Das Letzte, Generation

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Als ich im Gespräch erwähnte, wie die Idiotenpresse sich das Maul zerfetzt über die beiden „Aktivist*innen“ der Letzten Generation, entspann sich ein interessantes Gespräch. Wie widerlich ist es, wenn BILD-Journalist*innen und andere Schreibknechte engagierten Menschen auflauern, um reißerische Beiträge über Irrelevantes zu verfassen? So oder so, die Leute zerfetzten sich die Mäuler?

Ziemlich klar ist, dass das Bürgertum mit dem Verweis auf das Wasser-predigen-Wein-saufen zweier junger Klimabewegter vor allem seine eigene Dekadenz abfeiert. Es geht doch nicht um ein erlebnisorientiertes junges Pärchen auf Bali oder die Frage, wem mit welchem eigenen moralischen Anspruch im Verhältnis zu welchem Privileg, wie viele CO2-Äquivalente zustünden. Denn was für eine ekelhafte Logik eines grün-gewaschenen und nicht minder ökologisch zerstörerischen Kapitalismus ist das bitte?

In unserem Gespräch habe ich dennoch festgestellt, dass ich es anders handhabe. Denn das Problem besteht ja gerade darin, dass die betreffenden Fernurlauber*innen nicht im Einklang mit den hypermoralischen Aktionsformen handeln, die sie praktizieren. Sie machen sich nicht nur unglaubwürdig vor dem konservativen Bürgertum und den Arbeiter*innen, die ihre verblödende Presse lesen und hören. Ich persönlich verachte solches Handeln auch. Vor allem seine Rechtfertigung durch die Letzte Generation, welche vertrat, dass die Betreffenden den Urlaub als „Privatleute“ gemacht hätten und nicht als „Klimaaktivist*innen“.

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Riseup – Motivierender Film über Aktivismus

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https://www.riseup-film.de/

Das Filmkollektiv Leftvision hat nun den Film Riseup herausgebracht. Unter dem Eindruck der Pandemie entstanden werden weltweit fünf Aktivist*innen aus Chile, den USA, Deutschland, Rojava und Südafrika portraitiert. Dabei geht es weniger um die Ziele, Inhalte und Formen ihrer jeweiligen Kämpfe gegen Apartheit, den DDR-Staat, Rassismus, Patriarchat, Armut und Kapitalismus, sondern darum, was ihnen Motivation und Hoffnung gibt und welche Erfahrungen und Emotionen mit dem aktivistischen Dasein verbunden sind. Die fünf Personen stehen paradigmatisch für Aktivist*innen weltweit. Sie sind so besonders, entschlossen und kämpferisch, wie zugleich ganz durchschnittlich. Ein spannender Blickwinkel mit radikaler Kapitalismuskritik, mit dem Ohnmacht in Mut transformiert wird, ohne sich die globale Situation schön zu reden. Die Einblendung des Karl-Marx-Monuments als eine Art angedeutetem Hoffnungsschimmer verrät allerdings, dass es eine Produktion westdeutscher Studies bleibt…

Lützerath als rote Linie für 1,5°

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Die große Ende Gelände Aktion in Lützerath ist wieder vorbei, dass Dorf aber weiterhin vom Abriss bedroht. Irgendwo muss die Grenze für 1,5° anthropogene Erderwärmung gezogen werden. Deshalb ist es sinnvoll, sich auf Symbole des Widerstands zu beziehen.

Daher möchte ich diesen Brennpunkt hier zumindest zur Dokumentation festhalten. In der Rede der Aktivist*innen des Videos von Greenpeace (letztere durchaus nicht meine Freund*innen) kommen die eindeutig anarchistischen Inhalte zum Ausdruck, welche gleichermaßen an eine lange Tradition anschließen, wie auch ganz zeitgemäß sind. Beeindruckend ist, wenn Menschen beschließen, aus ihrem Alltagsleben auszutreten und sich eine Zeit ihres Lebens ganz einem Leben im Widerstand widmen. Zu beachten und auszubauen ist aber auch das (oft unspektakuläre) alltäglich widerständige Leben, welches potenziell viele Personen führen können.

Dennoch ist hierbei klar, dass es mehr Menschen braucht, die aktiv rebellieren müssten, um sozial-revolutionäre Ziele voranzubringen. Sogenannter „Aktivismus“ kann und darf nicht das Business spezialisierter Protest-Profies sein und bleiben, sondern ist unbedingt zu verallgemeinern. Es bringt nichts, sich zur Speerspitze einer grünen Transformation des Kapitalismus machen zu lassen. Die Lösung dafür kann nicht sein, Protest als Event darzustellen oder Protestierende in einer instrumentellen politischen Logik in Massenaktionen zu verheizen.

Alles in allem scheint in den Aussagen der Aktivist*innen dahingehend ein anderer Umgang mit sich selbst und der Welt durch – der Wunsch nach einem ethischen Leben in Würde, die Sehnsucht nach einer grundlegend anderen Gesellschaftsform. Die dort entstehende Form von Kampf-Solidarität ist die Basis für eine Verbindung verschiedener Kämpfe und sozialer Gruppen und mit ihr die Basis für die Sprengung von Systemgrenzen.

http://luetzerathlebt.info/

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Die neue Black Power um eine Welt zu gewinnen

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Identitätspolitik wird hierzulande von radikaleren Kreisen oft zu Unrecht geschmäht. Zugleich wird sie in Europa oftmals nur verkürzt rezipiert. Alicia Garza lädt uns in ihrem Buch dazu ein, einen tieferen Einblick in die Black Lives Matter-Bewegung und ein durch und durch aktivistisches Leben zu gewinnen.

zuerst veröffentlicht auf: https://www.untergrund-blättle.ch/buchrezensionen/sachliteratur/alicia-garza-die-kraft-des-handelns-1922.html

Strukturelle Diskriminierung und Unterdrückung als Ausgangspunkt

Mit Die Kraft des Handelns publizierte die bekannte schwarze und queerfeministische Aktivistin Alicia Garza ein Werk, in welchem es weniger darum geht, die Welt besser zu verstehen, sondern zu ihrer grundlegenden Veränderung beizutragen. Bekanntheit erlangte die Autorin als Mitbegründerin der Black Lives Matter-Bewegung. Doch die Themen, über welche sie schreibt und die Erfahrungen, von welchen sie berichtet gehen weit darüber hinaus. #BlackLivesMatter, so macht sie unmissverständlich deutlich, war und ist weit mehr als ein hashtag, der im schlimmsten Fall von neoliberalen Unternehmen aufgegriffen wird, um PR-Arbeit zu betreiben oder von weissen Bürgerkindern adaptiert wird, um sich als politisch korrekt darzustellen.

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