Anarchie Plus

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Mit zarter Strichführung, schüchtern, fast bescheiden, möchte man meinen, malte wer ein Hämmerchen und Sichelchen neben das gesprühte (A). Das Plus stammt augenscheinlich aus der Can der ersten Person. Wie sie vielleicht noch ergänzen wollte … darüber können wir nur Spekulationen anstellen. Vielleicht ein Herz? Ein Hanfzeichen? Ein E-im-Kreis für „Egalité“/“Equality“? Wer weiß. Vermutlich aber eher kein Kommunist*innen-Symbol. Auch was der später hin zu gekommene Kommie ausdrücke wollte, wäre eine Frage wert. Scheint seine Ergänzung doch eine Erinnerung daran zu sein, dass er und sie nicht tot sind. Dass sie mitspielen wollen, in der sozial-revolutionären Bewegung.

Und wohlan: Freilich „dürfen“ sie das auch. Wenn es denn um die Anwendung konkreter Praktiken geht. Wenn denn soziale Kämpfe nicht instrumentell, sondern auch um der direkten Unterstützung von Betroffenen geführt werden. Ich müsste es nicht dazu sagen, hätte ich nicht schon so viel Scheiße mit den alten und neuen Roten erlebt. Würde sich ihre Blödheit und ihr Autoritarismus nicht immer wieder breit machen. Würden sie nicht immer noch wie fest gehangen wirken – vorwärts in die Vergangenheit.

Aber ach, da gibt es genug zu kritisieren auf der eigenen Seite. Wie sehr sich die Praktiken der Autonomen eingeschliffen haben, etwa. Wie oberflächlich und symbolpolitisch bestimmte postautonome Kampagnen geführt werden. Und wie schlecht ehrlicherweise viele an sich sinnvolle Formen der Selbstorganisation tatsächlich umgesetzt werden. Ich meine das nicht als Schuldzuweisung, sondern stelle nur selbstkritisch fest.

Selbstorganisierter Klassenkampf? Gerne. Wenn in diesem von einem heterogenen Subjekt ausgegangen und andere Herrschaftsverhältnisse mit bedacht und einbezogen werden. Wenn es um die Befähigung und Ermächtigung konkreter einzelner Menschen geht, die sich darauf hin möglichst dauerhaft zusammenschließen und ein reflektiertes Klassenbewusstsein entwickeln. – Dafür braucht es bloß keine Hämmer und Sichel.

Dennoch sage ich gönnerhaft: Spielt gern mit, wo sich Schnittpunkte ergeben und lasst uns die Auseinandersetzung suchen, wo wir verschiedene Ansichten haben. Ich persönlich wähle lieber Herz oder Smiley als rote Krakel. Aber hey: Auch da bin ich undogmatisch und reduziere Menschen nicht auf ihre Symboliken. Wir sind alle auf der Suche. Das A im Kreis ist der leere Signifikant schlecht hin.