Am Wochenende fand in Leipzig zum ersten Mal eine kleine Tagung zum Themenfeld psychedelischer Drogenkultur statt. Auch wenn ich mir nicht alles anschauen konnte, fand ich doch sehr spannend, was ich zu hören und zu sehen bekam. Darunter beispielsweise Vorträge zu reaktionären Aspekten in der psychedelischen Szene, „dunklen Seiten des psychedelischen Konsums“, zu „Drugchecking“ und zu „spirituellen und transzendenten Dimensionen außergewöhnlicher Bewusstseinszustände“.

Die Veranstaltenden haben mich inhaltlich, von der Form und persönlich überzeugt, dass sich die Diskussion tabuisierter – weil repressiv gehandhabter – Themen wie der Konsum illegalisierter Substanzen sachlich, selbstkritisch und emanzipatorisch geführt werden kann. Das war mir zwar auch früher schon klar. Durch diverse Eindrücke von unreflektiertem Drogengebrauch, der Kommerzialisierung auch von kriminalisierten Bereichen und die eurozentrisch-hippieske Verklärung des Rausches, hatte ich zuvor jedoch keine Lust, das Thema weiter zu verfolgen. Und zumindest einzelne Teilnehmenden schienen leider auch eine ausgeprägt eurozentrische und kapitalistische Einstellung zum Konsum zu haben. Schwierige Leute gibt es überall.
Drogenkulturen sagen aber wichtiges über die Gesellschaftsform aus, in welcher wir leben. In negativer Hinsicht vor allem über Leistungsdruck, politische und ökonomische Abhängigkeiten und Entfremdung. In positiver Hinsicht, dass zumindest in den letzten Jahren eine Verbesserung der Informationslage und tendenziell bewussterer Konsum von Psychedelika stattfanden. Dies variiert natürlich stark zwischen sozialen Milieus und Klassen. Deswegen berührt Aufklärung, Impulse für einem reflektierten Konsum etc. auch soziale Fragen.

Drogenkonsum ist eine Tatsache, die durch Prohibition, Verklärung, Stigmatisierung, Kommerzialisierung, mangelndes Wissen, problematische Konsummentalität und Erlebnis-Fixierung in die denkbar schlechtesten Bahnen gelenkt wird. Durch Drogen kann Unterdrückung, Ausbeutung und Entfremdung aufrechterhalten werden. Sie können aber ebenso ein Beitrag für Gemeinschaftlichkeit, Kreativität und Selbstfindung sein. Damit bergen sie auch Potenziale, konkrete Utopien zu entwickeln – und an ihrer Umsetzung mitzuwirken.
Das Thema selbst wird seit Langem in Szene-Kreisen behandelt und auch kommerziell verwertet. In der Herangehensweise der Psychedelic Society liegt aber das Potenzial eines wirklich bewussten, emanzipatorischen und selbstorganisierten Umgangs damit, der zugleich auf konkrete gesellschaftliche Veränderungen abzielt.
Die Beiträge können später auf https://leipzig.psychedelic.salon/ angeschaut werden.