Das innere Parlament

Lesedauer: 2 Minuten

Und es wird noch mal spannend im Endspurt. Die Wahl meines inneren Parlaments ist noch nicht abgeschlossen. Ob etwas und wenn ja was am Ende gewählt wurde, wird natürlich nicht verraten, denn ich möchte ja nicht per unausgesprochenem Mehrheitsbeschluss vollständig aus der anarchistischen Szene ausgeschlossen werden. Hey Leute, was soll denn das? Man kann nicht sagen, Wahlen ändern nichts und dann Menschen verurteilen, die wählen, auch wenn sie annehmen, das es nichts ändert – denn in dem Fall wäre ihre Wahl ja auch egal. Darum geht es eben nicht.

Warum sind die Wahlen so ein Aufreger – während wir ja auch in vielerlei Hinsicht mit unserem Konsum, durch die Infrastrukturen, die wir nutzen, durch die Lohnarbeit, der sich zu entziehen auch ein Privileg darstellt usw., an den herrschenden Verhältnissen partizipieren oder sie zumindest dulden? Bitte, bitte, keine Fundi-Kritik. Sie nährt nur die Frustration und bringt uns in der Entfaltung unserer eigenen Inhalte und Praktiken nicht weiter, sondern verweist uns in die Position des Reagierens, anstatt das wir selbstbestimmte Akteur*innen werden!

Insgesamt geht es mir vor allem auch um die Teilnahme an einer mir fremden kollektiven Prozedur – für die Menschen allerdings in früheren Zeiten und auch heute bisweilen vehement gekämpft haben. Teilnehmende Beobachtung wird das auch genannt. Vor allem möchte ich eben auch mal wo mitmachen statt im Anti-Reflex zu verharren. Solche Dinge wollte ich – in verträglichen Dosen – zur Selbstinfragestellung, um nicht in den Gedanken zu verfallen, etwas Besseres zu sein, mal wieder machen: Zum Fußball gehen, durch das Großeinkaufszentrum flanieren, Tourist sein, programmierte Popmusik feiern, Tatort gucken, meinen eigenen Gartenzwerg aufstellen.

Meine letzte (nicht-repräsentative) Umfrage unter allem Persönlichkeitsanteilen – die nicht aus verschiedenen Gründen ohnehin für diese Frage gemutet werden – hat für die Zweitstimme ergeben:

29% Pragmatismus (= Die Linke)

24% ehrliche Nicht-Wähler

17% Humor (Die Partei)

11% Eigeninteresse (= Bündnis Grundeinkommen)

9% Wechselwunsch (Diem25)

6% Frust (Tierschutzpartei)

4% Neugier (Die Humanisten).

(Die Bergpartei* tritt in meinem Wahlkreis nicht an, sonst hätten sie sicherlich noch 1-2% aus Solidarität erhalten…)

Was die aktuell größte Fraktion angeht, wären an anderer Stelle noch viele Worte zu verlieren. Grob zusammengefasst, rein inhaltlich und vom Stil her betrachtet, teile ich die sozialdemokratische Auffassung eines Drittels der Linkspartei nicht und halte die Ansichten eines weiteren Drittels für problematisch, weil sie irgendwelchen altkommunistischen Mythen anhängen, fremdenfeindliche Züge tragen oder sonstwie krude sind. Dabei muss ich zugeben, dass ich die Wagenknechtschaft, in der sich signifikante Teile dieser Partei befinden damit für den Moment schon hart ausblende. Mit den Leuten des letzten Drittels kann man reden und was machen und das geschieht ja auch. Grundsätzlich respektiere ich selbstverständlich alle Personen, die bestimmte Standpunkte vertreten und sich dafür einsetzen.

Nun dann: Schauen wir mal, was wird. Jedenfalls kann niemand sagen, ich hätte mich nicht informiert!