Zur Dokumentation und als Debattenanstoß veröffentliche ich hier ein auf Indymedia gefundenen Text. (Mit einer Textanalyse kommt man schnell zum Ergebnis, dass er nicht von mir stammen kann, also spart euch die Mühe 😉
Im anarchistisch ausgerichteten Appell wird zu formulieren versucht, was im Anarchismus selten thematisiert wird: Eine Strategie und ein Programm, also ein Manifest. Meiner Lesart nach also „politische“ Seiten des Anarchismus. Das ist erst mal interessant. Beides zusammen Strategie und Manifest als „Strategiemanifest“ ist dann schon ein ziemlich großes Vorhaben, sicherlich. Aber das macht das Anliegen nicht schlechter, sozial-revolutionäre Perspektiven auf soziale Bewegungen und Gesellschaftstransformation zu entwickeln. Ja, das ist etwas anderes als postautonome Kampagnenpolitik. Nein, mit der Aufforderung zu direkter Aktion geht es nicht primär um eine Befürwortung von Gewaltanwendung – sondern vor allem um die Verschiebung der Perspektive.
Und das ist wichtig, denn linke Kampaganenpolitik ist kein Wert für sich genommen und nie davor gefeit trotz radikaler Rhetorik lediglich außerparlamentarischen Druck zu erzeugen, anstatt autonome Selbstorganisation zu fördern. Dahingehend werden im Text meines Erachtens nach wichtige Punkte aufgemacht. Beispielsweise damit, dass es sich in Distanz zur bestehenden Herrschaftsordnung zu verstehen und zu organisieren gilt.
Darin findet sich allerdings das Paradox der (Anti-)Politik. Denn ging es eben ganz politisch zu, klingt hintergründig ein starker Appell an unsere Haltung an. Das wäre eine anti-politische ethische Angelegenheit. Genauso legitim ist der Verweist auf eine utopische Dimension, welche ja keine völlig andere „befreite Gesellschaft“ meint, sondern die stets mitlaufende Vorstellung und Erfahrung, dass die Dinge ganz anders sein können. Ethik und Utopie richten sich nicht danach, was im politischen Sinne „machbar“ und „realistisch“ ist. Sie sind genauso Realität, aber eine der zur Politik gegensätzlichen Sphären.
Aufgrund der daraus hervorgehenden Irritation ist der Text meiner Ansicht nach eine lohnenswerte Diskussionsgrundlage.

Strategiemanifest – Aus der Sackgasse im strategischen Labyrinth zur Revolution
erschienen am: 22.04.2022
https://de.indymedia.org/node/185460
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