Demo in Weißenfels – Tierbefreiung

Lesedauer: < 1 Minute

Weil sich die Emanzipation des Menschen an ihrem Umgang mit dem nicht-menschlichen Leben misst, hier die Dokumentation dieser Demo als Ausdruck eines langen und anhaltenden Kampfes. Allgemeine Infos unter: https://tierbefreier.org/

„Gemeinsam mit ARWIA organisieren die Tierbefreier*innen Jena im Rahmen der Demoreihe “Für die Schließung aller Schlachthäuser” eine Demo in Weißenfels. Wir unterstützen den Aufruf und werden uns auch an der Demo beteiligen:

Tönnies als der größte Fleischkonzern in Deutschland tötet täglich tausende fühlende, intelligente Lebewesen und erzeugt somit unnötiges Leid. Wir wollen in Weißenfels ein Zeichen gegen diese Grausamkeit setzen und dafür einstehen, dass dieses für Tier, Mensch und Natur ausbeuterische System ein Ende haben muss.

Kommt vorbei und seid laut mit uns!

Ab 12 Uhr geht es am Bahnhof Weißenfels los.

Das Schlachten beenden! Bei Tönnies und überall!

Personen und Gruppierungen, die eine rechte, rassistische, homophobe, sexistische oder eine sonstige antiemanzipatorische Weltanschauung vertreten, sind bei der Veranstaltung ausdrücklich nicht erwünscht! Gleiches gilt für Personen und Gruppierungen, die die mit Corona verbundenen Gefahren leugnen oder mit der „Querdenken“-Bewegung sympathisieren.“

Mensch soll sich halt entscheiden (müssen)

Lesedauer: < 1 Minute

Hier und da herum zu springen
wie ein verlorener Hund, der Nähe sucht
und dennoch Bindungsschwierigkeiten hat
wie Falter, aus dessen Flugbahn
man erst nach längerer Beobachtung halbwegs schlau wird
zieht schnell Verdächtigungen auf sich
selbst wenn die widersprüchliche Bezugnahme zur Szene
und die eigene Wertebasis völlig klar ist

ja umgekehrt ist’s so: wer weiß, wohin sie grundsätzlich gehört

– trotz allen Ringens, aller Zweifel –
hat erst die Möglichkeit
in die Außenwelt zu streunen und zu flattern
muss dazu nicht die Welt bereisen,
sondern kann auch im eigenen Umfeld umtriebig sein

Doch mensch soll sich halt entscheiden (müssen):
Bist du rechthaberisch oder kompromissbereit
streitsüchtig oder versöhnlich?
Bist du hoffnungsvoll oder fatalistisch,
fröhlich oder depressiv?
Bist du offen oder verschlossen,
herzlich oder distanziert?
Bist du cis oder queer,
hetero oder doch bi?
Bist du überzeugt arbeitsfrei oder lohnarbeitend,
proto-proletisch oder post-kleinbürgerlich?
Aktivistin oder Theoretikerin,
Akademiker oder Scharlatan?
Kommunist oder Individualist,
Syndikalistin oder Insurrektionalistin?

Was bist du denn, was machst du denn?
Wer sind deine Leute? Was ist deine Gang?

Unsichere Menschen sind nicht attraktiv
Mensch soll sich halt entscheiden (müssen)

Progressive Wissenschaften

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Beim surfen stieß ich auf diesen Artikel über Anarchismus in dem Anthropologie-Magazin SAPIENS.org: https://www.sapiens.org/culture/anarchism-democracy/

Interessant, dass damit die Vorurteile über den Anarchismus relativ niederschwellig ausgeräumt werden sollen, während die Beiträge der selbst doch von einer engagierten und progressiven Wissenschaft zeugen, die mit ihren Erkenntnissen gesellschaftliche Entwicklungen voranbringen möchte. Somit ist der Beitrag auch ein Beleg dafür, wie diskreditiert und abwege „Anarchismus“ als Wort nach wie vor zu sein scheint… Doch auch Wissenschaftler*innen können sich noch weiterbilden und man sollte sie nicht überfordern. Beispielsweise damit, dass ihre Beiträge und ihre Wirkungsweise (nicht generell, aber in diesem Fall) bereits ziemlich nahe an einem anarchistischen Verständnis von Wissenschaften liegen…

Be the Media: Future Histories Podcast

Lesedauer: < 1 Minute

Seit Mai 2019 hat Jan Groos mit seinem Podcast Futures Histories bereits 91 Folgen produziert, die sich im Rahmen eines libertären Sozialismus bewegen. Ein toller Ansatz um Grundbegriffe emanzipatorischen politischen Denkens zu erklären und grundlegende Gesellschaftsveränderung vorstellbar zu machen. Dies schließt Anarchismus als kontinuierlicher Quelle von Inspiration und Motivation ein. Technologische Entwicklungen und andere Eigentumsbeziehungen wird weiterhin eine besondere Aufmerksamkeit zu Teil.

Für die Abschaffung der Übel

Lesedauer: 4 Minuten

zuerst veröffentlicht auf: kritisch-lesen.de

Zugegeben, vielleicht etwas übertrieben, gleich zwei Rezensionen zur selben Publikation zu verfassen. Aber ich dachte, wenn ich einmal dabei bin, warum nicht…

Ein aktueller Sammelband über Antirassismus, Gefängnisabschaffung, Polizeikritik und transformative Gerechtigkeit stößt eine wichtige Debatte im deutschsprachigen Raum an.

Mit insgesamt 21 Beiträgen importieren die kritischen Sozialwissenschaftler*innen Vanessa E. Thompson und Daniel Loick eine wichtige, vor allem in der US-amerikanischen Bewegungslinken geführte Debatte in den deutschsprachigen Kontext. Dabei wechseln sich ausführliche Theoriebeiträge (z.B. von Andrew Dilts, Alex S. Vitale, Allegra M. McLeod) mit knapperen Statements von abolitionistischen Aktivist*innen (z.B. von Angela Davis, Victoria Law, Ruth Wilson Gilmore) ab, um eine bewegungsnahe Theoriebildung mit eindeutigen Positionen zu skizzieren. Mit der intersektionalen Perspektive auf nicht-reformistische Reformen wird zudem intensiv ein zeitgemäßes Transformationskonzept thematisiert, mit welchem die Abschaffung repressiver staatlicher Instanzen und die Stärkung selbstorganisierter Communities verfolgt wird. Diese ist mit einer grundlegenden Kritik an einem Gesellschaftssystem verbunden, welches Gefängnisse hervorbringt und nötig hat. Wer Zweifel über die Sinnhaftigkeit der Abschaffung von Polizei und gefängnis-industriellem Komplex hat, sollte sich durch die informierte Argumentation der Verfechter*innen des Abolitionismus eines Besseren belehren lassen.

„Für die Abschaffung der Übel“ weiterlesen

Für die Abschaffung der Übel

Lesedauer: 4 Minuten

zuerst veröffentlicht auf: kritisch-lesen.de

Zugegeben, vielleicht etwas übertrieben, gleich zwei Rezensionen zur selben Publikation zu verfassen. Aber ich dachte, wenn ich einmal dabei bin, warum nicht…

Ein aktueller Sammelband über Antirassismus, Gefängnisabschaffung, Polizeikritik und transformative Gerechtigkeit stößt eine wichtige Debatte im deutschsprachigen Raum an.

Mit insgesamt 21 Beiträgen importieren die kritischen Sozialwissenschaftler*innen Vanessa E. Thompson und Daniel Loick eine wichtige, vor allem in der US-amerikanischen Bewegungslinken geführte Debatte in den deutschsprachigen Kontext. Dabei wechseln sich ausführliche Theoriebeiträge (z.B. von Andrew Dilts, Alex S. Vitale, Allegra M. McLeod) mit knapperen Statements von abolitionistischen Aktivist*innen (z.B. von Angela Davis, Victoria Law, Ruth Wilson Gilmore) ab, um eine bewegungsnahe Theoriebildung mit eindeutigen Positionen zu skizzieren. Mit der intersektionalen Perspektive auf nicht-reformistische Reformen wird zudem intensiv ein zeitgemäßes Transformationskonzept thematisiert, mit welchem die Abschaffung repressiver staatlicher Instanzen und die Stärkung selbstorganisierter Communities verfolgt wird. Diese ist mit einer grundlegenden Kritik an einem Gesellschaftssystem verbunden, welches Gefängnisse hervorbringt und nötig hat. Wer Zweifel über die Sinnhaftigkeit der Abschaffung von Polizei und gefängnis-industriellem Komplex hat, sollte sich durch die informierte Argumentation der Verfechter*innen des Abolitionismus eines Besseren belehren lassen.

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Damals wie heute: Arbeit und Vorwärtsgehen

Lesedauer: < 1 Minute

So ne Band, die ich in der Zeit meiner Politisierung viel gehört habe. Das war lange her. Und auch echt ne andere Phase der emanzipatorischen Bewegungen. In der globalisierungskritischen Bewegung in welcher Irie Révoltés groß waren, gab es tatsächlich eher das Gefühl vorwärts zu kommen. Inwiefern das für mich mit meinen jüngeren Jahren vermischt war, kann ich rückwirkend natürlich nicht beurteilen…

Eine Sendung zu Landauer

Lesedauer: < 1 Minute

Eine gute Weile ist es her, dass wir dieses Interview geführt haben. Die Länge meiner Antworten sollte ich noch mal herunterschrauben und fokussierter sprechen. Ansonsten bin ich aber damit ganz zufrieden. Produziert und ausgestrahlt vom Anarchistischen Radio aus Karlsruhe.

https://radioa.noblogs.org/14-08-2022-radio-%e2%93%90-der-gudde-gustl-eine-sendung-fuer-und-ueber-gustav-landauer-interview-mit-jonathan-eibisch/

https://archive.org/details/sendung-14.08

Mehr als ein Aufstand in der Hauptstadt

Lesedauer: 3 Minuten

Die Kommune-Bewegung im Licht einer engagierten Geschichtsschreibung

Einhundertfünfzig Jahre nach der Existenz und Niederschlagung mehrerer selbstverwalteter und autonomer Kommunen in Frankreich beschreiben Detlef Hartmann und Christoph Wimmer diese historischen Ereignisse aus einer – wenn man so will – rätekommunistischen Perspektive. Ähnlich wie es Roman Danyluk hinsichtlich der Bayrischen Räterepublik (1) herausarbeitete, handelte es sich bei den aufständischen Kommunen nicht primär um ein Hauptstadtphänomen, wie nachträglich meist dargestellt. Vielmehr entstanden während der Verwerfungen des deutsch-französischen Krieges in verschiedenen Städten und Provinzen Versuche kommunaler Selbstverwaltung, die sich dezidiert gegen den zentralistischen und kapitalistischen Nationalstaat richteten und dessen Regierung grundlegend in Frage stellten.

Nach einer sozialgeschichtlichen und politischen Einordnung berichten die Autoren von den markantesten Beispielen der Kommunen von Lyon, Le Creusot, Marseille und in Algerien. Darüber hinaus werden Bestrebungen kommunaler Selbstverwaltung in Toulouse, Narbonne, Limoges, Brest und Thiers und auf Martinique erwähnt, während es in zahlreichen weiteren Orten zu Aufständen kam.

„Mehr als ein Aufstand in der Hauptstadt“ weiterlesen

Mehr als ein Aufstand in der Hauptstadt

Lesedauer: 3 Minuten

Die Kommune-Bewegung im Licht einer engagierten Geschichtsschreibung

Einhundertfünfzig Jahre nach der Existenz und Niederschlagung mehrerer selbstverwalteter und autonomer Kommunen in Frankreich beschreiben Detlef Hartmann und Christoph Wimmer diese historischen Ereignisse aus einer – wenn man so will – rätekommunistischen Perspektive. Ähnlich wie es Roman Danyluk hinsichtlich der Bayrischen Räterepublik (1) herausarbeitete, handelte es sich bei den aufständischen Kommunen nicht primär um ein Hauptstadtphänomen, wie nachträglich meist dargestellt. Vielmehr entstanden während der Verwerfungen des deutsch-französischen Krieges in verschiedenen Städten und Provinzen Versuche kommunaler Selbstverwaltung, die sich dezidiert gegen den zentralistischen und kapitalistischen Nationalstaat richteten und dessen Regierung grundlegend in Frage stellten.

Nach einer sozialgeschichtlichen und politischen Einordnung berichten die Autoren von den markantesten Beispielen der Kommunen von Lyon, Le Creusot, Marseille und in Algerien. Darüber hinaus werden Bestrebungen kommunaler Selbstverwaltung in Toulouse, Narbonne, Limoges, Brest und Thiers und auf Martinique erwähnt, während es in zahlreichen weiteren Orten zu Aufständen kam.

Ein plurales Klassensubjekt in Abwehr von modernem Staat und Kapitalismus

Neben diesem historisch-kritischen Blick zeigen Hartmann und Wimmer auch auf, dass es sich bei den Aufständischen und Engagierten für eine autonome Selbstverwaltung um verschiedene soziale Gruppen und Klassen und keineswegs um ein einheitliches politisches Subjekt handelte. Weiterhin spielten zwar Sozialist*innen, Anarchist*innen und Aktivist*innen der Internationalen Arbeiter-Assoziation eine Rolle, gleichwohl wurden die Ereignisse von einer größtenteils spontanen wirklichen Volksbewegung dominiert und vorangetrieben.

Bei der Geschichtsbetrachtung jener Entwicklungen oftmals unterschätzt wurde und wird, wie lange nicht-kapitalistische Formen und gemischte Einkommensquellen für einen großen Teil der Bevölkerung parallel bestanden und dass die französische Kommunebewegung somit auch als explizit antikapitalistisch verstanden werden muss, um erklärt werden zu können. Mit ihr wandte sich die aufständische Bevölkerung auch gegen die bonapartistische Regierungsform, durch welche versucht wurde, unterschiedliche Interessengruppen auszubalancieren, um moderne kapitalistische Verhältnisse und den zentralistischen Nationalstaat gegen die bäuerliche Subsistenzwirtschaft, das Handwerk, die regionale Selbstverwaltung und unterschiedliche regionale Kulturen durchzusetzen. (Darin lässt sich eine gewisse Analogie zur neoliberalen Politik sozialdemokratischer Parteien an der Wende zum 21. Jahrhundert erkennen.)

Kämpfe von Frauen* und Antikolonialismus

Wer sich einigermaßen mit der Geschichte des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat, kennt die Entwicklungen im Zuge des mörderischen deutsch-französischen Krieges, der zur deutschen Reichseinigung auf der einen Seite und zur Dritten französischen Republik auf der anderen Seite des Rheins führte. Das prägnante Buch kann in der in ihm entfalteten Perspektive dahingehend als innovativ gelten und stellt einige Aspekte der bolschewistischen Geschichtsverfälschung richtig. Neben dem Fokus auf die politischen Provinzen wird auch den Frauen* in der Kommunebewegung mehr Aufmerksamkeit als in früheren Publikationen geschenkt, ebenso wie Fragen der rassistischen Diskriminierung der Berber*innen und Araber*innen in Algerien mitbedacht werden.


Unter diesem Blickwinkel ist die berühmte Pariser Kommune vom 18. März bis 28. Mai 1871 eher als ein nachziehendes und weniger radikales Ereignis anzusehen als beispielsweise die Straßenkämpfe in Marseille, die umfassenden Selbstverwaltungsorgane am Industriestandort Le Creusot oder die antikolonialen Bestrebungen in Algerien. Gleichwohl erlitt die Bewegung der Kommunen in der Hauptstadt ihren blutigen Höhepunkt, wo bei ihrer Niederschlagung unter Duldung der deutschen Invasoren mehr als 20.000 Menschen abgeschlachtet wurden, die sich für ein anderes Gesellschaftsmodell einsetzten. Diese Ereignisse sind nicht zu vergessen, waren sie doch ein wesentlicher Faktor dafür, dass sich die radikaleren sozialistischen Strömungen wie die Anarchist*innen einerseits wesentlich reformistischer gaben und sich andererseits zersplitterten und teilweise im Terrorismus verhedderten.

Wie anarchistisch war die Kommune?

Die Autoren deuten an, dass sie das Konzept dezentraler und autonomer Selbstverwaltung nicht als „anarchistisch“ verstanden wissen wollen. Wenngleich es sicherlich nicht anarchistisch vereinnahmt werden darf, frage ich mich doch, warum sie diesem Abwehrreflex verfallen, statt sich positiv auf diese Bezeichnung zu beziehen, die von ihren Positionen und ihrem Politikverständnis her deutlich näher an der Kommunebewegung ist als viele Gruppierungen, die sich als „linksradikal“ verstehen.


Die Kommunen als geschichtlich gewachsenen sozialen Zusammenhang zu sehen, mit einer jeweils eigenen Ausprägung, bildet den Ausgangspunkt dafür, derartige Gemeinwesen der Selbstverwaltung als konkretes Gegenmodell zum kapitalistischen Nationalstaat zu begreifen. (2) Damit landet man keineswegs zwangsläufig in provinzieller Borniertheit, wobei selbstredend auch Lokalpatriotismus zu problematisieren ist, wo er entsteht. In jedem Fall ist die reflektierte und differenzierte Erinnerung an die Kommune-Bewegung des 19. Jahrhunderts ein Baustein für ein emanzipatorisches Geschichtsverständnis. Dazu gehört auch die Betonung dessen, dass die rebellischen Klassen sehr heterogen waren und die Ereignisse um das Jahr 1870 herum nicht als Vorspiel für die Russische Revolution fehlinterpretiert werden dürfen.

Anmerkungen:
(1) siehe https://paradox-a.de/texte/eine-gelungene-geschichte-von-unten/ bzw. Libertäre Buchseiten von März 2022 (Beilage zur GWR 467)
(2) Einen weiter gefassten und umfassenderen Kommunebegriff erarbeitet Ferdinand Stenglein in seiner Dissertation Die Anarchistische Kommune: Depropertisierung und interstitielle Autonomie