Rehacktionen

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Ich habe den Fehler gemacht, die youtube-Kommentare zu lesen, welche unter meine beim CCC gehaltene Erzählung gepostet wurden. Das vermeide ich sonst tunlichst, weil es mir schon früher ein Graus war. Doch da ich mich selbst in die Öffentlichkeit gestellt habe und dabei auch noch eine marginalisierte Position vertrete, muss ich mir langfristig wohl doch ein dickes Fell zulegen.

Eine Erfahrung, die ich immer wieder bei Veranstaltungen, selbst im vertrauten Rahmen gemacht habe, ist, dass es Kommentare – also die abgespeckte Version von Redebeiträgen und Nachfragen – gibt, in denen sich inhaltlich gar nicht auf den Input bezogen wird. Interessanterweise ist das bei denen unter dem youtube-Video zu 95% der Fall. Schön, dass es auch Menschen gab, die gegen den Wahnsinn anschreiben – der hierbei von der sogenannten „anarchokapitalistischen“ Seite kam.

Nebenbei bemerkt, finde ich es immer gut, mit verschiedenen Menschen kontrovers zu diskutieren. Leider geht meine demokratische Restgesinnung darin nicht auf, dass dieser Rahmen instrumentell genutzt wird, um Pluralität zu unterlaufen – von Personen, die dabei glauben als einzige „die Freiheit“ zu verteidigen. Man nennt es, das demokratische Paradox.

Was mich bei den „Anarchokapitalisten“ erschreckt, ist, dass sie den Schwachsinn tatsächlich glauben, den sie von sich geben. Also beispielsweise, wenn sie Anarchismus mit dem Sozialismus insgesamt, diesen mit totalitären Systemen gleichsetzen und daher auch den Nationalsozialismus als „links“ verstehen. Klar Popper würde sich vermutlich im Grab umdrehen, bei einem solch vulgären Verständnis seines Buches Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (1945). Davon bin ich auch kein Fan, was aber auch stark damit zusammenhängt, dass es von Leute missbraucht wird, die glauben, sie verteidigen eine offene Gesellschaft, indem sie lauthals andere nieder schreien und Desinformationen streuen. Leider schützt davor gewisse Reputation und Intelligenz vor diesem menschlichen Versagen nicht, wie es schon im Manifest des gekränkten Mannes zeigt.

Richtig seltsam ist die Bemerkung von „Marco“, dass er unter Anarchie „Recht des Stärkeren“ versteht. Immerhin holt er im weiteren Verlauf mit beleidigenden Kommentaren weit aus, die ich an dieser Stelle gern meinen Feind*innen zurücksende. Vor allem schade ist allerdings, dass sich nicht mit den Inhalten im Vortrag auseinandersetzt – und trotzdem anmaßt, seinen Bullshit in die Welt zu schreiben.

Was mein Vortrag auf dem CCC zu suchen hat, fragte auch jemand mit dem Icon von Christian Lindner rhetorisch. Und ich sage, warum verwendet er die Zeit anderer Menschen mit Fragen, die er sich selbst beantworten könnte, wenn er sich mit der Geschichte und dem Spirit des CCC beschäftigen würde.

Um schließlich noch auf die Frage einzugehen, was in meiner Kindheit schief gelaufen ist: Nun ja, vor allem, dass ich in eine staatlich-kapitalistisch-patriarchale Gesellschaftsform geboren wurde und darauf klar kommen musste und muss. Die wird maßgeblich von solchen Arschlöchern, wie den Ankaps in ihren menschenfeindlichsten Ausprägungen vertreten und zu Schau gestellt. Insofern ist bei mir offenbar nicht so viel, wie bei denen schief gelaufen. Denn aus ihren Kommentaren und dem, was ich sonst noch so über diese Leute erfahren habe, lässt sich schnell schließen, dass sie sich selbst als die größten Opfer sehen – und in menschlicher Hinsicht sind sie es auch: beziehungslos, asozial und gewaltaffin. Dass dürfte dann auch erklären, warum so wenige von ihnen, so ausgiebig in ihre aggressive Idiotie in Kommentarspalten verbreiten. Wenn dann ab einem bestimmten Punkt niemand mehr darauf antwortet, weil dieses Verhalten offensichtlich einfach sozial zu blöd ist, glauben sie trotzdem noch sie haben gewonnen.