Linke Spießer und Biedermeier-Punk

Lesedauer: 2 Minuten

Manchmal kommen Ah-Ha-Momente erst nach langer Zeit. Es klingt wahrscheinlich merkwürdig, aber erst kürzlich hab ich erst den Song von Slime richtig verstanden. Also in dem Sinne, dass er in meiner Lebensrealität eine Rolle spielte.

Pauschal könnte mensch meinen, bei den „linken Spießern“ handelt es sich einfach um Leute, die inzwischen Kinder haben, einer geregelten Lohnarbeit nachgehen, sich weniger auf Aktionen blicken lassen oder inzwischen auf ihr Äußeres und/oder ihre Gesundheit mehr achten.

Doch das ist gar nicht der Punkt. Linke Spießigkeit kann nämlich genauso darin bestehen, Menschen von vorne heraus auszugrenzen oder pauschal zu beurteilen, weil sie halbwegs in ihrem Leben klarkommen und keinen Bock haben, nur rumzusiffen….

Worum es bei der linken Spießigkeit geht, ist das Auftreten eines Widerspruchs. Personen stellen sich als „links“ dar (was für mich persönlich ohnehin keine Qualitätsauszeichnung ist und mich eigentlich auch wenig interessiert) und verstehen darunter so etwas wie offen, inklusiv, sozial und weltgewandt zu sein. Sie engagieren sich zivilgesellschaftlich und/oder arbeiten oftmals auch in Bereichen, in denen „linke“ Einstellungen eher (bzw. überhaupt) anerkannt werden und gelten können: In der Bildung, der Kultur, in NGOs und politischen Organisationen.

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Teaching Radical – Eine Reflexion

Lesedauer: 70 Minuten

Peter Seyferth veröfentlichte schon 2012 diesen Text, wo er über seine Erfahrungen als Anarchist in der akademischen Lehre reflektiert. Ich bin jetzt darauf gestoßen und fand es vom Ansatz her spannend, diese Überlegungen zu lesen. Derartige Erfahrungen werden ja selten verschriftlicht und auch nur manchmal mündlich weiter gegeben. So fangen viele von vorne an, wenn sie kritische Formen und Inhalte bringen wollen…

Teaching Radical: Subverting Top-down Normalities in the Classroom

These are reflections on being a radical (to be precise: an anarchist) and teaching at a university. They are personal and subjective. I do not claim to having been very successful. My teaching was much less radical than I always dreamt of. This is annoying, because I think radicalism—the willingness to look at the roots of social phenomena—and a critical approach—contrary to an uncritical acceptance of the given—are necessary attitudes for serious social scientists; that differentiates them from ideologues and theologians. But I hope my teaching so far has not been totally pointless, I hope it had at least some subversive consequences, and I hope my reflections are of use for good people.

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ignite! Kollektiv

Lesedauer: < 1 Minute

Das ignite! Kollektiv kannte ich bislang noch nicht, stelle aber erfreut fest, dass es gute Workshops anzubieten hat. Die Themen sind dabei ziemlich interessant und reichen von feministischen Perspektiven auf Gewalt, BDsM, Kritik an Knast und Polizei, über Alternativen zu Strafen, als Transformative Justice. Eine wirklich gute Sache!

Gedanken zu Rhizomen

Lesedauer: 3 Minuten

Da ich wirklich kein Experte auf diesem Gebiet bin und weder die Zeit noch die Muße habe, mich wirklich tiefgehend mit psychoanalytischen Schriften auseinander zu setzen, werde ich an dieser Stelle nicht darüber schreiben. Aber gelesen habe ich diesen Aufsatz von Deleuze und Guattaris Aufsatz nun doch mal, ebenso wie die ersten 60 Seiten von Anti-Ödipus.

Wirklich eigenartig, dass Zeitgenoss*innen oder Nachkommende auf diese Leute wieder eine neue Schule begründen bzw. sie in den Kanon der intellektuellen Elite aufgenommen wurden. Ich bin mir relativ sicher, dass sie den Universitätsbetrieb tatsächlich verachtet haben. Es geht ihnen wie den subversiven Künstler*innen, deren Gesellschaftskritik bisweilen teuer verkauft wird.

In jedem Fall spannend sind die assoziativen Gedankengänge der beiden. Wenn dies das postmoderne Wischiwaschi ist, von dem sie alle reden, dann muss ich sagen, dass ich es ziemlich erheiternd finde. Daneben machten sie aber tatsächlich einen guten Punkte mit dem rhizomatischen Denken und mit ihrer Betonung des Wunsches statt des Mangels, als Ausgangspunkt der Psychoanalyse. Aus beiden Aspekten lässt sich viel Gutes für das Denken von konkreter Utopie ableiten.

Deleuze, Gilles / Guattari, Félix, Rhizom, Berlin 1977.

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Kooperation gegen Polizeigewalt!

Lesedauer: 2 Minuten

Was schon lange ein Problem war, hat sich in den letzten Jahren bedauerlicherweise massiv verschärft: Das Problem heißt Polizei. Bekanntermaßen treten Anarchist*innen für die Auflösung und Abschaffung der Polizei ein – und dafür gibt es viele gute Gründe. Hier noch mal der Link zu einer Folge des Dissens-Podcast, wo dies gut dargestellt wird: https://podcast.dissenspodcast.de/111-defund

Doch es ist das eine, sich verbal gegen die Polizei auszusprechen und ihr Agieren zurecht zu skandalisieren, vielleicht auch erst einmal eine Gegenerzählung zum verbreiteten Narrativ des vermeintlichen „Freund und Helfers“ zu schaffen. Eine inhaltliche Kritik und Thematisierung von Polizei ist ebenso wichtig und wird beispielsweise seit Jahrzehnten auf sehr fundierte Weise in der Zeitschrift „Polizei und Bürgerrechte“ (CILIP) geleistet.

Der nächste Schritt, ist sich selbst zu wehren – und Menschen zu unterstützen, welche strukturell und oft alltäglich mit polizeilicher Gewalt und Schikane konfrontiert sind. Dazu haben sich erfreulicherweise einige Initiativen gegründet, die einer notwendigen und sinnvollen Arbeit nachgehen, um ein Gegengewicht zur Polizeimacht zu schaffen. Gerne können es noch mehr Gruppen in anderen Städten gegründet werden.

Die Adressen habe ich dem Flyer der Dresdener Gruppe KGP entnommen, der HIER zu finden ist. Daraus auch:

„Falls Du von der Polizei kontrolliert wirst oder Maßnahmen beobachtest, kannst du Folgendes tun:

  • Du bist Betroffene:r von diskriminierender Behandlung durch die Polizei. Du bist nicht allein. Wende dich an eine Initiative in deiner Nähe (dazu unten mehr). Hole dir dort Unterstützung, Beratung, juristische Hilfe und lass uns gemeinsam dagegen angehen.
  • Du mußt Beamt:innen gegenüber nicht dein Privatleben offen legen. Es gilt nach wie vor das Aussageverweigerungsrecht gegenüber der Polizei, auch in Zeiten von Corona!
  • Sei solidarisch gegenüber Menschen, die sich in einer Kontrolle befinden. Biete der betroffenen Person deine Unterstützung an. Erklär, dass du für die kontrollierte Person die Kontrolle beobachten und bezeugen kannst!
  • Kontrolliere und dokumentiere Polizeiarbeit! Wende dich gerne an die unten aufgelisteten Initiativen.

Stop Racial Profiling!

Solidarität statt Polizei!

Black Lives matter!

Lese- und Diskussionskreis ab 20.10.

Lesedauer: 2 Minuten

LESE- und DISKUSSIONSKREIS „Unbedingte Solidarität“

ab 20.10., jeweils mittwochs 19 Uhr inr der ADI (Georg-Schwarz-Str. 19)

Diesen Sommer ist ein Sammelband zum Begriff der „Solidarität“ erschienen. Darin sind 15 unterschiedliche Beiträge enthalten, in denen es auf aktuelle Weise darum gehen soll, was Solidarität ist. Statt sie einfach voraussetzen oder davon auszugehen, dass sie in einer „besseren“ Gesellschaft, dann einfach vorhanden ist, können wir Solidarität aktiv erzeugen. Sie besteht eben nicht darin, Menschen zu unterstützen, mit denen wir ohnehin verbandelt sind. Vielmehr geht es mit ihr darum Differenzen zu respektieren und zugleich Grenzen zu überwinden. Somit bildet Solidarität den Ausgangspunkt und die Voraussetzung von sozialen Kämpfen, wie auch das emanzipatorische Ziel, auf das sie hinaus laufen.

Im Lese- und Diskussionskreis werden wir zu jeder Woche einen Beitrag aus dem Buch erschließen und diskutieren. Die Texte sind jeweils zwischen 8 und ca. 20 Seiten lang und eignen sich sehr gut, für eine regelmäßige und aufeinander aufbauende Besprechung.
Ich werde sie euch digital zur Verfügung stellen. Ihr könnt euch das gut Buch aber auch kaufen, was es eventuell leichter macht, damit zu arbeiten.

Die Zeit ist festgesetzt. Das konkrete Format unserer Diskussionen wird sich durch die Leute ergeben, die teilnehmen. […]

Aktuell ist es „gesetzlich erlaubt“ und auch gut möglich, dass wir uns vor Ort treffen können. Die persönliche Begegnung ist sehr wichtig, nicht nur, um neue Inhalte zu lernen, sondern, um einen gemeinsamen Denkprozess und eine Diskussion zu ermöglichen, in welcher wir uns aufeinander beziehen. Deswegen ist der Kreis als physisches Treffen geplant. Das bedeutet, dass ihr selbständig auf die bekannten Hygiene-Maßnahmen achtet. […]

Abolutionistische Demokratie

Lesedauer: < 1 Minute

Dieser Vortrag von Daniel Loick wurde am 10.06.2021 in Düsseldorf gehalten und gibt einen guten Auftakt dafür, was wir hoffentlich in den nächsten Jahren noch vom Abolutionismus, zu dem auch Vanessa E. Thompson arbeitet, erfahren werden.

Gehalten auf der Veranstaltungsreihe: http://www.plastischedemokratie.de/programs/abolitionistische-demokratie/

„Den Begriff der »abolitionistischen Demokratie« (abolition democracy) führte der Soziologe und Bürgerrechtler W.E.B. Du Bois 1935 ein, um an die uneingelösten Versprechen der Emanzipation von der Sklaverei zu erinnern. In den letzten zehn Jahren hat sich, vor allem in den USA, der Abolitionismus als radikale politische Praxis und kritische Theorie formiert, die an dieses Projekt anknüpft und eine Überwindung staatlicher Gewaltinstitutionen wie dem Gefängnis, der Polizei und den Abschiebelagern zu fordern. Der Vortrag rekonstruiert die spezifischen demokratietheoretischen Implikationen dieses Ansatzes und konturiert das Projekt einer abolitionistischen Demokratie als Leitbegriff einer kommenden sozialen Transformation.“