Wieder einmal bediene ich mich der Klassiker*innen. Ton, Stein, Scherben drücke ganz viel Lebensgefühl aus, Mut, Hoffnung, Geschwisterlichkeit. Und darin eben auch die Hoffnung auf die konkrete Verwirklichung einer anderen Gesellschaft. Einfach herrlich! Ein gewisser Stadtjugendpfarrer pflegte diesen Song von einem Lautsprecherwagen zu spielen – so als Auftakthymne.
Allerdings nach wie vor im anarchistischen Denken bzw. konkret in anarchistischen Szenen ungeklärt ist der tatsächliche Widerspruch zwischen der Ablehnung einer Machtaneignung und der Bekämpfung angemaßter Autoritäten und dem Fakt, dass wir ja alle Macht haben und diese auch nutzen können, um Herrschaft zurück zu drängen. Wie so oft: Es kommt auf den Begriff an. In diesem Zusammenhang betonte z.B. Jürgen Mümken in Anschluss an Foucault immer wieder, dass es Macht und Herrschaft deutlich zu unterscheiden gilt. Diese Ansicht teile ich. Die power-to, mit der wir uns zusammenschließen und gemeinsame Projekte verwirklichen können, richtet sich nicht zuerst deswegen gegen Herrschaft, weil sich Menschen gegen diese organisieren, sondern vor alle, weil sie sich selbst organisieren. Sicher, in Gruppen können Hierarchien entstehen. Organisationen weisen Machtdynamiken auf, gegen welche es Mechanismen zu entwickeln gilt. – und das trifft umso stärker zu, je größer der Zusammenhang ist. Doch es gilt auch Hierarchien von Herrschaft zu unterscheiden. Herrschaftsverhältnisse gründen sich auf eine asymmetrische Machtverteilung und fördern diese. Sie führen zu hierarchischen Institutionen und Beziehungen. Um diese anzugreifen braucht es die Organisierung einer kollektiven Gegenmacht. Auch bei dieser können sich schon in kleineren Gruppen Hierarchien etablieren. Für Bakunin stand allerdings schon fest, dass diese nicht per se problematisch sind. Sie werden es dann, wenn Autorität angemaßt wird, anstatt freiwillig akzeptiert zu werden, wenn sie sich dauerhaft verfestigt und schwer zurückgenommen werden kann und wenn soe sich nicht auf die Kompetenz in einem bestimmten Gebiet stützt, sondern von Personen qua ihres Geltungsbedürfnisses und Machtanspruchs an sich gezogen wird.
Nun ja, dazu gäbe es noch viel zu sagen, insbesondere, was die anarchistische Szene oder die Organisierung einer sozial-revolutionären Bewegung angeht… An dieser Stelle erst mal nur: Macht, Herrschaft, Hierarchie und Autorität sind zu unterscheiden und zu definieren, um klar zu kriegen, was das Problem ist und wie wir da rauskommen können… Das macht den Song Keine Macht für Niemand selbstverständlich nicht schlechter.