Strategiemanifest – Klimagerechtigkeitsrevolution

Lesedauer: 10 Minuten

Zur Dokumentation und als Debattenanstoß veröffentliche ich hier ein auf Indymedia gefundenen Text. (Mit einer Textanalyse kommt man schnell zum Ergebnis, dass er nicht von mir stammen kann, also spart euch die Mühe 😉

Im anarchistisch ausgerichteten Appell wird zu formulieren versucht, was im Anarchismus selten thematisiert wird: Eine Strategie und ein Programm, also ein Manifest. Meiner Lesart nach also „politische“ Seiten des Anarchismus. Das ist erst mal interessant. Beides zusammen Strategie und Manifest als „Strategiemanifest“ ist dann schon ein ziemlich großes Vorhaben, sicherlich. Aber das macht das Anliegen nicht schlechter, sozial-revolutionäre Perspektiven auf soziale Bewegungen und Gesellschaftstransformation zu entwickeln. Ja, das ist etwas anderes als postautonome Kampagnenpolitik. Nein, mit der Aufforderung zu direkter Aktion geht es nicht primär um eine Befürwortung von Gewaltanwendung – sondern vor allem um die Verschiebung der Perspektive.

Und das ist wichtig, denn linke Kampaganenpolitik ist kein Wert für sich genommen und nie davor gefeit trotz radikaler Rhetorik lediglich außerparlamentarischen Druck zu erzeugen, anstatt autonome Selbstorganisation zu fördern. Dahingehend werden im Text meines Erachtens nach wichtige Punkte aufgemacht. Beispielsweise damit, dass es sich in Distanz zur bestehenden Herrschaftsordnung zu verstehen und zu organisieren gilt.

Darin findet sich allerdings das Paradox der (Anti-)Politik. Denn ging es eben ganz politisch zu, klingt hintergründig ein starker Appell an unsere Haltung an. Das wäre eine anti-politische ethische Angelegenheit. Genauso legitim ist der Verweist auf eine utopische Dimension, welche ja keine völlig andere „befreite Gesellschaft“ meint, sondern die stets mitlaufende Vorstellung und Erfahrung, dass die Dinge ganz anders sein können. Ethik und Utopie richten sich nicht danach, was im politischen Sinne „machbar“ und „realistisch“ ist. Sie sind genauso Realität, aber eine der zur Politik gegensätzlichen Sphären.

Aufgrund der daraus hervorgehenden Irritation ist der Text meiner Ansicht nach eine lohnenswerte Diskussionsgrundlage.

Strategiemanifest – Aus der Sackgasse im strategischen Labyrinth zur Revolution

erschienen am: 22.04.2022

https://de.indymedia.org/node/185460

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In Erwartung einer alternativen Zukunft

Lesedauer: 3 Minuten

Noch eine Rezension zum aktuellen Sammelband. Aus redaktionellen Gründen ungeplant etwas zeitversetzt.

zuerst veröffentlicht auf: https://kritisch-lesen.de/rezension/in-erwartung-einer-alternativen-zukunft.

Solidarität ist in aller Munde: Eingefordert, proklamiert, postuliert und getwittert wird der Begriff jedenfalls auf inflationäre Weise – und dies umso mehr, als Regierungen ihn zur Durchsetzung der Maßnahmen der Pandemiebekämpfung für sich entdeckten. Den meisten Linken muss dies wahrscheinlich nicht erklärt werden – denn sie haben von sich aus ein Bedürfnis nach solidarischem Handeln. Das unterscheidet sie von jenen Menschen, deren postfaktisches, Ressentiment geladenes und oft esoterisches Weltbild eine eminent anti-moderne Reaktion auf emanzipatorische Errungenschaften darstellt.

Zugleich kann man sich fragen, ab welchem Punkt die Selbstvergewisserung, solidarisch zu sein, nicht in problematischen Gehorsam umschlägt. Denken wir etwa an die fatale Bewilligung der Kredite für den Kriegseintritt des Deutschen Reichs durch die Sozialdemokratie. Auch hinsichtlich der „internationalen Solidarität“ können sich Widersprüche und Probleme auftun. Etwa, wenn sozial-revolutionäre Guerilla-Gruppen mafiöse Strukturen annehmen; gleich denen, die sie bekämpfen. Schließlich sollten sich Linke die Frage stellen, inwiefern sie das, was sie groß auf ihre Banner schreiben, selbst praktizieren können. Oder ob die Anrufung von Solidarität nicht gelegentlich bedeutet, Schritte von anderen einzufordern, die man selbst nicht zu tun bereit ist.

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Für einen emanzipatorischen Antimilitarismus

Lesedauer: 10 Minuten

Zur Dokumentationszwecken spiegele ich dieses gelungene Statement.

https://de.indymedia.org/node/182832

(Das Symbolbild stammt von einer Kundgebung in Dreden und ist nicht direkt mit dem folgenden Statement verknüpft)

Kritik an Demoaufruf und Bündnis „No War but Class War!“

Beim ersten Lesen waren wir erfreut. „Weder Russland noch NATO! Schluss mit dem Krieg in der Ukraine! Antimilitarismus statt Aufrüstung!“ versprach einen politischen Charakter der Demo, den wir angemessen fanden. Viele Positionen teilen wir: Zur Unterstützung von Deserteuren überall, zur Kritik der deutschen Rüstungsindustrie und ihrer Beteiligung und Verantwortung für Kriege, zur Kritik an NATO sowieso.

Aber einigen Positionen und einigen Weglassungen wollen wir grundsätzlicher widersprechen, weil wir sie politisch falsch finden. Nach mehrmaliger Beschäftigung mit dem Aufruf zur Demo am 9.4.22 und einem Teil der Aufrufenden stellen wir das Bündnis als emanzipatorische Perspektive grundsätzlich in Frage.

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Anmerkung zum Stand der politischen Theorie des Anarchismus

Lesedauer: 3 Minuten

Auf soziopolis schrieb Ricardo Kaufer am 18.01.2022 zum Sammelband anarchistische geographien in dem auch ich einen Beitrag verfasst hatte. Zugegeben, vom Schreiben bis zur letztendlichen Veröffentlichung desselben habe ich noch mal in einiger Hinsicht weitergedacht. Das liegt im Wesen eines solchen Prozesses, denke ich. Jedenfalls schreibt der Autor in Bezug auf meinen Text:

„Die existierende Fülle an Publikationen zum Anarchismus negiert auch [… ], der in seinem Beitrag Im Spannungsfeld von Politik und Anti-Politik behauptet, dass es in Deutschland „nahezu vollständig an kompetenten Ansprechparnter*innen“ (S. 87) zum Thema Anarchismus respektive einer politischen Theorie desselben fehle. Als Gegenbeispiele zu erwähnen sind etwa Vera Bianchi, Jule Ehms, Peter Seyferth, Helge Döring, Wolfgang Eckhardt, Philippe Kellermann oder Holger Marcks“.

Nun kann man verschiedene Annahmen darüber haben, was politische Theorie ist oder auch die politische Theorie des Anarchismus. Sich darüber zu streiten ist sinnvoll, denn dies würde uns weiter bringen. Dennoch beharre ich weiter auf meiner Aussage. Ja, es gibt auch im deutschsprachigen Raum verschiedene Personen, die zu Anarchismus publizieren.

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Über die Anarchist*innen

Lesedauer: < 1 Minute

Anarchist*innen sind Menschen

die nur freiwillig einer Ordnung zustimmen
wenn sie in ihrer Individualität gleichberechtigter Teil von ihr sein können

die aus vorgeprägten Mustern ausbrechen
und ihre eigenen Regeln und Bahnen finden wollen

die gegen Unterdrückung, Ausbeutung,
Entfremdung und Zerstörung aufbegehren

die die Schwankenden zur Rebellion
und die Zweifelnden zur Selbstorganisation verführen

die nicht in den Kategorien und Begriffen der Herrschaft fühlen und denken
sondern sie subversiv unterlaufen
und Neues an ihrer Stelle errichten

die den Wunsch und den Anspruch haben
ihr Leben nach eigenen Vorstellungen und Werten zu gestalten

die das Chaos akzeptieren, weil sie es kennen
und sich zugleich verorten und positionieren

die Veränderungen nicht nur für sich selbst brauchen und anstreben
sondern Vorschläge machen und Wege aufzeigen
wie es für Viele besser, vernünftiger, mitfühlender, menschlicher werden kann

die der Widerspruch in Aktion sind
um ihn aufzuheben
und zu befreien und zu nähren
was bereits überall aufkeimt und gedeiht