Erinnerung: Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg 2017
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Das von Ludwig van Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertonte Gedicht Friedrich Schillers, war wohl einer der Lieblingssongs Bakunins. Das alle Menschen Geschwister sein werden, gibt Anlass zur Freude und motiviert zum Kampf. Insofern handelt es sich bei ihrer Adaption als Hymne für die EU um eine Instrumentalisierung. Die „Ode an die Freude“ wurde dann auch beim Gipfel selbst in diesem Milliarden-Prestigeobjekt Elbphilharmonie aufgeführt – wenn ich mich recht entsinne gab es dabei auch einige Protest-bedingte Komplikationen. Die Gastgeberregierung wollte damit offenbar das deutsch-europäische Erfolgsmodell des staatlichen Kapitalismus musikalisch untermalen. Bakunin jedenfalls hätte seine helle Freude am Video, welches die Bild-Reporter hier produziert haben. Und zwar einerseits, weil er einer Straßenschlacht mit schwarz vermummten „Autonomen“ sicherlich nicht abgeneigt wäre, andererseits aber, weil er um die Lächerlichkeit dieser Inszenierung gewusst hätte.Was ihn angesprochen hätte, wäre die theatralische Zuspitzung gewesen: Dort die mächtigen, reichen Regierenden, abgeschottet durch Polizei und Militär, abgehoben von den Bedürfnissen und Forderungen der Bevölkerung, welche die ihnen auferlegten Spaltungen überwindet und sich in der Auseinandersetzung gegen die Herrschenden verbündet. Auf der einen Seite, die scheinbare Ruhe und Gelassenheit der von den Sicherheitsapparaten beschützten Regierungen, die in ihrem Kern jedoch an ihren eigenen Widersprüche erodiert, auf der anderen Seite die Protestbewegungen in ihrer ganzen Vielfalt, welche tatsächlich beanspruchen die herrschende Politik und ihr System anzugreifen und zu überwinden. Letzteres wird dann medial als Skandal hingestellt, wobei es tatsächlich weniger die mehr oder weniger militanten Praktiken sind, welche die Protestierenden potenziell) hervorbringen und die als Bürgerschreck dienen sollen, sondern vor allem ihr tief eingegrabener Ungehorsam.