
Feuerwerk ja, Feuerwerk nein? Was für eine sinnlose Debatte. Als Kind hatte ich auch meine pyromanischen Avancen, aber das Geböllere nervt mich mittlerweile doch arg. Hätten es nicht ein paar Leute in Berlin und anderswo übertrieben mit ihrem Bedürfnis, sich auf der Straße zu versprengen, hätten Staats-nahe Kreise Provokateur*innen schicken müssen. In Leipzig fingieren mutmaßlich rechte Agitatoren einen vermeintlich linksradikalen Aufruf für Angriffe auf den Bullenstaat, während die Nazis es dann mit ein paar Jugendlichen offenbar in Borna knallen lassen.
Die ganze mediale Diskussion darum, welchen Hintergrund die Straftäter hätten und wie mit ihnen verfahren werden müsste dient letztendlich zur Überdeckung der sozialen Probleme in diesen Land. Damit einher geht die Aufforderung, sie repressiv zu handhaben – mehr Polizei, mehr Strafen, mehr Stigmatisierung und Ausgrenzung sollen helfen, diese „Gewaltexzesse“ in den Griff zu bekommen. Und die Bürger*innen glauben diesen Unsinn. Verständlicherweise haben die Bullen gewisse Imageschäden zu kompensieren, welche sie erlitten haben, als nach und nach offensichtlich wird, dass sie kontinuierlich Leute ermorden. Auch in Deutschland.
Im Hintergrund stehen freilich die Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals, bei gleichzeitiger Überproduktion sinnloser Konsumgüter und der schrittweisen Erosion der öffentlichen Infrastruktur. Mit anderen Worten: In absehbarer Zeit werden sich die Klassenunterschiede und die daraus resultierenden sozialen Probleme noch mal massiv verschärfen. Das Ausbremsen der Inflation bleibt letztendlich der Kitt auf der bröckelnden Fassade des kapitalistischen Wohlstands für viele, der auf internationaler Ausbeutung, der Ausbeutung von Niedriglohnarbeiter*innen und der Zerstörung der Mitwelt basiert.
Doch statt beispielsweise HartzIV endlich abzuschaffen, sich die ganze Bürokratie dahinter zu sparen und den Leuten das Geld in die Hand zu drücken, was sie brauchen, werden sie weiter gegängelt und gemaßregelt. Verständlich, wer da bei Gelegenheit mal mit ein paar Böllern die Sau rauslassen will. Finde ich persönlich wesentlich nachvollziehbarer als die ekelhaften Sitten, welche Deutsche auf Mallorca, dem rumänischen Goldstrand oder beim Oktoberfest ausleben.
Glücklicherweise muss ich hier keine Regierungsberatung betreiben, was mir auch fern liegt. Festzustellen bleibt mir nur: Wo es knallt, verteilt der Staat seine Schellen. Dass diese so geplant und vorbereitet sind, mag nur jene verwundern, die der Produktion von Vergesslichkeit durch den öffentlichen Diskurs auf den Leim gehen.