zugeben muss ich leider
dass ich mir nicht bewusst war
in welche situation ich mich begebe
wenn ich mich öffentlich und kontinuierlich zu einem thema äußere
welches wenige menschen viel bewegt
vieles kann ich sehr schlecht und vieles ist nicht meine sache
aber was ich jahrelang gelernt habe
darauf vertraue und darauf baue ich
weil wenige kompetent dahingehend sind
noch weniger aber sich trauen, die etwas sagen könnten,
wundert es nicht, dass meine äußerungen
zur projektionsfläche genutzt werden
für die je eigenen spezialansichten und selbstfindungsfilmchen
meiner interessierten mit- und gegenstreiter*innen
für die einen bin der ein radikaler, für die anderen ein reformist
für wenige bin ich einzig bei der sache geblieben
für manche ein verräter
einige glauben, ich wäre ein kluger denker
andere ein scharlatan
einzelne halten mich für einen vorkämpfer
weil sie selbst nicht ihren arsch hochkriegen wollen
andere meinen ich wäre ein nachzügler
der nur adaptiert, was andere getan hätten
ein paar halten mein denken für wirr und widersinnig
anderen ist es wiederum zu kohärent und straight
definitiv bin ich kein syndikalist, plattformist, insurrektionalist
ich bin kein mutualist, kommunitarist und kein individualist
/ ich bin ein anarchist
weil ich wissen generiere,
mit beiträgen interveniere,
kommentare platziere,
positionen diskutiere,
widersprüche offenlege,
auf unzulänglichkeiten hinweise,
grundlagen erkläre und zugänglich mache
/ nutzen mich leute als projektionsfläche
wer weiß, vielleicht ist dies auch die funktion
die eine intellektuelle person
in allen milieus und kreisen einnimmt
ich helfe auch gern und gebe orientierung
wenn jemand daran bedarf und interesse hat
aber das alles strengt mich auch sehr an
vielleicht wäre es leichter
wenn ich einfach die rolle einnehme,
die mir zugeschoben wird
es ist okay, bestimmte aufgaben zu haben
und seine fähigkeiten gezielt einzusetzen
aber rollen spielen
möchte ich eigentlich gar nicht
weil ich primär mensch
und in keiner funktion sein will