Interessiert hörte ich mir die Erzählung zweier syndikalistischer Genoss*innen an, die über ihre Strategie bei einem Arbeitskampf sprachen. Es handelte sich um zwei gut ausgebildete Personen in technischen Berufen – nicht untypisch für den zeitgenössischen Anarch@-Syndikalismus. Und offenbar auch für den vergangenen. Ich habe vergessen, wo ich gelesen habe, dass die Anarch@-Syndikalist*innen insbesondere unter den Facharbeiter*innen stark waren. Leute, die sich organisieren können, weil sie sie das know-how haben; denen die Bosse zuhören müssen, weil ihre Arbeit nicht einfach ersetzt werden kann – und weil sie andere anleiten, welche nicht über die entsprechenden Fachkenntnisse verfügen. Auch daraus erwächst ein entsprechendes Selbstbewusstsein, dass die eigene Arbeitsleistung mehr wert ist.

Strategisch wird unter anderem das Firmenlogo kopiert und für die Kampagne subversiv verfremdet. Mehrere Schritte werden vorgedacht und Eventualitäten der Reaktion der Gegenseite abgewogen. Die Sprache der Genoss*innen selbst entspricht jener von Start-up-Unternehmen, in deren Branche sie ja auch ausgebildet wurden. Hinter der trotzigen und schelmischen Vorfreude auf die nächste Aktion steht der Stolz, sich nicht weiter gängeln zu lassen, sondern aktiv zu werden, zu handeln, sich zu ermächtigen, gegen ein strukturelles Ausbeutungsverhältnis. In welchem die beiden im Vergleich ganz gut dastehen. Doch das wissen sie auch und laden alle Angestellten ein, sich gewerkschaftlich für ihre Interessen einzusetzen.
Spätestens bei der Durchleuchtung der Unternehmensstruktur wird deutlich: Im Grunde genommen sind die Facharbeiter*innen der Ansicht, dass sie das Unternehmen auch ganz gut selbst verwalten könnten. Sie kennen die Abläufe, Prozesse, die Belegschaft, die Räumlichkeiten, die Produktionsketten und die Jahresbilanz. Umso größer ist der Skandal der Eigentumsverteilung, dass andere den Laden leiten, nur weil sie von jenen, die ihn besitzen, eingesetzt wurden. Der Wert der eigenen Arbeit wird dabei nivelliert. Dabei arbeiten die Betreffenden tatsächlich ganz gerne in ihrem Beruf. So kommen die Bosse ins Schwitzen, denn auf ihre hochqualifizierten Angestellten und Facharbeiter*innen können sie nicht verzichten. Eine gewisse Branche und ein bestimmter Berufszweig – ja. Aber ein Ausgangspunkt für die Praktizierung anarch@-syndikalistischer Vorstellungen und Konzepte.