Friedliche Sabotage? – Eine Darstellung und Besprechung

Lesedauer: 32 Minuten

In Anschluss an eine Hausarbeit stellt Max Leurle die Entwicklung und die Debatten um friedliche Sabotageakte, aus Notwendigkeit für das Überleben von menschlichem und nicht-menschlichem Leben auf der Erde dar. Der Beitrag kann hier gelesen oder herunter geladen werden und ist ein Versuch, der vermutlich noch weiter bearbeitet wird.

Der Ruf nach friedlicher Sabotage – Ausdiskutieren und Totdiskutieren?

Der Fokus auf eine potenzielle Effektivität und antizipierte Legitimität von Sabotage befördert die Vorstellung von Aktivist*innen als rein rationale Akteur*innen und minimiert die historische Kontingenz politischer Kämpfe. Den Handlungsspielraum durch eine vermeintlich faktenbasierte Antizipation von Legitimität und Effektivität bestimmter Aktionen bewusst zu beschränken, ist kein Ausdruck von Reflexionsvermögen, sondern offenbart einen dreifachen Bezugsverlust zur eigenen politischen Praxis.

In der Klimabewegung tobt seit einigen Monaten die Debatte um die systematische Nutzung von Sabotageaktionen als politisches Mittel. Angestoßen wurde die Diskussion von Andreas Malm in seinem Buch How to blow up a pipeline. Learning to Fight in a World on Fire. Malm konstatiert der Klimabewegung im globalen Norden einen Hang zum Pazifismus, welcher das Potential der Bewegung einschränke, da insbesondere die strategische Nutzung der Sabotage von fossilen Infrastrukturen besondere Möglichkeiten eröffne. In einem Diskussionsbeitrag in der taz widerspricht Dieter Rucht, Gründer des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung, den Thesen von Andreas Malm öffentlich.

Rucht kritisiert die Ausdehnung von zivilem Ungehorsam als illegitim, taktisch unangemessen und schwer zu legitimieren.[0] Der zentrale Streitpunkt zwischen Malm und Rucht liegt neben den ideologischen Differenzen in der wissenschaftlichen Beurteilung historischen Bewegungen, sodass sich die Perspektiven unvermittelbar gegenüber stehen. Dies zeigt sich am deutlichsten in der Bewertung der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Malm führt diese prominent zur Stärkung seiner Theorie der radikalen Flanke ins Feld, wohingegen Rucht diese als Beweis für die Effektivität von explizit gewaltfreiem Widerstand anführt. Diese Trennungslinie ist hierbei prototypisch für die Debatte in der Klimagerechtigkeitsbewegung, ob nun Andreas Malm vs. Dieter Rucht, Tadzio Müller vs. Annemarie Botzki oder Carla Reemtsma vs. Carola Rakete.[1] Die beiden Pole treten mal stärker, mal weniger stark in Erscheinung. Eine derart festgefahrene Debatte mit Fokus auf potenzielle Effektivität und antizipierter Legitimität wird in der unproduktiven Sackgasse verharren und von den ideologischen Barrieren überschattet bleiben.

Weder die Vermittlung der Positionen, noch die Vertiefung der Debatte scheint zu gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoll zu sein. Unabhängig davon, ob der Einsatz von Sabotage als Aktionsform legitim, angemessen und strategisch sinnvoll ist, stellt sich die praktische Frage, ob die Klimagerechtigkeitsbewegung im globalen Norden überhaupt zum systematischen Einsatz von Sabotage bereit wäre. Selbst wenn sich der deutsche Ableger von Extinction Rebellion im Rahmen ihres Strategietreffens für einen systematischen Einsatz entscheiden würde, würden die lokalen Basisgruppen diese neue Perspektive überhaupt nutzen? In der Aneignung einer berühmten pazifistischen Parole ausgedrückt: „Stell dir vor, es ist die Zeit für Sabotage, aber keiner geht hin.“ Denn Legitimität und Effektivität sind lediglich zwei Faktoren in der Entscheidung über geeignete Mittel im politischen Kampf. Die Überhöhung dieser beiden Faktoren als zentrale Leitlinien befördert die Vorstellung von Aktivist*innen als rein rationale Akteur*innen, die sich der Tragweite ihrer Aktionen im politischen Kontext der Zeit immer komplett bewusst sind, und minimiert die historische Kontingenz politischer Kämpfe. Den eigenen Handlungsspielraum durch eine vermeintlich faktenbasierte Antizipation von Legitimität und Effektivität bestimmter Aktionen bewusst zu beschränken, ist nicht unbedingt ein Ausdruck von Reflexionsvermögen der Bewegung. Es zeigt den Verlust zur eigenen politischen Praxis in dreifacher Hinsicht: Als materialisierter Ausdruck von Gefühlen zu der Ungerechtigkeit in den aktuellen Verhältnissen, ob es nun Wut, Angst oder Trauer genannt werden will. Als mutiger Ausdruck ein gewisses Risiko für sich (Repression) und Verantwortung für die politischen Ziele (Korruption) zu übernehmen. Als wilder, unkalkulierbarer Ausdruck direkter Aktion mit der inhärenten Möglichkeit des Scheiterns, ob es nur die Ineffektivität einer Aktion oder auch den Verlust eines gesamten Waldes bedeutet. Die bewundernswerte Reflexion der eigenen Praxis in der Klimagerechtigkeitsbewegung birgt die Gefahr eine dauerhafte Kalkulierbarkeit von Chancen und Risiken, angeleitet von der scheinbar faktenbasierten Bewegungsforschung, vorzugaukeln und die aktivistische Praxis eines verantwortungsvollen Trail-and-Errors in politischen Kämpfen zu verraten.

Als die Revolutionär*innen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Maschinen an ihrem Arbeitsplatz zu sabotieren, um die gewerkschaftliche Agitation für den Arbeitskampf voranzutreiben, hatten sie nur einen begrenzten Einblick in die Effektivität dieses Unterfangens. Als Umweltaktivist*innen in den Kämpfen um Black Mesa Baustellen und Infrastruktur beschädigten, konnten sie nicht ahnen, dass sich die Aktionsform der Ecotage/Ecosabotage in den kommenden Jahrzehnten immer mehr mit der Ideologie der Tiefenökologie [1b] verbinden würde. Als in der Dynamik des Protestgeschehens in Wackersdorf immer häufiger auch Beschädigungen stattfanden, wurde die Anti-AKW-Bewegung vor die Herausforderung im Umgang mit unterschiedlichen Aktionsformen gestellt und entwickelte einen Akzeptanz für Heterogenität. In diesen historischen Situationen entschieden sich Menschen in politischen Kämpfen aus unterschiedlichen Gründen für Sabotagepraktiken. Lass uns diese historischen Momente genauer betrachten und uns davon inspirieren statt weiterhin hypothetische Szenarien über die möglichen Auswirkungen zu zerdenken!

Zur Entwicklung der Sabotage

Von ihren Wurzeln in der Arbeiter*innenbewegung in Großbritannien und Frankreich am Ende des 19. Jhd., entfaltete die Sabotage als direkte Aktionsform ihre Wirkung, über die Fabriken hinaus, in antimilitaristischen, antikolonialen, feministischen und ökologischen Kämpfen. Häufig wird die Sabotage in der alltäglichen Sprache mit der zielgerichteten Beschädigung von Maschinen oder Infrastruktur assoziiert, auch wenn dies im Hinblick auf den Entstehungsprozess dieses Mittels im politischen Kampf zu kurz greift und dieses Narrativ bereits in den Anfängen zur Diskreditierung der Arbeiter*innen verwendet wurde.[2] Die Ursprünge des systematischen Einsatzes der Sabotage liegen in der historischen Verflechtung der britischen und französischen Arbeiter*innenbewegung, auch wenn die Praxis der zielgerichteten Beschädigung (u.a. unter den Begriff Maschinensturm) auf eine längere Tradition zurückgreifen kann.[3] Der anarchistische Journalist und Revolutionär Émil Pouget prägte den Begriff der „Sabottage“ am 19. September 1897 in seiner Zeitung und forderte in einem Antrag beim nationalen Gewerkschaftskongress die Delegierten erstmalig zur Sabotage auf.[4] Obwohl sein Antrag schlichtweg missachtet wurde, erreichte Pouget sein eigentliches Ziel. Er beschreibt den Antrag selbst als bewusste Provokation zur Eröffnung der Diskussion über die Sabotage als Möglichkeit im gewerkschaftlichen Arbeitskampf, wodurch sich die Idee der Sabotage als direkte Aktionsform systematisch entfalten konnte. Pouget war im britischen Exil drei Jahre zuvor auf die Aktionsform des Ca‘Canny gestoßen, mit welchem Dockarbeiter in wenigen Tagen ihre Forderung nach besserem Lohn durchsetzen konnte.[5] Ca‘Canny war eine Verzögerungstaktik im Stile der Bummelei und ging nicht notwendigerweise mit materiellen Beschädigungen einher, da das entscheidende strategische Moment in der Liegezeiten der Schiffe und den damit einhergehenden Hafengebühren lag.[6] Vor diesem Hintergrund begann Pouget über diese Aktionsform mit dem Begriff der „Sabottage“ zu schreiben und sie in die französische Arbeiter*innenbewegung einzuführen. Der Aufwind für neue Möglichkeiten des Widerstands und der direkten Aktion ergab sich aus verschiedenen Faktoren. Einerseits erhöhten die historischen Umstrukturierungsprozesse im industriellen Sektor den Druck auf die Arbeiter*innen. Komplexe Arbeitsprozesse wurden stetig zugunsten einfacher, austauschbarer Tätigkeiten umgebaut bei gleichzeitiger Hierarchisierung der Arbeitsorganisation.[7] Die Arbeiter*innen hatten das Gefühl die Kontrolle über Produktionsprozesse zu verlieren und zu austauschbaren Objekten der Arbeitsorganisation zu werden.[8] Andererseits wurden andere Aktionsformen benötigt, da viele Streikaktivitäten nicht erfolgreich waren und von gewerkschaftlicher Seite eine Antwort auf dieses Problem gefunden werden musste.[9] Paul Louis betont in seiner Geschichte der Gewerkschaftsbewegung in Frankreich den ideologischen Kern der Sabotage als politisches Mittel, welcher über den gewerkschaftlichen Kampf um den Lohn hinaus ging und häufig mit Straßenprotesten im Rahmen eines revolutionären Kampfes einherging. Die Sabotage war nicht nur eine Aktionsform und ein Mittel im Arbeitskampf, sondern stets verbunden mit einer politischen Haltung.[10] Die zunehmende Dominanz anarchistischer Kräfte in der Gewerkschaftsbewegung verhalf der Sabotage zusätzlich zu einem schnellen Aufstieg in der Bewegung, was sich daran zeigt, dass bereits ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Antrag Pougets, die Sabotage beim Gewerkschaftskongress einstimmig als Aktionsform in den Kommissionsbericht aufgenommen wurde.[11] Im Kommissionsbericht wurde zusätzlich die Selbstentfaltung der Arbeiter*innen in der direkten Aktion als positiver Faktor der Sabotage benannt.[12] Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass die Aktionsform nicht zwangsweise mit einer zielgerichteten Beschädigung einherging oder auf diese begrenzt war, sondern eine offene Alternative zum Streik war, welche taktisch in unterschiedlicher Weise von den Arbeiter*innen angewendet werden konnte.[13] Durch die englische Übersetzung von Pougets „Le Sabotage“ im Jahr 1912 und der Teilnahme von zentralen Figuren der amerikanischen Gewerkschaft Industrial Workers of the World (I.W.W.) an einem internationalen Arbeiterkongress, gewann die Idee des systematischen Einsatzes auch im amerikanischen Raum an Einfluss.[14] Die Begrüßung der Sabotage als Mittel im Arbeitskampf von Seiten der sogenannten Wooblies (Mitglieder der I.W.W.) ergab sich aus der grundsätzlichen Ablehnung kapitalistischer Ökonomie und der daraus folgenden umfassenden moralischen Rechtfertigung der eingesetzten Mittel im Klassenkampf.[15] Darüber hinaus war sie ein praktisches Mittel, um auch (potenzielle) Streikbrecher*innen durch unbenutzbare Maschinen zum Streiken zu zwingen und in der gewonnen Zeit für den Arbeitskampf zu agitieren.[16] Hierbei setzten sie Sabotagetechniken nicht nur in Arbeitskämpfen ein, sondern wendeten diese Aktionsform auch als politisches Mittel an. Sie vollzogen unter anderem eine Art Sabotage der lokalen Stadtverwaltung, indem sie für Speisen in Restaurants Schuldscheine auf Kosten des Bürgermeisters ausstellten, um die Öffnung von Notunterkünften mit Speisen für Arbeitslose in Zeiten des ersten Weltkriegs zu fordern und dies tatsächlich auch durchzusetzen.[17] Die Sabotage erwies sich dadurch auch in politischen Kämpfen außerhalb von Arbeitsbeziehungen als effektives Mittel und war verbunden mit einer umfassenden Systemkritik. Elizabeth Gurley Flynn zeigt in ihrem weit verbreiteten Pamphlet Sabotage. The Conscious Withdrawal of The Worker‘ Industrial Efficiency wie die Sabotage als Aktionsform im Rahmen von Arbeitskämpfen noch tiefere Wurzeln aufweist, trotz des Fehlens eines systematischen Konzeptes oder eines Begriffs für derartige Aktionen.[18] Die Aktionsformen der Verzögerung, Lustlosigkeit, Unachtsamkeit, bewusste Fehler im Arbeitsprozess oder auch Beschädigung von Arbeitsmaterialien waren gängige Methoden im Arbeitsalltag der Menschen, auch wenn sie noch nicht systematisch als Sabotage gewerkschaftlich genutzt wurden.[19] Die Systematisierung dieser Methoden für gewerkschaftliche Kämpfe versprach mehr Möglichkeiten den Druck auf Unternehmen in Arbeitskämpfen zu erhöhen. Die Sabotage als Aktionsform und Mittel zur Erreichung politischer Ziele gewann im Laufe der Geschichte an Einfluss. Im Nachgang des ersten Weltkrieges wurde bspw. das Mittel der Kriegsdienstverweigerung als wichtigstes Element unter „Sabotage des Krieges“ diskutiert und sich dadurch als radikal-pazifistische und antimilitaristische Aktionsform angeeignet.[20] Die Geschichte der systematischen Aneignung von Sabotagepraktiken in anderen Kämpfen begann.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Sabotage wurde als mögliche Alternative zu ineffektiven Streiks entwickelt. Als breite Palette direkter Aktionsformen zur Verzögerung von Arbeitsprozessen konnte mit direktem Widerstand der ökonomische Druck auf die Unternehmen erhöht und die Forderungen schnell und effektiv durchgesetzt werden. Vor dem Hintergrund stetiger Deprofessionalisierung von Produktionsverhältnissen, steigender Überwachung am Arbeitsplatz und zeitlich eng getakteten Arbeitsprozessen konnte die Sabotage ihr volles Potential entfalten. Diese direkte Aktion war immer Teil der Alltagserfahrungen von Arbeiter*innen gewesen, wurde jedoch gewerkschaftlich nicht institutionalisiert bzw. als Aktionsform im Arbeitskampf nicht systematisch genutzt. Die Selbstwirksamkeitserfahrungen von Arbeiter*innen wurden im Gegensatz zur gewerkschaftlich geplanten und koordinierten Streikorganisation hervorgehoben. Die Unbenutzbarkeit von Maschinen eröffnete zudem die Möglichkeit (potenzielle) Streikbrecher*innen für gewerkschaftliche Kämpfe während der Arbeitszeit zu agitieren. Die Etablierung als Aktionsform innerhalb der Arbeiter*innenbewegung lässt sich auch auf die Stärkung der anarchistischen Kräfte in den Gewerkschaften zurückführen und wäre ohne diese wohl schwer möglich gewesen. Darüber hinaus muss die Rolle von Pouget als strategischer Wegbereiter zur Durchsetzung der Sabotage als Möglichkeit in gewerkschaftlichen Arbeitskämpfen hervorgehoben werden. Für die internationale Verbreitung der Aktionsform, im Lichte der Verflechtung von britischen und französischen Arbeitskämpfen mit der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung, spielte die Vernetzung, der Austausch von Erfahrungen und Wissen, sowie Übersetzungen von wichtigen Werken eine zentrale Rolle. Insbesondere im amerikanischen Kontext war die Sabotage mit einer umfassenden Systemkritik verbunden und wurde früh über Arbeitskämpfe hinaus als politisches Mittel zur Durchsetzung von Forderungen eingesetzt.

Ecotage als Aneignung der Sabotage

Für die ökologische Bewegung etablierte sich in den 1970er Jahren im amerikanischen Raum der Begriff der „Ecotage“ oder „Ecosabotage“. In der Etablierung des Begriffs muss die Rolle der Bücher Environmental Action Says: Ecotage! (It Might Just Work) von Sam Love und David Obst, sowie The Monkey Wrench Gang von Edward Abbey hervorgehoben werden. Diese Literatur um den Begriff Ecotage und die Geschichte der Aneignung von Sabotagepraktiken entstand in einer engen Verknüpfung mit dem Konflikt der amerikanischen Naturschutz und Umweltbewegung in Black Mesa, einem Gebiet im Navajo-Reservat in Arizona, wodurch sich eine intensivere Untersuchung dieser Thematik lohnt. Die Wurzeln der radikalen Umweltbewegung in den Vereinigten Staaten werden von verschiedenen Seiten mit dem Sierra Club, der ältesten und größten Naturschutzorganisation der Vereinigten Staaten, und der darauf folgenden Entwicklungsgeschichte der Umweltbewegung in eine Traditionslinie gestellt – unter anderem aufgrund der Auseinandersetzungen um Black Mesa.[21] So sieht David Brower, Gründer von Friends of the Earth, dem Earth Island Institute und weiteren Umweltschutzorganisationen, in den in diesem Prozess entstandenen Radikalisierungs- bzw. Eskalationstendenzen eine Folge von Legitimationsprozessen, die an den von Malm beschriebenen radikalen Flankeneffekt erinnert:

The Sierra Club made the Nature Conservancy look reasonable. I founded Friends of the Earth to make the Sierra Club look reasonable. Then I founded Earth Island Institute to make Friends of the Earth look reasonable. Earth First! now makes us look reasonable. We’re still waiting for someone to come along and make Earth First! look reasonable.

David Brower [22]

Seit der Gründung des Sierra Club im Jahr 1892 von John Muir setzt sich die Organisation für den Erhalt von unberührter Natur ein und konnte in seiner Entstehungsgeschichte einige Erfolge feiern.[23] Mit der wachsenden Größe der Organisation, einhergehender Professionalisierung und Fokussierung auf Naturschutz zeigte sich die Kompromissbereitschaft des Sierra Club gegenüber der Regierung und Unternehmen, sowie die Priorisierung von konservativem Naturschutz gegenüber radikalem ökologischen Umwelt- und Klimaschutz, wodurch es in den 1960er/1970er Jahren zu einem Bruch kam, welcher mit einem „radical break“ in der Gründung von Earth First! im Jahr 1980 gipfelte.[24] Ein zentraler Kristallisationspunkt und entscheidende Moment für die Etablierung einer radikalen Flanke in der Umweltbewegung war der Streit um zwei Staudammprojekte, welche eine Flutung von Teilen des Grand Canyon bedeutet hätte. Im Folgenden soll die Bedeutung von Black Mesa für die Aneignung von Sabotagepraktiken und der damit zusammenhängenden Ausbildung einer radikalen Umweltbewegung gezeigt werden. Da sich im Rahmen dieses Konflikts die ersten medial beachteten Sabotageaktionen ereigneten, sowie zentrale Organisator*innen und Publizist*innen vor Ort waren, die in der Folge dieser Ereignisse unter dem Begriff „Ecotage“ Bücher veröffentlichten, Organisationen gründeten und weitere direkte Aktionen durchführten, lohnt sich ein detaillierter Blick auf die Konflikte um Black Mesa. Eine umfangreiche historische Auseinandersetzung mit den wichtigsten Konflikten der Umweltbewegung in den 1960er und 1970er Jahren ist bereits in anderen Werken ausführlicher dargestellt und die zentrale Elemente und Systematiken dieser Darstellungen sollen im Anschluss an die genauere Betrachtung von Black Mesa erfolgen.[25]

Die Konflikte um Black Mesa

Nachdem die Baupläne der zwei Staudammprojekte im Jahr 1965 vorlagen, konzipierte der Sierra Club eine sehr erfolgreiche Kampagne, welche mehrere Wellen des Protests mittels Briefen, Telegrammen und Anrufen in der zuständigen Behörde beinhaltete, sodass letztendlich alle Staudammprojekte in der Region 1968 eingestellt wurden.[26] Die Kampagne markierte einen Meilenstein in der Naturschutzbewegung und die Mitgliederzahlen des Sierra Club stiegen rasant an.[27] Die Schattenseite dieses Erfolgs war der Kompromiss für den Schutz des Grand Canyon den Bau eines Kohlekraftwerks zu tolerieren.[28] Während der Sierra Club in der Öffentlichkeit das Kohlekraftwerk als unliebsame Alternative darstellte, soll es im Hintergrund gemeinsame Gespräche von David Brower, dem damaligen Chef des Sierra Club, mit lokalen Behörden gegeben haben.[29] Dieser Kompromiss lässt sich durch das enge Verständnis von bewahrendem Naturschutz erklären, welcher einzelne Regionen als besonders wertvolle und schützenswerte Gebiete aufwertete und anderer Gebiete als beliebig und ubiquitär einstufte, wodurch die Handlungen des Sierra Clubs geprägt sind.[30] Hierbei muss besonders hervorgehoben werden, dass dieser Kompromiss gegen den Willen der lokalen indigenen Bevölkerung durchgesetzt wurde, welche gegen das Kohlekraftwerk kämpften und keine Unterstützung von Seiten des Sierra Clubs erhielten, wodurch die Kampagne letztendlich zum Symbol eines weißen, privilegierten Naturschutzes wurde.[31] Der Sierra Club fokussierte Naturschutz als konservative Tugend ohne antirassistische Gerechtigkeitsperspektive und ohne Unterstützung für die indigene Bevölkerung, was in den letzten Jahren verstärkt kritisiert wurde und im Zusammenhang mit dem Aufwind von Black Lives Matter eine breitere Debatte um die Geschichte der Organisation in Gang setzte.[32] Im Widerstand gegen die fossilen Bauprojekte gründete sich der Black Mesa Defense Fund, welcher eng mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeitete und gemeinsame Demonstrationen mit der indigenen Bevölkerung organisierte.[33] Dieser Zusammenschluss war in seiner Entstehung direkt verknüpft mit Sabotageaktionen. Marc Gaede setzte hierbei die erste medial wahrgenommene und in der Literatur diskutierte Ecotage-Aktion um, indem er auf einer Baustelle Zucker-Sand-Gemische in Tanks füllte und Schläuche an den Maschinen zerschnitt. Die Aufmerksamkeit der Medien unter dem Schlagwort „Arizona Phantom“ nutze er und gründete nur wenige Tage später mit weiteren Aktivist*innen, u.a. dem Anarchisten Jack Loeffler, den Black Mesa Defense Fund.[34] Der Zeitzeuge Philip B. Williams beschreibt die Situation der amerikanischen Umweltbewegung folgendermaßen:

The late 60’s and early 1970’s was also the time when the environmental movement asserted itself in political consciousness. On April 22nd, 1970 the first Earth day celebration was held across the USA at about the same time as the Black Mesa pipeline started full scale operation. Jack was determined not to let the second Earth Day in 1971 pass unnoticed at Black Mesa.

Philip B. Williams [35]

In diesem Ausschnitt aus einem Erfahrungsbericht der Zeit in Black Mesa zeigt sich die Bedeutung von Black Mesa für die Umweltbewegung, die Widersprüchlichkeit mit welcher die Aktivist*innen konfrontiert waren (auch in Bezug auf den Sierra Club) und die Entschlossenheit einiger radikaler Umweltaktivist*innen diese Widersprüche nicht länger zu akzeptieren. In den darauffolgenden Jahren ereigneten sich verschiedene Ecotage-Aktionen in unterschiedlichen Regionen der Vereinigten Staaten.[36] Zentrale Figuren der radikalen Umweltbewegung, welche im Laufe der 1970er Jahre verschiedene Organisationen, Netzwerke und Bewegungen für direkte Aktionen gründeten, sowie unterschiedliche Publikationen unter dem Stichwort „Ecotage“ veröffentlichten, waren in die Kämpfe im Black Mesa Gebiet involviert; neben den bereits genannten u.a. auch der Autor von The Monkey Wrench Gang Edward Abbey und der Gründer von Earth! First, ein mittlerweile internationales Netzwerk radikaler Umweltgruppen, David Foreman.[37] Im Jahr 1986 forderten verschiedene Aktivist*innen von Earth First! eine intensivere Zusammenarbeit der ökologischen Bewegung mit der indigenen Bevölkerung, die um ihre Anerkennung und gegen die industrielle Ausbeutung der natürlichen Ressourcen kämpfen.[38] Dadurch legte Black Mesa nicht nur den Grundstein für die Ausdifferenzierung des Widerstandes und die Bildung einer radikalen Umweltbewegung, sondern markiert gleichzeitig einen wichtigen Bezugspunkt für eine rassismuskritische Auseinandersetzung, in welcher die praktische Umsetzung von Solidarität mit indigenen Gemeinschaften gefordert wird.[39] Die Gründung neuer Gruppierungen und Netzwerke für direkte Aktionen ist nicht ausschließlich in der Wahl der Aktionsformen begründet, sondern eng verknüpft mit vielfältigen ideologischen Differenzen.[40] Ob die amerikanische Umweltbewegung als gemeinsame Bewegung mit vielfältigen Strömungen unter ähnlichen Zielen im politischen Kampf angesehen werden kann, ist daher umstritten.[41] In einzelnen Kämpfen konnten Brücken zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen geschlagen werden, auch wenn die ideologischen Hintergründe zwischen der radikalen Linken und den Anschauungen der Tiefenökologie, sowie Debatten um die Legitimität der Protestmittel immer wieder Spannungen verursachten.[42] Malm konstatiert, dass die Massenmobilisierungen der großen Organisationen weitestgehend getrennt von den radikalen Gruppierungen agierten und eine gegenseitige Bezugnahme fehlte, sodass sich die positiven Auswirkungen des radikalen Flankeneffekts nicht entfalten konnten.[43] Eine entscheidende Rolle spielte hierbei die politisch-philosophische Weltanschauung der Tiefenökologie.[44] Um die Entwicklung der radikalen Umweltbewegung im Nachgang der Auseinandersetzungen um Black Mesa und die Rolle der konkurrierenden Ideen der radikalen Linken und der Tiefenökologie besser zu verstehen, ist es sinnvoll die Hintergründe der Ausbildung einer radikalen Umweltbewegung intensiver zu untersuchen.

Eco-Warriors zwischen Anarchismus und Tiefenökologie

Black Mesa fällt gemäß Kuzmiak in eine Phase der Umweltbewegung, die stärker an einem bewahrenden, konservativen Naturschutz orientiert ist und von großen Organisationen wie dem Sierra Club getragen wurde. Diese Phase wird von einer Ausdifferenzierung in den 1980er/1990er Jahren abgelöst, in welcher sich unterschiedliche Strömungen, Gruppierungen und Organisationen selbstorganisiert in kleinen lokalen Zusammenhängen gründen, sodass neben den großen Organisationen eine ökologische Graswurzelbewegung entsteht.[45] Vor dem Hintergrund der geschilderten Erfahrungen von Aktivist*innen in den lokalen Kämpfen kann Black Mesa diesbezüglich als ein zentraler Faktor dieser Wende angesehen werden. Diese Entwicklung in der Umweltbewegung und die Bildung einer radikalen Strömung steht im Zusammenhang mit fünf Gesichtspunkten, wie Rick Scarce es in seinem Buch Eco-Warriors beschreibt.[46] Hierbei ist die Ausdifferenzierung anhand von verschiedenen Aktions- und Protestformen nur ein Bestandteil dieses Prozesses. Ein weiterer Faktor ist ein ganzheitliches Verständnis von Ökologie und Biodiversität, welches nicht einzelne Gebiete mit hoher Biodiversität als besonders schützenswert betrachtet, sondern die Vielfalt der einzelnen Regionen (Flüsse, Wälder, Seen, Täler, Wiesen, Wüsten etc.) unabhängig von einer niedrigen oder hohen Artenvielfalt erkennt und deren Funktion im gesamten Ökosystem als wichtig einschätzt. Dieses Verständnis wurde im amerikanischen Raum insbesondere von der Philosophie der „deep ecology“ (Tiefenökologie) geprägt. Der dritte Gesichtspunkt fokussiert die organisatorischen Prozesse und die ideologischen Ansprüche der Aktivist*innen an diese. Die radikale Umweltbewegungen gründeten sich auch im Widerstand gegen die festen, hierarchischen Strukturen der großen Umweltorganisationen und präferierten direkte Aktionen in Kleingruppen, auch aufgrund der Ansprüche an Selbstbestimmung statt Mitbestimmung. Als vierten Aspekt benennt Scarce fehlende Ressourcen der Aktivist*innen für die Planung von großen Kampagnen, sodass viele direkte Aktionen auch aufgrund der einfachen Umsetzungsmöglichkeit gewählt werden. Der letzte Faktor ist die Einsicht in die Begrenztheit der eigenen Handlungsfähigkeit im Zugriffs auf die komplexen Systeme der Gesellschaft. Statt die Hoffnung auf einen Sieg im politischen Kampf gegen einzelne Elemente der gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge als zentrale motivationale Ressource zu begreifen, fokussieren radikale Gruppierungen die Wirkungen ihres Handelns als Prozess, insbesondere medial ausgelöste Debatten. [47]

Liddick zeichnet in einem historischen Entwicklungsprozess nach, wie die Bildung dieser radikalen Flanke der Umweltbewegung in einem engen Zusammenhang mit den ideologischen Hintergründen der Tiefenökologie verwoben sind und betont, dass diese politisch-philosophischen Ideen sowohl innerhalb der Bewegung von Seite der neuen Linken, als auch außerhalb der Bewegung kritisiert wurden.[48] Eine intensive Aufarbeitung dieser Debatte ist durch den Fokus dieser Arbeit nicht notwendig und die Kritik an Tiefenökologie ist an anderer Stelle bereits ausführlicher dargestellt worden.[49] Es kann diesbezüglich festgehalten werden, dass sich die inhärenten Problematiken dieser Ideologie in ihrer aktuell womöglich radikalsten Zuspitzung im Buch „Deep Green Resistance“ zeigen, in welchem der gewaltsame Zusammenbruch aller menschlich organisierten Systeme, inklusive der damit einhergehenden Bevölkerungsreduktion, als Strategie zur Rettung des Planeten benannt wird.[50] In diesem Verständnis endet die „Ecotage“ nicht in ihrer Verwendung als Mittel im Kampf gegen fossile Naturzerstörung, sondern ist gleichzeitig eine Sehnsucht zur Herbeiführung des gesellschaftliche Ausnahmezustandes, dem Zusammenbruch der sozialen Systeme inklusive aller tödlichen Implikationen dieser Zuspitzung. Woodhouse argumentiert, dass sich die Radikalisierungstendenzen in den Anfängen vor allem aus den Ideen des Anarchismus und der neuen Linken speisten, sich jedoch in der Entwicklung der 1980er bis in die 1990er Jahre stärker an der Philosophie der Tiefenökologie orientierte. [51] Dies lässt sich besonders an der Entwicklung von Edward Abbey (Autor des einflussreichen Buches The Monkey Wrench Gang) zeigen, welcher an den Konflikten um Black Mesa beteiligt war und sich in dieser Zeit als Anarchist bezeichnete, sich später jedoch verstärkt der Tiefenökologie zuwandte und aufgrund der linken Kritik an dieser Weltanschauung von Anarchist*innen stark kritisiert und angefeindet wurde.[52]

Mit dem Rückbezug auf die fünf Faktoren in der Bildung einer radikalen Umweltbewegung nach Scarce (Solidarische Vielfalt an Aktionsformen, ein tieferes Verständnis von Ökologie, Selbstbestimmung ohne Hierarchien, Handlungsmöglichkeit ohne Ressourcenzugang und die Einsicht in den begrenzten Zugriff auf komplexe gesellschaftliche Systeme) stellt sich die Frage, inwiefern vor diesem Hintergrund von einer Aneignung und Überformung des anarchistisch-revolutionären Kerns der Sabotage durch die Ideologie der Tiefenökologie gesprochen werden kann. Die Etablierung der Sabotage als Aktionsform stand im engen Zusammenhang mit der Stärke der anarchistischen Bewegung in Frankreich. Als politische Praxis wurde sie insbesondere in der amerikanischen Arbeiter*innenbewegung mit einer marxistisch-anarchistischen Gesellschaftsanalyse und dem revolutionären Ziel der Abschaffung der Klassenverhältnisse verknüpft.[53] Dadurch war diese Aktionsform nicht nur strategisches Mittel zum Zweck, sondern seit dem systematischen Einsatz in der Bewegung mit ideologische Konflikten verknüpft. Dies zeigt sich nun auch in der Aneignung unter dem Begriff der Ecotage in zweierlei Hinsicht. Einerseits in der politisch-philosophischen Debatte innerhalb der radikalen Umweltbewegung, andererseits im Rahmen der Debatte um die Legitimität der Ecotage mit der umweltpolitischen Mainstream-Bewegung. Diese Debatten müssen im Kontext ihrer gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen und der Umweltpolitik dieser Zeit betrachtet werden, um zu verstehen vor welchem Hintergrund diese Auseinandersetzungen geführt wurden.

Politische Rahmenbedingungen

Diese Debatte in der Umweltbewegung müssen im Lichte des Übergangs von einer Phase von „gezielten –und fast enthusiastischen –Umweltgesetzgebung in den 1960er und 1970er Jahren“ und der nachfolgenden Phase einer industrieorientierten Politik ohne tiefgreifende ökologische Ambitionen ab den 1980er Jahren betrachtet werden.[54] Die Beurteilung der ersten Phase als Ära anspruchsvoller Umweltpolitik ergibt sich nach Müller im Hinblick auf drei Entwicklungen: Die Grundlage bildet das Verständnis von Naturschutz als Bekämpfung oder Begrenzung von Umweltverschmutzung durch Wasser- und Luftschutzgesetze, welche von den Präsidenten Richard Nixon (bis 1974) und Jimmy Carter (bis 1981) vorangetrieben wurden.[55] Vor dem Hintergrund verschiedener Umweltkatastrophen und der darauffolgenden Debatte ergab sich eine zunehmende gesamtgesellschaftliche Artikulation von Umweltschutz als wichtiges politisches Thema, was sich in großen Demonstrationen, der Neugründung und dem rasanten Mitgliederzuwachs von Umweltschutzorganisationen zeigte. Darüber hinaus stellte sich zunehmend ein demokratischer Konsens, über die politischen Lager der Demokraten*innen und Republikaner*innen hinweg, Naturschutz als zentrales Thema politischen Handelns zu begreifen.[56] Hierbei betont Petulla, dass eine kapitalismus- oder gar wachstumskritische Position in der breiten Debatte dieser Zeit kaum artikulierbar war und alle politischen „Lösungen“ für ökologische Problemstellungen stets unter den Bedingung von notwendigem Wirtschaftswachstum beantwortet wurden.[57] Dies fügt sich mit Blick auf die Konflikte im Black Mesa Gebiet in ein komplementäres Gesamtbild ein. Die ersten wachstumskritischen Werke entstanden in den 1960er und 1970er Jahren und markieren den Beginn in der amerikanischen Debatte um Wirtschaftswachstum und den sozial-ökologischen Folgen.[58] Die Kritik an fossilen Bauprojekten in indigenen Regionen als neokolonialistische, rassistische Praxis konnte sich erst viel später im Widerstand gegen die Pipeline-Projekte der Standing Rock Bewegung durchsetzen und befeuert aktuelle Debatten in der Klimagerechtigkeitsbewegung.[59]

Die Abspaltung einiger radikalen Umweltgruppen von Naturschutzorganisationen (vor allem im Hintergrund der Erfahrungen von Black Mesa), die ersten Ecotage-Aktionen und die theoretische Auseinandersetzungen zu Sabotagetechniken in der ökologischen Bewegung können als Vorwegnahme der politischen Entwicklung und frühzeitigen Einsicht in die traurige Realität der amerikanischen Naturschutzpolitik angesehen werden, welche sich laut Müller am Ende der 1970er Jahre in der Breite der Gesellschaft offenbarte.[60] Vor dem Hintergrund dieser enttäuschenden Umweltpolitik und der drohenden Wahl von Ronald Reagan als Gegner der ökologischen Bewegung konstituierte sich im Jahr 1980 Earth First!, ein mittlerweile internationales Netzwerk radikaler Umweltgruppen, worauf in den nächsten Jahren zahlreiche direkte Aktionen im Spektrum des zivilen Ungehorsam und der Sabotage folgten.[61] Mit der Wahl von Ronald Reagan als offenem Gegner der Bewegung konnte nicht einmal der Schein der Begrenzung von ökologischer Zerstörung unter Wachstumsparadigmen gewahrt werden. Die Regierung wandte sich einer industrieorientierten Politik zu, setzte Umweltschutzgesetze außer Kraft und strich staatliche Ausgaben für ökologische Belange.[62] Auf der einen Seite sahen sich die Umweltorganisationen mit erheblichen Problemen konfrontiert und befanden sich diesbezüglich in einer Defensive. Andererseits nahm das öffentliche Interesse an Naturschutz und die Zustimmung für eine gezielte Umweltpolitik weiterhin zu, sodass durch den Druck auf die Regierung im Kongress und in der Öffentlichkeit, eine komplette Demontage der Umweltschutzpolitik verhindert werden konnte.[63] Der offene Angriff der Regierung Reagans befeuerte die radikale Umweltbewegung zu vermehrten Aufständen und Ecotage, auch wenn dies mit Repressionen verbunden war.[64]

Ecotage im Spannungsfeld

Der Begriff der Ecotage entstand vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um das Gebiet Black Mesa. Hierbei ist festzuhalten, dass sich die Aktivist*innen vor Ort mit ihren Sabotageaktionen einerseits gegen einen konservativen Naturschutz der Kompromisse richteten, andererseits die Zusammenarbeit und Solidarität mit den indigenen Bevölkerung ausdrückten. Im Anfang kann die Sabotage dadurch als der Versuch eines Weckruf innerhalb der Umweltbewegung gelesen werden, den umweltpolitischen Schein im Lichte des fossilen Wachstumszwanges zu entlarven, sowie die neokolonialistische Ausbeutung indigener Gemeinschaften und der Natur nicht mehr zu akzeptieren. Vor dem Hintergrund der öffentlichen Zustimmung, der Massenmobilisierung der Umweltbewegung und den politischen Verhältnissen in den 1970er Jahren kann die Ecotage in ihren Anfängen auch als Ausbildung einer radikalen Flanke im Sinne Andreas Malms verstanden werden. Hierbei vermischten sich anarchistische Ideen mit den Anschauungen der Tiefenökologie, wodurch tiefgreifende ideologische Debatten innerhalb der radikalen Umweltbewegung entstanden. Dies könnte ein entscheidender Faktor für die ideologische Isolation dieser Strömung im Kontext der gesamten Bewegung gewesen sein. Durch die Institutionalisierung im Netzwerk Earth First!, in welchem zentrale Vertreter*innen tiefenökologische Anschauungen verteidigten und weiterhin vertreten, verband sich die Ecotage als Aktionsform und Methode im politischen Kampf stetig mit der Ideologie der Tiefenökologie, sodass die anarchistischen Implikationen der Sabotage als Mittel im revolutionären Kampf für eine neue sozialistische Gesellschaftsordnung überformt wurden. Die ideologischen Zuspitzung der Tiefenökologie, jüngst u.a. im Werk Deep Green Resistance beispielhaft nachzulesen, und die Methoden der Ecotage, befeuern zusätzlich das konservative Narrativ des „eco-terrorism“. Die Verschmelzung der tiefenökologischen Ideologie und der Ecotage-Methode im politischen Kampf stellt die ökologische Bewegung vor Probleme und könnte zu einer Abschreckung vor Sabotageaktionen aufgrund berechtigter ideologischer Vorbehalte geführt haben und weiterhin führen. Das Beispiel der Ecotage zeigt hierbei, dass die Mittel im politischen Kampf nicht von ideologischen Implikationen getrennt werden können. Die Sabotage im Arbeitskampf wurde als strategisches Mittel entwickelt, konnte sich jedoch nur durch die Stärke der anarchistischen Bewegung vor dem Hintergrund des Ziels eines revolutionären Kampfes durchsetzen. Die Entscheidung für Aktionsformen innerhalb von gewissen historischen Rahmenbedingungen als rein rationale Beurteilung anhand der Kriterien der Effektivität zu beschreiben, greift diesbezüglich zu kurz. Dies zeigt sich auch in der Betrachtung der Geschichte der ökologischen Bewegung in Deutschland.

Die ökologische Bewegung in Deutschland

In der deutschen Umweltbewegung finden sich keine systematischen Anknüpfungspunkte für eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Ökosabotage. Das Fehlen eines Begriffs für Sabotageaktionen aus ökologischen Gründen zeigt diese Leerstelle äußerst gut.[65] Diese mangelnde Systematisierung darf jedoch nicht mit einer kompletten Abwesenheit der Sabotage als Methode in der Geschichte der deutschen Umweltbewegung gleichgesetzt werden. Um die aktuell aufkommenden Debatte im deutschen Kontext historisch einzuordnen, folgt nun die kurze Darstellung einer historischen Entwicklung nach 1945 mit einem besonderen Fokus auf Sabotageaktionen und die damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen um politische Gewalt.

Ein umfassende Darstellung der Verknüpfung nationalsozialistischer Ideologie und Natur- bzw. Umweltschutzpolitik würde den Rahmen sprengen. Im Kern bleibt festzuhalten, dass eine wirkliche Umweltpolitik analog zum amerikanischen Fall keinerlei Durchsetzungsvermögen gegenüber wirtschaftlichen oder militärischen Interessen hatte und das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung stark an einem bewahrenden Naturschutz als Heimatschutz orientiert war.[66] Auch wenn die Verknüpfung von faschistischer Ideologie mit Rassekonzepten, Sozialdarwinismus und Lebensraumpolitik, sowie den anthroposophischen Konzepten und der Lebensreformbewegung spezifischer und komplexer ist. Nach Ende des zweiten Weltkriegs fokussierte Deutschland den Wiederaufbau und die Rückgewinnung wirtschaftlichen Aufschwungs, wodurch die Umweltpolitik komplett vernachlässigt und ökologische Ambitionen laut Erfahrungsberichten bis weit in die 1960er Jahre lächerlich gemacht wurden.[67] Engels betont jedoch das ökologische Bewusstsein eines Großteils der deutschen Gesellschaft in vielfältigen Bereichen, welche sich in dieser Zeit hauptsächlich in Naturschutzvereinen, Verbänden und anderen ehrenamtlichen Zusammenschlüssen artikulierte.[68] Mit dem Aufwind der Studierendenbewegung um 1968 eröffnete dies für viele Menschen das Bewusstsein und die Möglichkeit als Zivilgesellschaft für Interessen der Bevölkerung einzustehen, sodass sich im Nachgang der Protestwelle in den 1970er und 1980er Jahren „Neue Soziale Bewegungen“ thematisch ausdifferenzierten.[69] Die ökologische Bewegung in Deutschland formiert sich in erster Linie als Anti-AKW-Bewegung in der Mitte der 70er Jahre im Protest gegen den Bau von Atomkraftwerken und erreichte ihren Durchbruch im erfolgreichen Kampf gegen das Kraftwerk in Wyhl.[70] Der Erfolg wurde zu einem Vorbild der Anti-AKW-Bewegung und die gewaltfreien Aktionsformen bei einem ruppigen Polizeieinsatz verschafften den Protestierenden bei Journalist*innen und der lokalen Bevölkerung großen Rückhalt, wodurch der gewaltfreie Protest zum strategischen Credo der Anti-AKW-Bewegung erhoben wurde.[71] Die positive Bezeichnung „gewaltfrei“ wurde zu einem wichtigen Label in der gesamten Umweltbewegung der darauffolgenden Jahre.[72] Der Protest in Wyhl ist hierbei nur ein Faktor für die starke Orientierung an gewaltfreien Aktionsformen in der Umweltbewegung. Darüber hinaus müssen der Einfluss und die Verflechtung mit der Friedensbewegung, sowie die Popularität von Publikationen zum gewaltfreien Widerstand einbezogen werden.[73] Trotz der Verwendung in einzelnen Umweltinitiativen konnte sich der Begriff „Ökologiebewegung“ laut Dieter Rucht erst im Jahr 1978 etablieren und steht im Zusammenhang mit verschiedenen Publikationen.[74] Er unterscheidet die Strömungen des pragmatischen Umweltschutzes, welche verflochten mit den Initiativen des traditionellen Naturschutzes die politisch-institutionellen Rahmenbedingungen akzeptieren, von einer politischen Ökologie, die auf eine Utopie-geleitete gesellschaftliche Veränderung hinarbeitet. Als intensive und wichtige Konflikte der Bewegung in den 1980er Jahren nennt Rucht die Startbahn 18 West in Frankfurt und die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf.[75] Auch wenn die Wurzeln der Klimabewegung in Deutschland im Zusammenhang mit der Anti-AKW und der Friedensbewegung gebracht werden, ist sie in ihrer aktuellen Form einerseits das Ergebnis einer Neuformierung aus jungen, ökologisch motivierten Menschen und verschiedener linker Strömungen am Ende der Nullerjahre.[76] Andererseits wurde die Bewegung im Jahr 2019 mit der Entwicklung von Fridays For Future und Extinction Rebellion nochmal neu überformt. Da die Orientierung an der Bewegungsforschung in der aktuellen Debatte äußerst präsent ist, lohnt sich eine Betrachtung der Kämpfe um die Startbahn West und Wackersdorf zur wissenschaftlichen Einordnung.

Eine Frage der Anerkennung von Heterogenität

Die Konflikte um die Startbahn West führten ab 1979 zu öffentlichen politischen Artikulation in einem Spektrum von Demonstrationen, über Besetzungen und die Errichtung eines Hüttendorfes, bis hin zu Ausschreitungen im Rahmen von Demonstrationen oder Besetzungen, sowie gezielte Beschädigungen der Zäune und Mauern um die Baustelle.[77] Jahn klassifiziert eine Typologie von fünf Interessengruppen (Anwohner*innen, Umweltschützer*innen, linke Gruppierungen, Friedensaktivist*innen und politische Randgruppen) im Konflikt um die Startbahn West.[78] Neben den jeweiligen Interessen gab es auch spezifische Verständnisse von Gewalt, welche im Rahmen der Protestorganisation ein Faktor für die intensiven Auseinandersetzungen zur Legitimität von Ausschreitungen und Zerstörungen im Baustellenumfeld waren.[79] Es fehlte ein geteiltes Verständnis oder gar eine Entscheidung für oder gegen gewisse Aktionsformen, denn unterschiedliche Gruppierungen waren von der geteilten Legitimität der eigenen Aktionen und der Illegitimität anderer Aktionsformen überzeugt. Als dieser Scheinkonsens sich in der Dynamik des Protestgeschehens auflöste, begannen die Debatte um die sogenannte Gewaltfrage.[80] Hierbei ist auch die unbewusste Dynamik und die Prozesshaftigkeit von direkten Aktionen zu benennen, welche sich in den Konfrontationen mit der Staatsmacht ergaben und nicht als eine bewusste Entscheidung für eine Aktionsform gelesen werden können.[81] Eine gezielte Sabotage der Baustelle oder Maschinen fand nicht statt und die Wut der Startbahngegner*innen entlud sich in Mikroaggressionen durch die leichte Beschädigung von Zäunen und Mauern.[82] Nach der Räumung der Hüttendörfer scheiterte eine Wiederbesetzung an der internen Uneinigkeit, die entlang der Gewaltfrage eröffnet wurde und bis zur Aushandlung der jeweiligen Verständnisse von Demokratie, Staat, Polizei und Recht kreiste, sodass eine gemeinsame Aktion nicht zustande kam.[83] Dadurch bestätigt das Protestgeschehen um die Startbahn West, dass die ideologischen Barrieren der Aktivist*innen und unterschiedliche Gesellschaftsverständnisse im politischen Kampf nicht von den möglichen Mitteln und Methoden zur Erreichung der Ziele zu trennen sind. Selbst eine vorgeblich rein taktisch-strategische Betrachtung der Lage müsste den ideologischen Grenzen der beteiligten Identitäten Rechnung tragen.

Auch im Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf zeigte sich eine vielfältige Palette von Aktionsformen von legalen Demonstrationen mit Konzerten über Besetzungen bis hin zu Zerstörungsaktionen.[84] Analog zur Untersuchung des Konflikts um die Startbahn West von Jahn schreibt auch Dieter Rucht gewissen Gruppierungen unterschiedliche Aktionsformen, politische Ziele und dahinterliegende Gesellschaftsverständnisse zu und stellt sich die Frage, was diese „bunte Koalition“ zusammenhält.[85] Im Gegensatz zu Jahns Untersuchung der Startbahn West identifiziert Rucht Annäherungs- und Lernprozesse innerhalb der Bewegung, indem sich bspw. die komplette Ablehnung von direkten Aktionen der lokalen Bürgerinitiative in den Anfangsphase bis zur Planung der Platzbesetzung 1985/86 weiterentwickelte, die von einer probeweisen Besetzung autonomer Gruppen im Sommer 1985 inspiriert wurde. Bürgerinitiativen und autonome Gruppierungen waren gut vernetzt und standen im intensiven Austausch, auch wenn Militanz und Sabotage immer wieder für Diskussionen sorgten.[86] Durch diese Beziehungen versteht Rucht soziale Bewegungen als Handlungssysteme, welche phasenweise in der Artikulation von Protest als kollektive Akteur*innen auftreten, und eine notwendige Anerkennung der Heterogenität als Grundlage der eigenen Handlungsfähigkeit in sich tragen.[87] Unter Rückbezug auf die Untersuchung der Konflikte um die Startbahn West können die hierbei durchgeführten Aushandlungen zu den grundlegenden Verständnissen von Demokratie, Staat und Recht als letzter Versuch zur Bildung einer Kollektiven Identität im Prozess angesehen werden, da die Anerkennung von Heterogenität unter den beteiligte Interessengruppen nicht möglich war. Dies soll kein verkürztes Urteil über Effektivität und Ineffektivität der jeweiligen Proteste sein, sondern die Implikationen für die gezielte Auswahl einer möglichen Sabotage als Aktionsform hervorheben.[88] Eine Einschätzung zur Akzeptanz von unterschiedlichen Strategien und Aktionsformen in politischen Kämpfen, sowie die Bereitschaft zu Lernprozessen sind wichtige Faktoren für die Entscheidung von Aktivist*innen Sabotagepraktiken in Betracht zu ziehen.

Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen

Um diese Erfahrungen produktiv zu machen, folgt nun eine Zusammenfassung der Funktionen von Sabotageaktionen in vergangenen Kämpfen. Hierzu werden die bisherigen Erkenntnisse dieser Arbeit in vier Funktionsbereichen zusammengefasst und die daraus entstehenden Implikationen mit aktuellen Forschungsergebnissen zu Lern- und Strategiebildungsprozessen kombiniert.

Strategie und Effektivität. Die Sabotage wurde als Alternative zur zunehmenden Ineffektivität von Streikaktivitäten entwickelt. Der systematische Einsatz war auch eine Reaktion auf sich verändernde Arbeitsbedingungen. Im Anfang der Ecotage war es für die Aktivist*innen im Kampf um Black Mesa strategisch wichtig mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen und eine bewusste Spaltung von der konservativen Naturschutzpolitik des Sierra Clubs mit der Gründung des Black Mesa Defense Funds aufzuzeigen. Die Akte der strategischen Provokation, der bewussten Überschreitung von Grenzen innerhalb der Bewegung, nutzte bereits Pouget in seinen Anträgen auf den Gewerkschaftskongressen, um die Sabotage als Mittel im politischen Kampf zu etablieren. In Bezug auf bewegungsinterne Lernprozesse muss die doppelte Funktion möglicher Spaltungen nach Hoeft hervorgehoben werden. Eine Ausdifferenzierung in unterschiedliche Strömungen kann einerseits als Produkt von Lernprozessen in Teilen der Bewegung wahrgenommen werden, sowie als Auslöser zur Weiterführung im Sinne einer Verbreiterung oder Vertiefung von Lernprozessen begriffen werden.[89] Die Sabotage kann in politischen Kämpfen die Funktion eines notwendigen Weckrufes zur Lenkung der Aufmerksamkeit auf eine bestimme Problematik genutzt werden, sodass über die Auseinandersetzung neue Lernprozesse angestoßen werden können. Gleichzeitig muss hierbei angemerkt werden, dass eine isolierende Spaltung der radikalen Umweltbewegung in den Vereinigten Staaten im Hinblick auf die problematischen Implikationen der Ideologie der Tiefenökologie womöglich einen begrenzten Einfluss auf Lernprozesse in der Umweltbewegung hatte.

Selbstermächtigung für Marginalisierte. Als direkte Aktion ermöglicht die Sabotage größere Selbstwirksamkeitserfahrungen der Arbeiter*innen verglichen mit den Streikaktivitäten und der damit verbundenen Hoffnung auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Ohne den Zugriff auf umfangreichen Ressourcen oder Mobilisierung eröffnet sie auch Marginalisierten die Möglichkeit im politischen Kampf eine eigene Wirksamkeit direkt zu erkennen und mit diesen Erfahrungen eine Perspektive auf die Verbesserung des eigenen Lebens durch politische Veränderungen zu erlangen. Der Einsatz von Sabotage im politische Kampf erfolgte bisher in den überwiegenden Fällen von Menschen im globalen Süden.[90] Für die Klimagerechtigkeitsbewegung im globalen Norden beschreibt Malm aus seinen eigenen Erfahrungen das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei der Kraftwerkstürmung der Schwarzen Pumpe im Jahr 2016 und vergleicht die Wirkung dieses Ausbruchs kollektiver Gewalt mit der entgiftend wirkenden Gewalt nach Frantz Fanon.[91] Für eine angemessene sozialpsychologische Bewertung dieses Effekts im Hinblick auf Sabotageaktionen fehlen wissenschaftliche Studien. Gleichwohl kann festgehalten werden, dass nach den unermüdlichen Streiks von Fridays for Future ohne adäquate realpolitische Ambitionen und den 18 Monaten pandemischen Ausnahmezustands die Momente der Wirksamkeit für die Klimabewegung äußerst rar waren. Die konkreten Kämpfe um den Dannenröder Wald vor einem Jahr und der aktuelle Widerstand in Lützerath bieten für viele Aktivist*innen bessere Anknüpfungspunkte für die Selbstwirksamkeit ihres politischen Aktivismus. Darüber hinaus kann dies auch als Radikalisierung der Bewegung interpretiert werden.

Eskalationsstufen und Radikalisierung. Die Umweltpolitik der Vereinigten Staaten in den 1970er Jahrenwurde in seiner Zeit als ambitioniert wahrgenommen und die ökologischen Forderungen der Bewegung begrüßt. Die tatsächliche Umsetzung von ökologischer und klimafreundlichen Politik blieb trotz erfolgreicher Kampagnen in widersprüchlichen Abwehrkämpfen (s. Black Mesa) und der Mobilisierung von großen Demonstrationen aus, wodurch eine zunehmende Frustration einsetzte. Sabotagepraktiken boten die Möglichkeit als nächste Eskalationsstufe den Druck auf Regierungen zu erhöhen und die Legitimität der vorherigen Kämpfe als Legitimation im Sinne des „Wir haben es friedlich versucht, doch ihr habt nicht gehandelt“ zu nutzen. Dies zeigt sich auch im Hinblick auf die mehrstufige Dynamik im Protestgeschehen der Startbahn West und Wackersdorf. Insbesondere in Bezug auf Lernprozesse innerhalb der Bewegung lässt sich festhalten, dass der intensive Austausch von Gruppierungen mit unterschiedlichen Strategien, Lernprozesse befeuerte und zur Anerkennung der Heterogenität innerhalb der Bewegung beitrug. Die Sabotage verlässt den rechtlichen Rahmen, sodass sie (nicht zwangsläufig, aber in den meisten Fällen) enger mit einer umfassenden Gesellschaftskritik verknüpft ist und nicht nur als taktisches Mittel im politischen Kampf wahrgenommen wird. Aus diesem Grund müssen ideologische Barrieren zwischen unterschiedlichen Gruppierungen im engen Austausch gegenseitiges Verständnis und eine Anerkennung der Heterogenität erzeugen. Dies könnte durch die gewaltfreie Traditionslinie der ökologische Bewegung in Deutschland eine zentrale Herausforderung für die aktuelle Klimagerechtigkeitsbewegung sein.

Revolutionäre Transformation oder Zusammenbruch. Die Nutzung der Sabotage bedeutet nicht nur eine verfügbare Aktionsform in politischen Kämpfen zu nutzen, sondern impliziert die Bereitschaft legale Grenzen zu verlassen und das Verständnis von legitimen und illegitimen politischen Aktionen herauszufordern. Dadurch geht mit der Sabotage in gewisser Weise eine Kritik der bestehenden Verhältnisse einher, da der legale Rahmen des aktuellen Systems nicht in seiner ihrer Absolutheit akzeptiert wird. Dies zeigte sich für die Sabotage im Rahmen dieser Arbeit in zwei äußerst unterschiedlichen Ausprägungen: Einer revolutionären Gesellschaftskritik von links, welche die kapitalistischen Verhältnisse und die Befreiung aus diesen Zwängen fokussiert, sowie in tiefenökologischer Gesellschaftskritik, welche der Ökologie einen eigenen Wert zuweist und im Rahmen seiner acht Schlüsselaussagen u.a. die Notwendigkeit von Bevölkerungsreduktion impliziert, sodass im Rahmen der Zuspitzung der ökologischen Krise (mit der unbestrittenen Funktion des Menschen als Verursacher*in) ein gewaltsamer Zusammenbruch der Gesellschaften logisch und wünschenswert erscheint. Die Assoziation von Ecotage bzw. Sabotage aus ökologischen Motiven mit den Aktionen von Gruppierungen mit tiefenökologischer Prägung verursacht verständliche Barrieren in der Aneignung dieser von Seiten der Klimagerechtigkeitsbewegung. Hierbei vernachlässigt Malm in seiner kritischen Potentialanalyse der Sabotage die damit einhergehenden Probleme und die Notwendigkeit der Abgrenzung von tiefenökologischer Ideologie von Seiten der Klimagerechtigkeitsbewegung. Es besteht die reale Gefahr, eine Sabotage von fossilen Versorgungssystemen (bspw. Pipelines) könnte als Angriff auf die Gesellschaft im Stile des Deep Green Resistance aufgefasst werden. Diese ideologische Implikationen müssten bei Aktionen mitgedacht und in öffentlichen Statements bewusst negiert werden, um keine Querbezüge zu den Sehnsüchten des gesellschaftlichen Zusammenbruchs herzustellen.

Schlussbemerkungen

Der letztendliche Umgang mit Sabotageaktionen wird sich nicht in theoretischen Diskussionen über die Möglichkeiten und Risiken zeigen, sondern im praktischen Umgang und der Umsetzung in den Bewegungen. Am aktuellen Punkt stellt sich dadurch die Frage, inwiefern die Klimagerechtigkeitsbewegung im Fokus auf potenzielle Effektivität und antizipierte Legitimität ausdiskutieren möchte oder es die Gefahr birgt diese Aktionsform für Aktivist*innen tot zu diskutieren. Was wohl die Aktivist*innen in Lützerath, von MoorBleibtMoor oder HeiboBleibt in der aktuellen Flut von Artikeln, Büchern und Podcasts denken, während sie mitten in der Organisation von Protest bei Temperaturen am Nullpunkt sitzen. Alle Menschen in konkreten politischen Kämpfen wissen, dass Aktionsformen vor dem Hintergrund der lokalen Situation diskutiert werden müssen und in der Dynamik des Protestes eine gewisse Unberechenbarkeit ausweisen kann. Das zeigen auch die Betrachtungen von Wackersdorf und der Startbahn West.

Das macht die aktuelle Debatte nicht überflüssig, sondern zeigt zwei unterschiedlichen Ebenen auf, die viel zu häufig vermischt werden. Sabotage in konkreten politischen Kämpfen, insbesondere in Kristallisationsmomenten, ist bereits ein aktiv genutztes Mittel in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Ob in Wackersdorf, im Hambi oder im Danni. Sabotagepraktiken werden genutzt und haben sich in vielen Momenten als äußerst hilfreich für die Aktivist*innen erwiesen. Die Akzeptanz für Heterogenität lässt sich hierbei durch das gemeinsame Ziel im politischen Kampf (Erhalt des Waldes) leichter herstellen. Aber die zweite Ebene ist grundsätzlicher: Die Systematisierung der Sabotage als politische Aktionsform zum Standardrepertoire von lokalen Aktionsgruppen der großen Strömungen (Fridays For Future, Extinction Rebellion oder Ende Gelände) im Rahmen ihres Aktionskonsenses wäre eine absolute Neuerung für den deutschen Kontext. Von Informationsveranstaltungen bis zum zivilen Ungehorsam (Blockaden und Besetzungen) reicht aktuell die Spanne der Möglichkeiten in diesen Gruppe und es stellt sich nun die Frage, ob eine Ausweitung auf friedliche Sabotage erfolgen sollte. Extinction Rebellion und Ende Gelände führen diese Debatte bereits intensiv. In den aktuellen Diskussion werden die genannten Ebenen häufig vermischt, obwohl die erste Ebene bereits einen Platz in Bewegung hat und es möglicherweise nur um eine Ausweitung und stärkere Präsens gehen kann, wohingegen die zweite Ebene tiefe Auswirkungen haben könnte. Es würde den offenen Angriff fossiler Infrastrukturen in der alltäglichen politischen Praxis als Alternative zu Demonstrationen, Die-Ins, Besetzungen oder Blockaden ermöglichen. Als Beispiele könnten das Schottern von Kohlezügen vor dem Kraftwerk, Neuwagenzügen von der Fabrik oder die Beschädigung von Kohleförderbändern genannt werden.

Die Funktion von Sabotageaktionen in vergangenen Kämpfen zu verstehen, bietet die Möglichkeit Aktivist*innen aus einer Abwägungsspirale von Effektivität und Legitimität zu befreien und mit neue Perspektiven eine Inspiration für aktuelle Situation zu bieten. Die Angst vor Spaltung scheint in der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung besonders verbreitet zu sein, dies zeigt die Debatte um den Platz von Extinction Rebellion womöglich am besten.[92] Die meisten Aktivist*innen wissen: Die Anerkennung von Heterogenität innerhalb von Bewegungen ist ein äußerst wichtiger Faktor für deren Erfolg, das zeigt nicht nur das Beispiel Wackersdorf.[93] Doch die umfangreiche, theoretisch geführte Debatte über die Sabotage als mögliche Aktionsform zeigt, dass die Vernetzung und der Austausch in der Klimabewegung äußerst gut funktioniert. Vor diesem Hintergrund irritiert es, dass Rucht vor einer Spaltung der Bewegung warnt. Insbesondere da die Offenheit für verschiedene Aktionsformen und der solidarische, gegenseitige Bezug an verschiedenen Stellen immer wieder beton wird. Letztendlich wird sich in dieser Diskussion nicht zeigen, ob es zu einer Spaltung kommt oder Malms Thesen des eingeschrieben Pazifismus in der Klimabewegung zutreffen. Oder ob womöglich als erster vorsichtiger Schritt eine Kampagne Kohlezüge? Schottern! Unterstützt von der gesamten Klimagerechtigkeitsbewegung an vielen Stellen in Deutschland die Kraftwerksbetreiber ärgern wird. Einzelne Aktivist*innen lassen sich von der Debatte nicht beirren und beginnen bereits: Am 26.11 sabotieren sie mit einer genauen technischen Anleitung Geräte vom Kraftwerkbetreiber LEAG.[94] Ob sich diese Praxis durchsetzen und systematisch als Aktionsform in der Klimagerechtigkeitsbewegung aufgenommen wird, bleibt die spannende Frage der nächsten Monate.

Fußnoten

[0] Rucht, Dieter (2021): Gewalt schadet dem Klima. Formen des Protests und Klimaschutz, in: https://taz.de/Formen-des-Protests-und-Klimaschutz/!5803158/;

[1] Taz (2021): : „Auch Sabotage ist friedlich“, in: https://taz.de/Radikalitaet-der-Klimabewegung/!5789719/; zuletzt überprüft am 3.10.2021; Dissenspodcast (2021): #146 Muss die Klimabewegung wieder ungehorsamer werden?, in:

https://podcast.dissenspodcast.de/146-klima; zuletzt überprüft am 23.10.2021

[1b] Die Tiefenökologie ist eine philosophisch-politische Weltanschauung, welche die Mensch-Natur-Verhältnisse als tiefer verwurzelt betrachtet und der Ökologie einen eigenen Wert an sich zuweist. Die daraus folgenden acht Grundsätze tragen hierbei einige problematische Implikationen in sich, u.a. die Forderung nach eine substanziellen Bevölkerungsrückgang. (Vgl. Hendlin 2016: 189f.)

[4] Vgl. Louis, Paul (1912): Geschichte der Gewerkschaftsbewegung in Frankreich 17-89-1912), Stuttgart.; 27

[5] Vgl. Pouget, Émil (o.J.): „Die Sabotage“, in: Pouget, Émil: Die Revolution ist Alltagssache. Schriften zur Theorie und Praxis des revolutionären Syndikalismus, Lich, 2014, S. 211-258; 217f.; 213f.

[6] Vgl. Brown, Geoff (1977): SABOTAGE. A Study in Industrial Conflict. Nottingham.; 4ff.

[7] Vgl. Hanagan, Michael P. (1980): The Logic of Solidarity: Artisans and Industrial Workers in Three French Towns, 1871-1914, Illinois.; 3

[8] Vgl. Van der Linden, Marcel/Thorpe, Wayne (1990): „Aufstieg und Niedergang des revolutionären Syndikalismus“, in: Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Vol. 5, No. 3, 1990, S. 9-38; 26

[9] Vgl. Pouget o.J.: 213ff.

[10] Vgl. Louis 1912: 81ff.

[11] Pouget o.J.: 225

[12] Vgl. Ebd.: 224)

[13] Hoffmann, Rainer-W. (1981): Arbeitskampf im Arbeitsalltag, Frankfurt a.M./New York.; 48

[14] Vgl. Adamic, Louis (1974): DYNAMIT. Geschichte des Klassenkampfs in den USA (1880 – 1930), Frankfurt.; 314, 317)

[15] Vgl. Ebd.: 319

[16] Vgl. Ebd.: 317f.

[17] Vgl. Ebd.: 318f.

[18] Vgl. Gurley Flynn, Elizabeth (o.J/1916): SABOTAGE, THE CONSCIOUS WITHDRAWAL OF THE WORKERS‘ INDUSTRIAL EFFICIENCY. Verfügbar unter https://archive.iww.org/history/library/Flynn/Sabotage/; zuletzt überprüft am 3.10.2021

[19] Vgl. Ebd.

[20] S. Wehberg, Haus (1926): „Die Sabotage des Krieges“, in: Die Friedens-Warte; Vol. 26, No. 5, 1926, S. 137-139; 137f.

[21] Vgl. Petulla, Joseph (1980): American environmentalism. Values, tactics, priorities, College Station (TX)/London; 43ff; Liddick, Donald (2006): Eco-Terrorism: Radical Environmental and Animal Liberation Movements, Westport (CT); 61ff.; Guha, Ramachandra (2000): Environmentalism: A global history. New York.; 54ff., Woodhouse, Keith Makoto (2018): The Ecocentrists: A History of Radical Environmentalism, New York.; 12ff.

[22] Liddick 2006: 63

[23] Vgl. Petulla 1980: 43ff.; Guha 2000: 54ff.

[24] Woodhouse 2018: 96ff.; s. Cohen, Michael P. (1988): The History of the Sierra Club, 1892–1970, San Francisco (CA).

[25] S. Woodhouse 2018: 95-142; Petulla 1980: 43-59; Cohen 1988: 434-520.

[26] Vgl. Petulla 1980: 50f.; Woodhouse 2018: 23f.

[27] Vgl. Cohen 1988: 447

[28] Vgl. Needham, Andrew (2014). Power Lines: Phoenix and the Making of the Modern Southwest. Princeton, NJ.; 211

[29] Vgl. Corcoran, Bill (2017): “The Sierra Club’s Shadowy History With the Navajo Generating Station, Sierra Club”, in: https://www.sierraclub.org/sierra/sierra-club-s-shadowy-history-navajo-generating-station, zuletzt überprüft am 25.10.2021

[30] Vgl. Woodhouse 2018: 24ff.

[31] Vgl. Corcoran 2017; Woodhouse 2018: 209ff.)

[32] Vgl. Tompkins, Lucy (2020): “Sierra Club Says It Must Confront the Racism of John Muir.”, in: New York Times, July 23, 2020.

[33] Vgl. Woodhouse 2018: 211f.; Williams, Philip B. (2018): In the Great Southwest, in: CrimeMag, August 2018, http://culturmag.de/crimemag/philip-b-williams-in-the-great-southwest/110998; zuletzt überprüft am 25.10.2021

[34] Vgl. Posłuszna, Elżbieta (2015): Environmental and Animal Rights Extremism, Terrorism, and National Security, Oxford.; 135

[35] Williams 2018

[36] Vgl. Woodhouse 2018: 129ff.; 214

[37] Vgl. Williams 2018

[38] Vgl. Woodhouse 2018: 209

[39] Vgl. Posłuszna 2015: 133ff.; Woodhouse 2018: 209

[40] Vgl. Woodhouse 2018: 29ff.; 35f.; 41ff.

[41] Vgl. Woodhouse 2018: 51f.; Scarce, Rick (2016): ECO-WARRIES. Understanding the Radical Evironmental Movement, New York; 10ff.

[42] Vgl. Woodhouse 2018: 29ff.; 35f.; 41ff.

[43] Vgl. Malm, Andreas (2020): Wie man eine Pipeline in die Luft jagt. Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen. Berlin.; 176

[44] Vgl. Woodhouse 2018: 284f.

[45] Vgl. Kuzmiak, D.T. (1991): The American Environmental Movement, in: The Geographical Journal, Vol. 157, No. 3, 1991, S. 265-278.; 276

[46] Vgl. Scarce 2016: 4ff.

[47] Vgl. Ebd.: 6

[48] Vgl. Liddick 2006: 23-39; Woodhouse 2018: 33ff.

[49] S. Malm 2020: 173ff; Woodhouse 2018: 192ff.; Weissman, Adam (2006): „The Revolution in Everyday Life“, in: Best, Steven/Nocella, Anthony J.(Hg.): Igniting a Revolution. Voices in Defense of the Earth, Oakland, 2006, S. 127-136

[50] Vgl. Jensen, Derrick/Keith, Leirre/McBay, Aric (2020): Deep Green Resistance. Strategien zur Rettung des Planeten, Wien.; 286

[51] Vgl. Woodhouse 2018: 33ff, 101ff., 188ff., 206ff.

[52] Vgl. Ebd.: 160; 197f.; 204

[53] Vgl. Adamic 1974: 319

[54] Müller, Simone (2014): “Umwelt- und Klimapolitik in den USA: Lokale Interessen und globale Verantwortung”, in: Lammert,Christian/Siewert Markus/Vormann, Boris: Handbuch Politik USA, 2014,Wiesbaden.; 6ff.

[55] Vgl. Kuzmiak 1991: 272

[56] Vgl. Müller 2014: 7f.

[57] Vgl. Petulla 1980: 119

[58] Vgl. Ebd.: 121

[59] Vgl. Brown, Joseph M. (2021): Civil Disobedience, Sabotage, and Violence in US Environmental Activism, in: Sowers, Jeannie Lynn/VanDeveer, Stacy D./Weinthal, Erika: The Oxford Handbook of Comparative Environmental Politics, 2021, Oxfort.; 5ff., Vgl. Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (2021): Kolonialismus und Klimakrise, Berlin.; 5ff., 31ff.

[60] Vgl. Müller 2014: 9

[61] Vgl. Liddick 2006: 58

[62] Vgl. Müller 2014: 9f.

[63] Vgl. Kuzmiak 1991: 273

[64] Vgl. Hays, Samuel P. (1987): Beauty, health and performance; environmental politics in the United States, 1955-1985, Cambrigde.; 61; Woodhouse 2018: 144ff.; 138ff.

[65] Das Wort „Ökosabotage“ erzeugt lediglich 415 Treffer bei der Suchmaschine Google. Dieser Begriff wäre die direkte Übersetzung der englischen Begriffe „Eco-sabotage“ oder „Ecotage“. Der Neologismus „Ökotage“ lässt sich durch das Missverständnis der „ökologischen Tage“ nicht als Wortneuschöpfung etablieren.

[66] Vgl. Radkau, Joachim (2011): Die Ära der Ökologie. Eine Weltgeschichte, München.; 98ff.

[67] Vgl. Engels, Jens Ivo (2006): Naturpolitik in der Bundesrepublik. Ideenwelt und politische Verhaltensstile in Naturschutz und Umweltbewegung, Paderborn. 2006; 44f.

[68] Vgl. Ebd.: 46f.

[69] Vgl. Brand, Karl-Werner (1987): „Kontinuität und Diskontinuität in den neuen sozialen Bewegungen“, in: Roth, Roland/Rucht, Dieter (Hg.): Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, 1987, Frankfurt a.M./New York.; 32ff.; Engels 2006: 325f.

[70] Vgl. Uekötter, Frank (2011): Am Ende der Gewissheiten. Die ökologische Frage im 21. Jahrhundert, Frankfurt a.M /New York.; 97f.

[71] Vgl. Engels 2006: 350ff.

[72] Vgl. Uekötter 2011: 249

[73] (S. Petterkofer, Andreas (2014): Die Entstehung der grünen Politik. Kultursoziologie der westdeutschen Umweltbewegung, Frankfurt a.M./New York.; 114ff.; Ebert, Theodor (1968): Der gewaltfreie Aufstand. Alternative zum Bürgerkrieg, Freiburg.

[74] (Vgl. Rucht, Dieter (1987): „Von der Bewegung zur Institution? Organisationsstrukturen der Ökologiebewegung“, in: Roth, Roland/Rucht, Dieter (Hg.): Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, 1987, Frankfurt a.M./New York.; 242f.

[75] Vgl. Ebd.: 243; 250

[76] Vgl. Kössler, Georg (2014): „Die Klimabewegung in Deutschland“, in: Dietz, Matthias/Garrelts, Heiko (Hg.): Die internationale Klimabewegung. Ein Handbuch, 2014, Frankfurt a.M.; 187f.

[77] Vgl. Jahn, Egbert (1984): „Gewalt in der Auseinandersetzung um die Startbahn 18 West“, in: Leviathan, Vol. 12, No. 3, 1984, S. 305-335.; 320ff.; Balistier, Thomas (1996): Straßenprotest. Formen oppositioneller Politik in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1979 und 1989. Münster; 94f., 110.

[78] Vgl. Jahn 1984: 313ff.

[79] Vgl. Ebd.: 315f.; 326ff.

[80] Vgl. Ebd.: 323, 325ff.

[81] Vgl. Ebd. 323f.

[82] Balistier 1996: 110

[83] Vgl. Jahn 1984: 309f.

[84] Vgl. Balistier 1996: 37f., 97, 109

[85] Rucht 1987: 145

[86] Vgl. Ebd.: 148ff.

[87] Vgl. Ebd.: 162

[88] Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Proteste zum spezifischen Zeitpunkt müssten hierzu betrachtet werden. „Keine Protestbewegung schöpft ihre Energien und Kräfte einfach aus sich selbst. Die Stärke des Widerstandes gegen die WAA Wackersdorf ist nur sehr bedingt dem Engagement der Aktivisten, der gezielten Schaffung von Organisationen, der erfolgreichen Vermittlung verschiedener Erfahrungen oder dem Geschick einzelnen Strategen zuzuschreiben.“ (Rucht 1987: 163)

[89] Vgl. Hoeft, Christoph (2021): Stillstand in Bewegung? Kollektives Lernen in sozialen Bewegungen, Bielefeld.; 397f.

[90] Vgl. Malm 2020: 81ff.

[91] Vgl. Ebd.: 183; S. Fanon, Frantz (1981): Die Verdammten dieser Erde. Frankfurt a.M.; 77

[92] https://blog.interventionistische-linke.org/klima/extinction-rebellion-xr

[93] Vgl. Rucht 1987: 162

[94] Mehr zu Aktion unter de.indymedia.org/node/161339; zuletzt überprüft am 29.11.2021