Einfach mal die Kontrolle aufgeben!

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Mit Zoe Wees wurde ein nettes Produkt der Kulturindustrie geschaffen. Ging das früher nicht, kann ich mir das inzwischen ab und an geben. Sogenannte Trash-Parties, die inzwischen meist von Leuten veranstaltet werden, welche die Ironie dahinter gar nicht verstehen können, weil sie schlichtweg zu jung sind, um die befreiende Erfahrung gemacht zu haben, die eigene subkulturelle Prägung in Frage zu stellen, hasse ich immer noch. Wie auch immer, weil ich ab und an mal dem Pop zuhöre, kann ich auch besser die Nuancen zwischen völlig hohl und irgendwie ganz nett unterscheiden. Und wie auch immer bearbeitet die Stimme von Zoe Wees sein mag – sie klingt einfach ziemlich geil.

Was ich mich dann aber vor allem gefragt habe, was ihr Problem ist. Ich meine, sie singt ja von Problemen, also der Angst, die Kontrolle zu verlieren, weil sie sich dann mit ihren unterdrückten Traumata wieder auseinandersetzen müsste. Klar, dafür sind die Kapazitäten begrenzt. Das geht nur manchmal. Oft braucht man wohl auch Hilfe dafür. Und die restliche Zeit versucht man halt sein Leben irgendwie weiter zu führen trotz der Scheiße, die man erlebt hat – So stelle ich mir das jedenfalls vor, was sie so singt.

Auch wenn ich das nachvollziehen kann, kommt bei mir dennoch die Frage auf, ob das immer der richtige Weg ist. Ja, sie .will die Kontrolle nicht aufgeben, weil dann… Das ist verständlich und wie gesagt, vielleicht oft auch notwendig. Was aber wäre, wenn sie die Kontrolle aufgeben würde, wenn sie es regelrecht anstreben würde, los zu lassen, sich einzulassen auf die Konfrontation, auf das Wagnis? Neben ihrer persönlichen Befindlichkeit artikuliert die Sängerin somit ein Lebensgefühl, welches viele haben in einer rasend schnellen, an allen Enden kriselnden Gesellschaftsform, in welcher die eigenen Aussichten auf eine lebenswerte Zukunft durch Kapitalverteilung, Lohnarbeitsverhältnis, der Erosion des Sozialen, ökologischer Zerstörung usw. äußerst bescheiden aussehen – Wenn denn nicht emanzipatorische soziale Bewegungen etwas anderes erkämpfen und aufbauen werden. Um sich jedoch in Bewegung zu setzen und zu einer sozial-revolutionären Haltung zu gelangen, bedeutet dies, die Kontrolle aufzugeben. Erst durch diese Erfahrung nämlich wird echte Selbstbestimmung möglich.