Und wieder Stalin-Fans

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Wie im letzten Jahr wird auch in diesem auf dem globaLE-Filmfestival bedauerlicherweise der Propaganda-Film der sogenannten „Kommunistischen Organisation (KO)“ gezeigt. Dass dem Hauptorganisator Mike Nagler durchaus bewusst ist, worauf er sich dabei einlässt, ist seinem Blog zu entnehmen. Mit dem Argument, dies diene einer „Versachlichung der Debatte“ bei einer „einseitigen Geschichtsschreibung“, wird hierbei eine geschichtsrevisionistische Darstellung verbreitet, von der es sich aus emanzipatorischer Perspektive entschieden zu distanzieren gilt.

Die KO kritisiert die Beschlüsse des 20. Parteitages der KPdSU (1956), auf welchem die „Entstalinisierung“ beschlossen wurde. Sie bezieht sich damit positiv auf den Stalinismus und denunziert davon abweichende kommunistische Positionen dementsprechend als „opportunistisch“ oder „revisionistisch“. Während des Stalinismus wurden Millionen von Menschen ermordet, Jahre lang in Arbeitslager gesteckt, überwacht und von Geheimdiensten terrorisiert. Weiterhin vertritt die KO implizit die „Sozialfaschismus-These“, in deren Folge der Aufstieg des Faschismus beschleunigt wurde und die folgerichtig auch den Hitler-Stalin-Pakt ermöglichte.

Gerade die Repressivität, Homogenität, die Unterdrückung der Zivilgesellschaft und die Beseitigung der Opposition in den „realsozialistischen Staaten“ einschließlich der DDR waren es, die Frustration, Resignation und autoritäres Gedankengut nährten. Dies ist ein wesentlicher Faktor für die weite Verbreitung von faschistischen, rassistischen und homophoben Einstellungen, insbesondere in den post-sozialistischen Ländern bis heute. Der verkürzte Klassenbegriff, wie auch die problematische Bezugnahme auf das „Volk“ in autoritär-kommunistischen Gruppierungen, gewinnt immer wieder nicht nur strukturelle, sondern auch direkt antisemistische Ausprägungen.

Das Verhältnis derartiger Gruppen zu sozialen Bewegungen und Gewerkschaften ist in der Regel als rein instrumentell zu charakterisieren, was durch manipulatives Agieren verdeckt wird. Ihr vermeintlicher theoretischer Tiefgang verdeckt nur scheinbar die Widersprüche eines hermetisch abgeschlossenen Weltbildes, was keine Wahrheiten neben sich duldet und einen totalen Führungsanspruch zum Kern hat.

Eine Kritik an stalinistischen Gruppierungen und der Zusammenarbeit mit ihnen ist offensichtlich bis heute erforderlich. Sie kann formuliert werden, ohne damit einen Vergleich zur faschistischen Terrorherrschaft oder den Verbrechen des Imperialismus westlicher Staaten zu ziehen. Vielmehr ist sie vom Standpunkt emanzipatorischer sozialer Bewegungen vorzutragen, die pluralistisch und undogmatisch sind und Menschen von allen Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnissen, einschließlich von Staatlichkeit, wirklich befreien wollen. Daher richtet sich die Kritik an der KO und globaLE nicht gegen eine produktive Streitkultur in einer pluralistischen „Linken“, sondern ist erst die Voraussetzung, um zwischen verschiedenen Akteur*innen ein Zusammenkommen auf Augenhöhe zu ermöglichen.