Anarchismus und Antifaschismus – ein diskussionswürdiges Verhältnis?

Lesedauer: 6 Minuten

von Friedrich / Juni 2018

Anarchist*innen sind auch Antifaschist*innen, das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Das Verhältnis ist dabei wechselseitiger Art: Anarchismus ist der antiautoritäre und herrschaftsfeindliche Gegenpol zur totalitären Gesellschaftsordnung, welche Faschist*innen (und damit sind weite Teile der AfD eindeutig einzuschließen) anstreben. Umgekehrt bekommen Menschen, die antifaschistisch aktiv sind und darunter mehr als bürgerliche Latschdemos und Luftballonhalten verstehen (auch wenn Letzteres in Jena mittlerweile ebenfalls verboten wurde), es relativ schnell mit den staatlichen Repressionsbehörden zu tun – sei es, indem sie direkt von den Bullen auf die Fresse bekommen oder mit der Androhung strafrechtlicher Verfolgung und Überwachung durch die Geheimdienste leben müssen. Dementsprechend stellt sich bei einer konsequenten Haltung gegenüber Faschismus, die vielen gut tun würde, relativ schnell die Frage, in welchem Gesellschaftssystem wir eigentlich leben, welches erst Nazis hervorbringt, dann auch noch schützt und sich schließlich sogar politisch von ihnen treiben lässt (insofern diese von sich selbst sagen, dass sie keine Nazis wären).

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Und es gibt die doch: anarchistische Staatsverständnisse

Lesedauer: 5 Minuten

zuerst veröffentlicht in: AIBJ // Juni 2017

Anarchist_innen hätten keine Staatstheorien, überhaupt kein vernünftiges Verständnis von Herrschaft und gesellschaftlichen Verhältnissen und wären deswegen in ihren Ansichten nicht ernst zu nehmen – so lautet ein gängiges Vorurteil das von autoritären Sozialist_innen, die oft höchstens mal ein paar lächerliche Kommentare von Engels, Marx oder Lenin gelesen haben, angebracht wird, um sich einer Diskussion darum zu entziehen.

Der erste Fehler in dieser Argumentation besteht darin, zu meinen, es gäbe einen homogenen Anarchismus, anstatt die verschiedenen Strömungen aus denen er besteht mit seinen entsprechenden unterschiedlichen Vorstellungen, beispielsweise vom Staat. Die Vielfältigkeit hat verschiedene Gründe und wird von Anarchist_innen meistens begrüßt. Deswegen ist es unsinnig, ein_e Anarchist_in auf bestimmte Vorstellungen festzunageln und einzusortieren, die sie_er vielleicht gar nicht so teilt. Mit Menschen und ihren Ansichten sollte sich direkt auseinander gesetzt werden, bevor ein Gefühl dafür entsteht, ob ihre Argumente schlüssig sind oder nicht.

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„Thüringen goes Hamburg?“

Lesedauer: 4 Minuten

Einige Gedanken zur Beteiligung Thüringer Bewegungs-Linker an den Protesten gegen den G20-Gipfel

zuerst veröffentlicht in: AIBJ // August 2017

von Hermann

Was machen ein paar dutzend Thüringer an einem verlängerten Wochenende in Hamburg? Eine Klassenfahrt? Party auf der Reeperbahn? Arbeit suchen in einer der reichsten Städte der BRD? Normalerweise wahrscheinlich sowas in der Art. Das Wochenende um den 7./8. Juli bewog Menschen mehrheitlich aus anderen Gründen die Hafenstadt zu besuchen…

Gründe um gegen das Herrschaftssystem in dem wir leben und seine Auswüchse zu protestieren gibt es so viele wie Menschen, die darunter leiden; Kristallationspunkte für die Manifestation eines antikapitalistischen, emanzipatorischen Aufschreis gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung eigentlich auch. Insofern ist die Frage zu stellen, weswegen gerade der G20-Gipfel als Symbol den Widerstand einer großen Zahl Menschen auf sich zog.

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Von rechtsoffenen Anarchokapitalisten und anderen Schreckgespenstern

Lesedauer: 5 Minuten

Beobachtungen und Gedanken zur ultraliberalen Konferenz „Freiheit is future“

zuerst veröffentlicht in: AIBJ // Dezember 2017

von Jens

Vom 17. bis 19. November fand in Jena eine Konferenz von Marktfundamentalist_innen statt, welche von der rechts-offenen Gruppe „students for liberty“ organisiert wurde. Unter dem Schlagwort „Freiheit“ griffen sie somit Raum in der lokale Landschaft, nicht zuletzt, durch großangelegte Flyeraktionen zur Bewerbung ihrer Veranstaltung.

Im unmittelbaren Vorfeld regten sich einige von unserer Seite wieder mächtig über das – monatelang bekannte – Ereignis auf. Wie so oft war keine adäquate und selbstbewusste Gegenaktion vorbereitet worden, weswegen viele Linke reflexhaft nur zwei Umgangsweisen damit kennen: Pöbeln oder Verbieten. Meiner Ansicht sind dies weder zielführende, noch langfristig sinnvolle Mittel, um die eigentlichen Probleme hinter einer solchen Konferenz zu beleuchten. Vorgegangen werden müsste gegen die liberale Ideologie und ihre Organisationen selbst, anstatt sich wütbürgerlich damit zu begnügen ein paar Rechte diffamieren und ausgrenzen zu wollen, ohne jegliche Systemkritik vorzubringen.

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Zum Begriff der Freiheit

Lesedauer: 6 Minuten

zuerst veröffentlicht in: AIBJ // September 2016

von Jens

Kaum ein anderer Begriff ist wie jener der Freiheit mit derart unterschiedlichen Vorstellungen aufgeladen. Zusammen mit „Gerechtigkeit“ und „Frieden“ findet er in jeder Weltanschauung und Ideologie Verwendung. So leben wir unter der Herrschaft einer „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, die bis 1990 Teil der sogenannten „freien Welt“, demokratisch-kapitalistischer Staaten in Abgrenzung zum Ostblock war. Der Begriff ist somit fester Bestandteil der mehr oder weniger demokratischen Gesellschaftsformen, die nach der bürgerlichen Französischen Revolution entstanden sind. Demnach ist er verknüpft mit der Vorstellung, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln seien und als Individuen persönliche Rechte und Pflichten hätten, die ihnen staatlich garantiert werden müssten. In den sogenannten westlichen Ländern bildet der Freiheitsbegriff einen wesentlichen ideologischen Grundpfeiler, der kein Stück angekratzt werden darf. Um das zu gewährleisten müssen Menschengruppen in ihrer Freiheit beschnitten werden, weil sie sonst die Freiheit anderer gefährden würden.

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