
und wieder umgezogen
während zwölf jahre in vierzehn wohnungen
da ist irgendwas gehörig schief gegangen
und das umso mehr
wenn da keine politische verfolgung war
und keine weltreisen
größtenteils die selbe stadt
die aufzählung wird noch absurder
wenn man in zwei der wohnungen
zweieinhalb und drei jahre existierte
zwischenmieten, streitereien, mit freunden zusammenwohnen wollen,
aggressionen ausgesetzt sein, genervt von mitwohnenden sein
– die gründe der umtriebigkeit waren vielfältig
und sie sind es auch weiterhin
denn das ich hier nicht auf dauer bleiben werde
ist schon durch die drohnung der mieterhöhung
aufgrund der gentrifizierung eingeschrieben
demnach – so lässt sich unschwer erraten –
fällt es schwer, einen bezug zu den eigenen vier wänden herzustellen
denn diese wände – werden wieder andere sein
immer und immer wieder andere wände
und andere menschen
in den zimmern nebenan
verständlicherweise kommt da die frage auf:
würde das alleine leben helfen
um sich und seinen zu sortieren
durch einen festeren bezug
zur eigenen umgebung?
doch dafür fehlt das geld
und ist der reichtum an einsamkeit zu groß
also doch wieder leute, menschen, mitbewohner/innen
man kann pädagogisch an die sache rangehen:
was war schön? was hat mich belastet? was lasse ich da? was nehme ich mit?
die erlebnisse und erfahrungen sind gemischt – wie stets
– doch irgendwas hängt immer nach
was man endlich loswerden will
umschließt wie eine elektronische fußfessel das bein
oder kommt als geist nachts vorbeigespukt
– und irgendwas ist immer auch
das noch-nicht-seiende
in der neuen bude, das, was fehlt
wo man nicht weiß, wie man’s herstellen kann
oder glaubt, keine zeit dafür zu haben
in der turbulenz der eigenen entwurzelung
also bleibt dem vernünftigen, gealterten vagabunden
nur das akzeptieren
und das harren auf die dinge, die da kommen
neu werden geht nur, wenn altes vergeht
aufbrechen gelingt nur, wenn man nicht innerlich festhängt
doch altes kann nicht abgeschnitten,
sondern nur verarbeitet werden
und von der verhaftung und verstrickung
kann man sich nicht durch schwerhiebe lösen
– so brennend dieser wunsch gelegentlich sein mag
doch all das wäre kaum von bedeutung
wenn es hierbei nicht um menschen ginge
also jene, die sehr wichtig waren
für eine weile
und nunmehr nicht im eigenen leben sind
aus verschiedenen gründen
auf der straße leben könnte ich
in bussen, gartenlauben oder auf couches
wenn ich wüsste, an wen ich mich wirklich hielte
wenn zutrauen hätte zur verbindlichen bezugsgruppe
wenn ich keine energie
ins erzeugung des notwendig sozialen stecken müsste
in phasen, wo mir die kraft dazu fehlt
– doch so ist es nicht
ich bin zu abhängig, zu schwach, zu unselbständig
und zu gern unter menschen
– und ich denke: das ist ganz in ordnung
was lerne ich also daraus für den moment?
– nicht jedem anfang wohnt ein zauber inne
– wohnen will hergestellt sein
– jedes ding, was man in den keller packt, auch wenn man es
ehrlicherweise selbst nicht nutzen wird, wird zum kleinen fluch auf dem weg ins fünfte stockwerk
– als hinzukommender musst du dich auf die sozialen systeme und teils unverständlichen abläufe der bewohner/innen einstellen, die ihnen oftmals selbst nicht bewusst sind und von denen du nicht erwarten kannst, dass sie in der lage sind, darüber zu verhandeln
– manchmal heiligt der zweck die aktuelle wg – schöner ist es, wenn man gern miteinander ist
– suche den streit, bevor er dich findet, weil die anderen noch schlechter kommunizieren können
– eine spülmaschine entspannt das soziale leben enorm
– auch viele ikea-möbel halten zehn umzüge durch
– das mietverhältnis ist nicht als sekundär zur lohnabhängigkeit zu betrachten: in seiner eigenständigen beschissenheit entscheidet sich an ihm, ob am ende des halbjahres genug geld über ist, dass man sich gönnen kann, mit einer reise die wohnung zu verlassen, für welche man im alltag die scheine ranschaffen muss
umgezogen sein
hin und her gerissen
zwischen urbanen nomadentum und sesshaftigkeit
weiß man nicht: ist das die durchsetzung
oder die auflösung der moderne?
in jedem fall jedoch
ist das grundgefühl, in dieser welt keine wohnung zu haben
keine existenzielle bedingung menschlichen seins
sondern der erfahrung geschuldet, dass die vier wände immer wieder andere sind
oder?
oder ist es doch andersherum?