtfertigen. Ob man sich auf Quantenmechaniken oder Psychoanalysen bezieht, ist in diesen welt-verkennenden Kreisen ziemlich egal. Nicht zu Letzt war auch dies einer der Gründe, warum bereits Gustav Le Bons Psychologie der Massen (1895), auf so starkes Interesse beim reaktionär werdenden Bürgertum stieß.
