Fertig war ich, fertig und leer. Keine Kraft mehr, keine Lust mehr, kein Bedarf mehr. An irgendwelchen Menschen, Lichtern, Schallwellen, alkoholischen Getränken, Situationen, Gelächter, Gegröhle und dämmrig vor sich hin tanzen. Wie mit allem kann man es beim Feiern übertreiben. Die Grenzen sind dabei individuell sehr unterschiedlich. Ich habe keine Lust mehr, besoffen sieben oder acht Uhr ins Bett zu fallen und es doch nicht geschafft zu haben, in dieser Selbstbespaßung Entspannung oder den Kontakt zu finden, welchen ich mir gewünscht hätte. Länger konnte und wollte ich ohnehin nie wach bleiben, was vielleicht auch sein Gutes hat: Mein Körper sagt mir, wann Schluss ist. Ob ich deswegen länger lebe oder mehr von Leben habe als andere – wer mag das schon beurteilen und vergleichen? Es ist egal.

Weil ich sonst noch Dinge zu tun habe im Leben, werde ich dann trotzdem schnell krank nach so einem Wochenende. Dennoch schreibe ich ja nur darüber, weil ich wie viele von uns nach Erleben und Reizen durste – um mich abzulenken. Wie viele Menschen kenne ich, die zwar korrekte Ansichten haben, aber nie aus der Feierkultur rausgekommen sind oder sich haben ganz von ihr aufsaugen lassen? Würde von zehn Leuten, die in irgendwie linksalternativen Kreisen raven, zu Konzerten, WG-Parties oder sonstigen Veranstaltungen gehen, nur eine mehr zu den überzeugten Genoss*innen kommen, sähe es in unseren Reihen schon anders aus.
Damit will ich nicht sagen, dass das per se ein Widerspruch ist: Selbstverständlich kann und sollte man feiern gehen, um Kraft zu tanken und Freude zu gewinnen, die Gesellschaft radikal zu verändern. Und ebenso möglich ist es, auf emanzipierende Weise in einer respekt- und lustvollen Atmosphäre zu feiern. Wer was wie erlebt, darüber will ich ohnehin nicht urteilen. Zumal, wenn ich mich halb verzweifelt, selbst zerfeiert habe in letzter Zeit. Weil ich nicht besser wusste, wie ich abschalten soll. Weil ich es nicht anders gelernt habe. Ja, weil ich eine Weile nicht wusste, wohin mit mir. Doch die Welt verändert man nicht auf einer Party. Ich würde gerne feiern. Aber ich habe verlernt und sehe in meinem Umfeld zu wenig, wie das funktionieren kann.